Das verflixte 4. Schuljahr
selben Platz für Mathematik und ein weiteres Fach, können sich die Informationen aus beiden Fächern vermischen. Da die verschiedenen geistigen Zustände durch unterschiedliche körperliche Haltungen gekennzeichnet, unterstützt und aufrechterhalten werden, bleiben die gelernten Informationen säuberlich getrennt, wenn zwischen Mathematik und den anderen Fächern ein Wechsel der Position (zum Beispiel vom Schreibtisch auf den Esszimmertisch) erfolgt.
Carolines größte Bremse für ihre Fähigkeiten ist ihre Angst zu versagen. Ihr Unterbewusstsein möchte nicht, dass sie verletzt wird. Und wenn sie etwas falsch macht, könnte genau dies geschehen. Man müsste ihrem Unterbewusstsein also »beibringen«, dass es nicht unbedingt schlimm sein muss, wenn sie einmal etwas falsch macht. Sie müsste mit dem Lernen wieder mehr Spaß am Erwerb von nützlichem und brauchbarem Wissen bekommen, wie es noch der Fall war, als sie Kleinkind war.
Jedes Kleinkind hat nämlich Lust auf Prüfungen: Laufen, Sprechen, Schreiben – alle Lernfortschritte begeistern. Hindernisse spornen an und das Können wird stolz jedem präsentiert. Man unterzieht sich in diesem Alter freiwillig und gern dem prüfenden Blick der Verwandten. Prüfungen müssen also keineswegs negative Erfahrungen darstellen. Der Mensch benötigt gar Prüfungen und damit die Anforderungen, die andere an ihn stellen, um sich weiterzuentwickeln und seinen richtigen Weg wählen zu können. Gäbe es keine solchen Anforderungen an ihn, würde er sprichwörtlich auf der Stelle treten.
Diese persönliche Einstellung und Aufgeschlossenheit Prüfungen gegenüber ändert sich jedoch bei einigen Menschen im Laufe ihres Lebens. Empfinden manche stets eine Freude an einer Prüfung und sehen sie als Herausforderung, die ihnen einen gewissen »Kick« und Feedback über ihren bisherigen Leistungsstand gibt, werden bei anderen Prüfungen im Laufe der Zeit stark mit Angst verknüpft. Eltern und andere Bezugspersonen vergleichen stets die Leistungen eines Menschen mit denen anderer, sei es als Kleinkind, als Schüler oder auch als Student. Ihre Reaktion ist zum großen Teil verantwortlich dafür, ob ein Mensch produktive Prüfungslust oder eher blockierenden Prüfungsstress empfindet.
Sie können Ihr Kind natürlich auch bei der inhaltlichen Vorbereitung auf eine Prüfung unterstützen, indem Sie mit ihm gemeinsam lernen. Wichtig ist in diesem Fall aber, dass Sie nicht die Funktion eines »Oberlehrers« einnehmen, der alles viel besser weiß als das Kind oder sogar als dessen Lehrer, sondern vielmehr die eines Beraters, der seinem Kind zur Seite steht und bei Problemen weiterhilft. Wichtig ist einerseits, dass diese Tätigkeit mit dem Kind vereinbart wurde und dieses Ihre Mithilfe auch wünscht, und andererseits, dass Sie Ihr Angebot der Unterstützung bei einer schlechten Note nicht als Instrument Ihrer Missbilligung benutzen. (»Jetzt habe ich schon so oft mit dir geübt, und du kapierst es immer noch nicht!«) Eine gute Vorbereitung auf eine Klassenarbeit besteht eben nicht aus dem Auswendiglernen des Stoffes, sondern vielmehr aus der Erlangung von Erkenntnis und Verständnis sowie aus der Anwendung geeigneter Lernstrategien.
Vermeiden Sie unbedingt, bewusst oder unbewusst Druck auf Ihr Kind auszuüben, indem Sie
✗ Konsequenzen androhen bei Nichterreichung einer Sie noch zufriedenstellenden Bewertung (zum Beispiel Fernsehverbot),
✗ Ihr Kind mit zusätzlichen Übungsstunden zunehmend überfordern,
✗ die finanzielle Unterstützung Ihres Kindes einschränken (zum Beispiel Kürzung von Taschengeld),
✗ das Freizeitprogramm reduzieren, sodass sich Ihr Kind stärker auf die Schule konzentrieren kann, oder
✗ Ihre Zuneigung von den schulischen Leistungen abhängig machen (zum Beispiel Abbruch der Kommunikation miteinander).
Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es keine Angst davor haben muss, seinen Eltern von schlechten Noten zu erzählen. Die Angst verhindert sonst, dass Sie rechtzeitig davon erfahren und sinnvolle Gegenmaßnahmen einleiten können.
Bestrafen Sie Ihr Kind nicht für schlechte Noten. Insbesondere, wenn Sie wissen, dass sich Ihr Kind vorbereitet hat, nehmen Sie ihm nicht durch Stubenarrest oder Nachsitzen seine Freizeit, weil die Note in diesem Fall nicht aus mangelndem Fleiß resultiert, sondern andere Gründe zu haben scheint, die es herauszufinden gilt. Koppeln Sie außerdem Ihre Zuneigung Ihrem Kind gegenüber nicht an die Erbringung guter Noten. Nehmen Sie
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