Das verflixte 4. Schuljahr
Ihr Kind in den Arm, auch wenn es schlechte Noten nach Hause bringt. Zeigen Sie ihm, dass Sie es auch dann lieben, wenn es keine Bestnote erreicht. Erkennen Sie auch seine Schwächen an und loben Sie seine Stärken. Trösten Sie Ihr Kind, indem Sie ihm erklären, dass auch eine schlechte Note nicht den Weltuntergang bedeutet und dass Sie selbst auch hin und wieder schlechte Noten nach Hause gebracht haben.
Im Rahmen eines Elternabends oder während eines Beratungsgesprächs sollten Sie, sofern nicht die Lehrkräfte von sich aus darauf eingehen, die Entstehung und Zusammensetzung der Noten in allen Fächern einfordern. Lehrerinnen und Lehrer sind zu einer solchen Offenlegung gesetzlich verpflichtet, um eine möglichst große Transparenz für Sie zu erreichen. Zu den Fragestellungen, die Sie interessieren sollten, gehören:
✗ Wie setzt sich die Zeugnisnote zusammen? (Gewichtung mündliche/schriftliche Leistung)
✗ Wie ist die Benotung begründet? (Quantität und Qualität der Meldungen, sprachliche/inhaltliche Fehler, Ausdruck etc.)
✗ Woran muss der Schüler arbeiten, um seine Leistungen zu verbessern?
✗ Bis wann soll er welche Inhalte nachbereiten?
Insbesondere insgesamt ruhige und zurückhaltende Schülerinnen und Schüler interessiert an dieser Stelle die Zusammensetzung der mündlichen Leistung. Zu diesem Bereich zählen
✗ Quantität und Qualität der Meldungen,
✗ Erledigung der Hausaufgaben,
✗ Lernstandskontrollen (zum Beispiel Vokabeltests oder Hausaufgabenüberprüfungen),
✗ Heftführung,
✗ sonstige Aufgaben, wie etwa Referate.
Allein diese Vielschichtigkeit der mündlichen Note bedeutet, dass eine einfache »Beratung« eines Lehrers mit den Worten »Ihr Kind muss sich mehr melden« nicht ausreicht, um Sie und Ihr Kind umfassend informieren zu können. Denn selbst ein stiller Schüler kann durch eine sorgfältige Erledigung der Hausaufgaben, ordentliche Heftführung und das Halten eines Referats eine gute Leistung erzielen.
Dementsprechend sollten Sie bei Unklarheiten hinsichtlich der Benotung Ihres Kindes nachfragen und sich gegebenenfalls auch in Bezug auf eine zusätzliche Förderung informieren. Bei schriftlichen Leistungskontrollen (Klassenarbeiten, Tests, Proben) können Sie in der Regel wichtige Aspekte bereits in der Notenbegründung am Ende der Arbeit finden, sodass Sie die Ursachen der Note und mögliche Handlungsempfehlungen des Lehrers unmittelbar nachvollziehen können. Überbewerten Sie aber die Bedeutung einer Note nicht und, nochmals, koppeln Sie vor allem daran nicht die Beziehung zu Ihrem Kind.
Bedenken Sie bei einem ruhigen und sachlichen Gespräch mit Ihrem Kind über erteilte Noten, dass Kinder mit Enttäuschungen und Misserfolgen noch nicht entsprechend umgehen und diese bewältigen können. Sie verstehen einen schulischen Misserfolg häufig als Herabsetzung ihrer eigenen Person. Setzen Sie an diesem Punkt an und signalisieren Sie Ihrem Kind, dass Sie auch bei einer schlechten Note zu ihm halten.
Finden Sie in einem vertraulichen Gespräch gemeinsam heraus, wie die schlechte Leistung zustande gekommen ist. Zeigen Sie Ihrem Kind Möglichkeiten auf, seine Leistungen zukünftig zu steigern. Trainieren Sie zu Hause die Mitarbeit im Unterricht, denn die ist, wie bereits dargestellt wurde, oftmals ebenso wichtig für die Zeugnisnote wie die Ergebnisse der schriftlichen Arbeiten.
Insbesondere schüchternen und zurückhaltenden Kindern fällt es oft schwer, sich im Unterricht zu melden. Selbst wenn sie die Antwort kennen, sind sie unsicher und haben Angst, etwas Falsches zu sagen, worüber die Klasse lachen könnte. Üben Sie beispielsweise mit Ihrem Kind, direkten Blickkontakt zu demjenigen aufzunehmen, mit dem es gerade spricht. Weisen Sie zu Hause beim Gespräch mit Ihnen darauf hin und loben Sie Ihr Kind, wenn es den Blickkontakt von selbst aufnimmt. Ein solcher Blickkontakt vermittelt dem Gegenüber (in der Schule wäre dies die Lehrerin bzw. der Lehrer sowie die Klasse) Kompetenz und Selbstsicherheit und ist doch so schwierig, weil es viel einfacher ist, auf den Boden zu schauen. Tut sich Ihr Kind schwer damit, empfehlen Sie ihm, der Lehrerin/dem Lehrer oder den anderen Kindern nicht direkt in die Augen zu blicken, sondern beispielsweise auf den Mund. Diese »Schummelei« fällt nicht auf, kostet aber weniger Überwindung als der direkte Blick in die Augen des Gegenübers.
Auch eine deutliche, laute Aussprache (kein Schreien!) vermittelt dem Gegenüber
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