Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
Vom Netzwerk:
die Runde und strich sich eine Strähne ihres kastanienbraunen Haars aus dem Gesicht. »Aber wer ist es dann?«
    »Ja, wer, in der Tat?«, erwiderte Graf Valentyne. Seine Stimme klang brüchig wie die eines Greises. »Welche anderen Feinde haben wir? Ich weiß von keinem.«
    »Verzeiht mir meine Kühnheit, Mylords und Myladys«, meldete sich Bryn zu Wort. Er hatte sich erhoben und stand etwas verlegen vor der Versammlung. »Doch habt Ihr bedacht, dass das Übel aus Weir kommen könnte? Ihr wisst, dass Prinzessin Tania mit eigenen Augen gesehen hat, wie der Verräter Drake seinen Vater in Caer Liel besuchte, damals, als der Hexenkönig das Land beherrschte. Und Lord Aldrich versprach seinem Sohn, dem Haus Aurealis in der bevorstehenden Schlacht nicht zu Hilfe zu eilen. Wäre es nicht möglich, dass Weir uns eine tödliche Krankheit schickt, um den Tod seines einzigen Sohnes zu rächen?«
    »Lord Aldrich ist kein Hexer«, gab Eden zu bedenken. »Und selbst wenn er die nötigen Künste besäße, so glaube ich nicht, dass er sie gegen das Elfenreich einsetzen würde.«
    »Weir ist kein Verräter«, stimmte die Königin zu. »Ich sprach durch den Wasserspiegel mit ihm – er bedauert die Taten seines Sohnes und verflucht den Tag, an dem dieser sich den dunklen Künsten zuwandte.«
    »Ja, wahrhaftig – wer einmal auf der falschen Seite steht, ist verloren«, bestätigte Hopie. »Doch wir dürfen dem Vater nicht die Taten des Sohnes anlasten.«
    »Entschuldigt bitte«, warf Tania ein. »Ich weiß noch so wenig von dieser Welt, aber ist es wirklich ausgeschlossen, dass der Kleine einfach Fieber bekommen hat und daran gestorben ist?«
    Die Königin schüttelte betrübt den Kopf. Graf Valentyne blickte nachdenklich drein. »Etwas Derartiges gab es seit der Großen Erweckung nicht mehr«, sagte der Graf schließlich. Er hielt seinen Stock so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »So etwas ist unmöglich.«
    »Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich von der Großen Erweckung höre«, sagte Tania. »Ich weiß, ich müsste wissen, was das bedeutet – aber ich kann mich nicht erinnern …«
    Eden trat vor und legte ihre Hand auf Tanias Kopf.
    »Ich werde es dir zeigen«, sagte sie. »Öffne deinen Geist und erlebe die Geburt des Elfenreichs.«
    Für einen Augenblick hatte Tania das Gefühl, in einen Wirbelsturms zu geraten. Keuchend und nach Atem ringend raste sie durch ein Meer von wirbelnden Luftmassen.
    Dann landete sie unvermittelt auf einem hölzernen Landesteg, der in eine flache blaue Bucht hinausragte. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass sie von einer großen Menge Elfenvolk umringt war, das sich am Ufer versammelt hatte und aufs Meer hinausblickte. In der Ferne erblickte Tania lange Mauern und jenseits davon stand ein riesiges Gebäude aus Backstein mit zahlreichen Türmen und unzählig vielen Fenstern, deren Glasscheiben in der Sonne funkelten. Hohe Zinnen und wuchtige Gemäuer erhoben sich in den blauen Himmel.
    Tania bemerkte einen breiten Fluss, der sich tief ins Land hineinschlängelte.
    Das ist der königliche Palast! Und ich weiß auch genau, wo ich bin. Ich stehe am Fortrenn Quay an der Mündung des Tamesis-Flusses.
    Nur erschien ihr alles ganz anders, als sie es in Erinnerung hatte – alles sah so neu aus, als wären der Palast gerade erst erbaut und die langen Planken des Kais gerade erst gelegt worden. Ja, es war, als rollte das Meer zum ersten Mal gegen den Strand an und alles ringsum sei funkelnagelneu.
    Das Ganze hatte etwas Unwirkliches und Tania fühlte sich wie ein ferner Betrachter – so als würde sie alles durch einen dünnen Schleier wahrnehmen. Obwohl sie mit beiden Beinen fest auf den Planken des Holzstegs stand, glaubte sie zu schweben.
    »Seht, das weiße Schiff!«, rief jemand. »Das weiße Schiff kommt!«
    Tania sah auf das leuchtend blaue Meer hinaus.
    Eine Silhouette tauchte am Horizont auf. Ein Schwan, der auf den Wellen schaukelte. Nein, kein Schwan. Ein Schiff – eine Galeone unter vollen Segeln, die schimmerte wie im Mondlicht.
    »Die Wolkenseglerin «, hauchte Tania.
    Es war die königliche Galeone: Spieren, Masten und Takelagen waren aus glänzendem Silber, die Decks und Relings schimmerten perlmuttfarben.
    Tania war bereits mehrmals an Bord der Wolkenseglerin gewesen. Beim ersten Mal war sie zusammen mit Zara, Eden und König Oberon zur verzauberten Insel Logris gesegelt. Und erst vor ein paar Tagen hatte die Wolkenseglerin Tania und ihre Schwestern nach

Weitere Kostenlose Bücher