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Das verflixte 4. Schuljahr

Das verflixte 4. Schuljahr

Titel: Das verflixte 4. Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kohn
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schwer erfüllbare Erwartungshaltung. Auch Belohnungen können ungewollt Druck auf das Kind ausüben, indem es sich daran gewöhnt, für die Belohnung zu lernen anstatt für die Sache. Setzt die Belohnung einmal aus, lässt die Motivation zu lernen automatisch nach, was schlechtere Noten zur Folge haben kann. Belohnungen (zum Beispiel eine Taschengelderhöhung oder eine CD) erhöhen zwar zunächst die Motivation beim Kind, weil es sich für seine Leistung bestätigt sieht. Werden solche Belohnungen allerdings zur Gewohnheit und Regel, verlieren sie ihren Reiz. Die Belohnung wird somit zur Selbstverständlichkeit – und wer zeigt schon für Selbstverständlichkeiten besonderes Engagement, wenn er nicht (zusätzlich) anderweitig motiviert ist? Einmal in dieser Zwickmühle gefangen, können Sie sich nur befreien, indem Sie beim nächsten Mal eine höhere Belohnung anbieten. Aber das wollten Sie vermutlich nicht bezwecken ...
    Was Kinder wirklich antreiben sollte, ist der eigene Wunsch nach Weiterentwicklung und der Drang, seine eigene Welt zu entdecken, Neues zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Dazu braucht es keiner (materiellen) Motivation von außen. Kinder, die ein Ziel selbstständig erreicht haben, beziehen daraus die Motivation, ein nächsthöheres Ziel anzustreben.
    Welche Motivation auch immer dahinterstecken mag, ohne für eine Klassenarbeit oder Probe zu lernen, wird es wohl in aller Regel nicht gehen. Wenn das Üben allerdings lediglich vor der drohenden Überprüfung stattfindet und ansonsten locker mit dem Unterrichtsstoff umgegangen wird, kann dies ebenfalls Druck auf das Kind ausüben, da dann alles auf einmal gepaukt werden muss, was in den letzten Wochen angefallen ist. Besser ist es, regelmäßig (gegebenenfalls gemeinsam mit dem Kind) zu lernen, auch wenn gar keine schriftliche Prüfung in Sicht ist. So wird die Stofffülle in überschaubare Häppchen verteilt, und durch das damit verbundene ständige Wiederholen einiger Begriffe oder Rüstzeuge (wie zum Beispiel das Multiplizieren) gelangen diese besser ins Langzeitgedächtnis des Kindes.
    Wenn Sie gemeinsam mit Ihrem Kind lernen wollen (was durchaus Sinn machen kann, insbesondere, wenn sich Ihr Kind allein nur schwer auf die Aufgaben konzentrieren kann), bedenken Sie, dass nicht Sie es sind, der sich auf eine Prüfung vorbereiten muss, sondern Ihr Kind. Beantworten Sie also nicht sofort selbst eine Frage, wenn Ihr Kind nicht gleich auf die Antwort kommt, sondern lassen Sie Ihr Kind die Aufgaben lösen. Stehen Sie nur zur Verfügung, um gelegentlich einen Motivationsschub oder – bei völliger Hilflosigkeit – einen kleinen Tipp zu geben, der Ihrem Kind hilft, selbst auf die Lösung zu kommen.
    Gewähren Sie Ihrem Kind das Recht mitzubestimmen, wie und wo es für die Schule lernt. Natürlich haben Sie dabei auch ein Wörtchen mitzureden und können mit einleuchtenden Argumenten weniger sinnvolle Vorschläge Ihres Kindes entkräften. Vor dem Fernseher zu lernen, während eine Zeichentrickserie läuft, ist weniger ertragreich als der Wunsch Ihres Kindes, erst eine Runde mit den Freunden zu spielen und daran anschließend mit einem klaren Kopf mit dem Lernen zu beginnen. Können Kinder so die Art und Weise des Lernens mitbestimmen, gehen sie motivierter und lernbereiter an die Sache, als wenn Sie alles von oben herab bestimmen und anordnen. Trotzdem sollte das Lernen zu einem festen Zeitpunkt in den häuslichen Wochenplan integriert sein, damit sich das Kind darauf einstellen kann und sein Tagesablauf auf diese Weise Struktur erhält.
    Natürlich dürfen Sie Ihr Kind bei allen Vorteilen des regelmäßigen Lernens und Wiederholens nicht überfordern. Jeden Tag müssen Hausaufgaben erledigt werden, und auch das außerschulische Freizeitprogramm darf nicht vernachlässigt werden. Das Üben auf einen Tag am Wochenende zu legen (zum Beispiel samstags eine Stunde) macht daher mehr Sinn, als den ohnehin schon vollen Tagesplan unter der Woche noch weiter zu strapazieren. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wie lange das Üben dauern soll, und halten Sie diese Zeit ein, auch wenn das gesamte Pensum einmal nicht abgearbeitet wird. Dies ist wichtig, damit das Lernen nicht ausufert und wieder zur Belastung für das Kind wird. Wie beschrieben, trägt das Einhalten fester Zeiten außerdem zur Strukturierung des Tagesablaufs bei.
    Schließen Sie die Übungsstunde mit einem Ritual ab. Lesen Sie Ihrem Kind eine kurze Geschichte vor oder singen Sie mit ihm ein Lied. Auf

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