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Das verflixte 4. Schuljahr

Das verflixte 4. Schuljahr

Titel: Das verflixte 4. Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kohn
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erhalten kann. Wichtig ist jedoch, dass all dies nicht zu viel für das Kind wird und immer noch genügend Freiraum bleibt, in dem das Kind einfach mal für sich sein oder sich mit Freunden zum Spielen und Toben verabreden kann. Kinder müssen nicht ständig beschäftigt werden. Denn sonst führt Überförderung schnell zu Überforderung.
    Kinder, deren Eltern zu großen Leistungsdruck auf sie ausüben, sind in Klassenarbeiten und anderen Tests sehr nervös und können sich schlecht konzentrieren. Sie sind schnell verzweifelt und fangen an zu weinen. Sie kommen mit den Aufgaben allein nicht zurecht und müssen die Lehrerin bzw. den Lehrer fragen, wie die Aufgabenstellung zu verstehen ist.
    Während verständnisvolle und das Lernen behutsam fördernde Eltern positive Auswirkungen auf den Lernprozess ihrer Kinder haben, führt Leistungsdruck innerhalb der Familie zu einer negativen Haltung der Kinder gegenüber dem Unterrichtsstoff sowie der Schule selbst. Sie lösen dann ihre natürliche Neugier und ihr Interesse, mit Freude Neues zu entdecken, durch Kosten-Nutzen-Erwägungen ab. Solche Kinder lernen nicht mehr, um einen Verständnisvorsprung oder einen Erkenntnisgewinn zu verbuchen, sondern lediglich, um die in Aussicht gestellten Belohnungen zu erlangen bzw. Strafen zu vermeiden.
    Kontrollieren Sie nicht ständig die Leistungen und den Lernfortschritt Ihres Kindes. Sicher, die Erledigung der Hausaufgaben und das Üben vor Klassenarbeiten und Proben müssen Sie schon im Auge behalten und Ihr Kind gegebenenfalls auch dazu anhalten. Ein ständiges Antreiben wirkt sich jedoch als kontraproduktiv aus und nimmt Ihrem Kind nur den letzten Funken Freude am Lernen.
    Bei der Rückgabe einer Klassenarbeit lässt sich für die Lehrerin bzw. den Lehrer leicht feststellen, bei welchen Kindern zu Hause ein zu großer Leistungsdruck ausgeübt wird. Solche sind bei schlechten Noten (und für manche ist bereits eine Drei eine schlechte Note) besonders aufgewühlt und beginnen zu weinen. Sie haben Angst, die Note ihren Eltern zu zeigen, geschweige denn die Arbeit von ihnen gegenzeichnen zu lassen. Es gibt sogar Kinder, die aus Angst vor der Reaktion ihrer Eltern deren Unterschrift fälschen – und das schon in der Grundschule!
    Bei diesen Eltern handelt es sich keineswegs um »Rabeneltern«, sondern eben vorwiegend um solche, die eigentlich das Beste für ihr Kind wollen. Dass sie es durch ihre direkt geäußerte oder indirekt durch ihre Reaktionen vermittelte Erwartungshaltung einem zu großen Druck aussetzen, ist den meisten von ihnen jedoch nicht klar. Und damit erreichen sie genau das Gegenteil dessen, was sie eigentlich wollten: Das Kind entwickelt eine Angst vor Prüfungen oder der Schule allgemein, bekommt Aussetzer (»Blackouts«) und schreibt bei den folgenden Arbeiten noch schlechtere Noten. Die Folge: Die Noten reichen hinten und vorne nicht für den Übertritt, die Eltern werden unzufrieden und das Kind ist ständig frustriert. Bei manchen Kindern wird aus einer solchen Frustration die besagte Prüfungs- oder Schulangst, andere entwickeln einen Tick, um damit fertig zu werden. Bereits in der 2. Klasse gibt es Kinder, die ständig nervös mit den Augen zwinkern, ihre Nägel abkauen oder mit den Mundwinkeln zucken.
    Zusätzlich zum Druck im Elternhaus kommt der Druck, der durch die Akzeptanz in der Klasse ausgelöst wird. Insbesondere bei den Mädchen sind in den Anfangsjahren jene beliebt, die gute Zensuren schreiben.
    Seien Sie wachsam und achten Sie auf Signale Ihres Kindes. Ist es durch das ihm auferlegte oder teilweise selbstbestimmte Schul- und Freizeitprogramm gestresst, wird es Ihnen dies zeigen. Kinder, die mit etwas ein Problem haben, werden schnell selbst »problematisch«. Reagieren Sie darauf, indem Sie der Ursache des problematischen Handelns auf den Grund gehen. Bevor Sie Ihr Kind zur Therapie schicken, nehmen Sie sich selbst Zeit für Ihr Kind und seine Sorgen und zeigen Sie ehrliches Interesse dafür.
    Haben Sie nicht nur die Klassenarbeiten und Tests Ihres Kindes im Blick und bewerten Sie seine Leistung nicht allein an deren Ergebnissen. Schauen Sie sich auch seine Schulhefte an und loben Sie eine gut gemachte Hausaufgabe oder die Ordentlichkeit Ihres Kindes. Ermutigen Sie Ihr Kind, wenn es eine schlechte Klassenarbeit mit nach Hause bringt, anstatt es dafür zu kritisieren. Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass es im Leben nicht nur um Zensuren und Leistung geht, sondern auch andere Charaktereigenschaften von

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