Das verflixte 4. Schuljahr

allein den Bus zur Schule nehmen.
    Übertragen Sie Ihrem Kind kleinere Verantwortungen zu Hause, zum Beispiel für ein Haustier. Ihr Kind muss dann selbstständig für Futter sorgen und zum Beispiel Gassi mit dem Hund gehen. Auch die Versorgung von Pflanzen trägt zur Selbstständigkeit Ihres Kindes bei. Beantworten Sie auch nicht sofort jede Frage Ihres Kindes, sondern leiten Sie es an, wie es sich selbst die gewünschten Informationen aneignen kann.

8 Druck im Elternhaus
    ... und wie Sie ihn vermeiden
    Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind. Und zu einem optimalen Start in ein erfolgreiches Leben, so meinen viele von ihnen, gehört nun einmal der Weg aufs Gymnasium. Denn ein Abschluss auf dieser Schule garantiert die besten Voraussetzungen für ein Studium oder eine erfolgreiche Bewerbung um einen Ausbildungsplatz.
    Eltern können einiges dazu beitragen, dass ihr Kind eine erfolgreiche Schulkarriere beschreitet und dennoch Kind bleiben darf. Den richtigen Weg hierbei zu finden, ist allerdings kein Kinderspiel: Ein zu harter Ton, ein strenger Blick, aber auch zu viel Zuwendung und Nachgeben – all dies kann dazu führen, dass Eltern und Kind ihr eigentliches Ziel verfehlen.
    Kind sein heute
    Ein spontanes Treffen mit einem Freund, ein Toben auf dem Spielplatz ohne Animation von Mama – dies war früher der normale Tagesablauf eines Kindes, sobald die Hausaufgaben erledigt waren. So etwas geht heute nicht mehr, weil das Kind ja die besten Startbedingungen erhalten soll, die es für eine erfolgreiche Entwicklung braucht. Viel hilft viel. Und so stehen ganze Familien unter einem immensen zeitlichen Druck, und zwar häufig bereits ab dem Kleinkindalter – oder noch früher. Da geht es vom Babyschwimmen zur Krabbelgruppe zum ersten Englischunterricht. Tatsächlich gibt es bereits bilinguale, also zweisprachig angelegte Krippenplätze für Säuglinge ab zwei Monaten. Eine ideale Vorbereitung auf einen globalisierten Arbeitsmarkt …
    Zu großer Leistungsdruck, verursacht entweder durch zu hohe Ansprüche der Eltern oder aber auch durch die eigene Einstellung des Kindes, sorgt dafür, dass das Kind Dinge schlechter behält und während einer Klassenarbeit blockiert. Das Resultat ist dann unter Umständen eine schlechte Note, obwohl das Kind den Stoff eigentlich verstanden hat und intelligent genug ist.
    Kinder, die einem solchen Druck nicht gewachsen sind, werden krank und müssen therapiert werden. Sie sind längst keine Ausnahme mehr. Jeder zehnte Heranwachsende im Alter zwischen 12 und 17 Jahren leidet bereits unter Depressionen. Mehr als die Hälfte aller Kinder unter zehn Jahren befand sich laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse schon einmal in Therapie, von der Ergotherapie über Logopädie bis hin zu autogenem Training. Und anschließend wird gefördert, aus Angst, das Kind könnte etwas verpassen oder in der Leistungsgesellschaft später nicht mehr mithalten. Gefördert werden nicht nur die fachlichen Inhalte der Unterrichtsfächer, sondern alles Mögliche. Und so steht im nachmittäglichen Stundenplan vieler Kinder Turnunterricht, Geige, Klavier, Reiten und vieles mehr. Für das Kindsein ist da kein Platz mehr.
    Der schmale Grat der Förderung
    Bei aller Kritik muss natürlich unterschieden werden zwischen notwendiger Förderung, zum Beispiel bei sprachlichen Defiziten, und übertriebenem Engagement. Wenn einem Kind beispielsweise die Kommunikation mit anderen Kindern schwerfällt, vielleicht weil ihm einfach die passenden Worte fehlen, kann eine Sprachtherapie sogar noch vor der Einschulung sinnvoll sein, um sicherzustellen, dass das Kind zu Schulbeginn in der Lage ist, sich in der Klasse zu äußern oder die Lehrerin bzw. den Lehrer zu verstehen. Der Kinderarzt ist in diesem Fall der richtige Ansprechpartner. Er kann mithilfe standardisierter Verfahren klären, ob es sich bei dem von Ihnen festgestellten Problem um ein Defizit handelt, das ohne äußerliche Hilfe im Zuge der kindlichen Entwicklung nachlässt bzw. ganz verschwindet, oder ob eine therapeutische Maßnahme angeraten ist, zum Beispiel, weil eine Sprachentwicklungsstörung vorliegt.
    Wenn Kinder besondere Interessen und Vorlieben für ein sportliches Hobby oder ein Musikinstrument zeigen, ist eine Förderung natürlich sinnvoll und notwendig, um damit das Interesse aufrechtzuerhalten oder zu steigern und dem Kind eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu vermitteln, an der es wachsen und durch die es Bestätigung und Erfolgserlebnisse