Das verflixte 4. Schuljahr
jeder zehnte Gymnasiast wechselt noch während der Sekundarstufe I auf eine andere Schulform. Und auch von denjenigen, die bis in die Oberstufe durchgehalten haben, verlassen einige vorzeitig die Schule, zum Beispiel mit dem Fachabitur. Insbesondere Eltern mit hohem Bildungsniveau stellen ähnliche Ansprüche an ihre Kinder. Bei vielen gehört der Gang auf das Gymnasium einfach zum Prestige, unabhängig davon, ob die Schule auch tatsächlich für das Kind geeignet ist.
Entsprechende Fehlentscheidungen sind nicht immer eine Katastrophe für ein Kind; wenn allerdings eine zu schwierige Schulform gewählt wird, mündet dies nicht selten in eine permanente Überforderung des Kindes, die wiederum zu Schulunlust, Schulangst oder zu weiteren psychischen Auswirkungen auf das Kind führen kann. Nicht zuletzt aus diesem Grund sollte also die Wahl der richtigen weiterführenden Schule wohlbedacht sein. Als Faustregel gilt: Die Schule ist geeignet für Ihr Kind, wenn es dort zumindest mittlere Leistungen ohne Dauernachhilfe erbringen kann. Eine Einschätzung, ob Ihr Kind dies leisten kann, erhalten Sie von den Grundschullehrerinnen und Grundschullehrern.
Umfassende Beratung im Vorfeld
Rechtzeitig vor den Aufnahmegesprächen mit den weiterführenden Schulen werden Sie zu einem Beratungsgespräch an die Grundschule eingeladen, währenddessen die Lehrerin bzw. der Lehrer Ihres Kindes über die empfohlene weiterführende Schule informiert. Während in einigen Bundesländern diese Empfehlung verbindlich ist (das heißt, Sie müssen Ihr Kind an der empfohlenen Schulform anmelden), haben Sie in anderen Bundesländern die Möglichkeit, Ihr Kind dennoch auf die von Ihnen bevorzugte Schule zu schicken. Während eines Informationsabends an der Grundschule Ihres Kindes erfahren Sie auch alle Informationen über die weiterführenden Schulen in Ihrer Region (in der Regel ist die Schulleitung der Schulen vor Ort, um ihre Schule vorzustellen und Ihre Fragen zu beantworten). Auch erfahren Sie hier die zu beachtenden Fristen für die Anmeldung Ihres Kindes an der weiterführenden Schule. Fragen Sie gezielt bei Ihrer Grundschule nach diesen Informationsveranstaltungen!
Suchen Sie in jedem Fall das Gespräch mit der ins Auge gefassten weiterführenden Schule und lernen Sie deren Erziehungs- und Unterrichtsmethoden sowie außerschulische Angebote wie zum Beispiel Arbeitsgemeinschaften kennen. Die meisten Schulen laden zu diesem Zweck zu einem Tag der offenen Tür ein, an dem Sie sich und Ihr Kind über den Unterricht und das gesamte Angebot der Schule informieren und zudem die meisten der dort beschäftigten Lehrerinnen und Lehrer kennenlernen können.
Mancherorts finden an den Grundschulen auch Elternabende statt, an denen die Schulleiter der umliegenden weiterführenden Schulen sich und ihre Schule vorstellen und eine erste Möglichkeit für Nachfragen ermöglichen.
In der Regel findet ab der 3. Klasse eine erweiterte allgemeine Beratung der Erziehungsberechtigten statt, in der Sie beispielsweise an einem zusätzlichen Elternabend über das differenzierte Bildungssystem, dessen Durchlässigkeit und vielfältige Abschluss- und Anschlussmöglichkeiten informiert werden. In der 4. Klasse führen die Grundschule und die weiterführenden Schularten Haupt-/Mittelschule, Realschule und Gymnasium dann Informationsveranstaltungen zu den jeweils angebotenen Bildungswegen bzw. den jeweiligen Schulprofilen und -schwerpunkten durch.
Erkundigen Sie sich beim Schulleiter der ins Auge gefassten Schule, ob Ihr Kind für ein paar Tage probeweise am Unterricht teilnehmen kann. Dies macht allerdings nur dann Sinn, wenn Ihr Kind in der Lage ist, dem Unterrichtsstoff einer höheren Jahrgangsstufe zu folgen. Handelt es sich hingegen lediglich um einen Schul(form)wechsel, ist ein solches Testen eine gute Möglichkeit, herauszubekommen, ob die Schule geeignet für Ihr Kind ist.
Ist ohne Zeugnisnoten und Probeunterricht alles besser?
Längst nicht in allen Bundesländern sind die Messlatten für den Übertritt derart hochgehängt. Hier sind die Zeugnisnoten entscheidend, dort ist allein der Elternwille das Maß aller Dinge. Der Rat der Grundschullehrerin bzw. des Grundschullehrers ist eine Empfehlung, an die man sich halten kann oder – wie viele Eltern es tun – auch nicht.
Letzteres entspannt zwar in der Tat die Grundschulzeit der Kinder und nimmt auch den bereits mehrfach angesprochenen Druck aus den Familien. Das böse Ende kommt dann aber häufig auf der
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