Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
Vom Netzwerk:
zu, wie Hopie eine neue Mixtur anrührte, aber ihr Blick wanderte immer wieder zu den goldenen Kokons, die im blauen Licht des Saals schimmerten.
    »Woher weißt du, wann du das richtige Rezept gefunden hast?«, fragte sie ihre Schwester. »Und kannst du die Leute überhaupt behandeln, solange sie in … in diesem … Licht sind?« Sie wusste nicht, wie sie die goldenen Hüllen des Güldenschlafs nennen sollte.
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Hopie. »Und ja, ich werde es wissen, wenn ich das richtige Rezept gefunden habe.« Sie schaute Tania an. »Dachtest du, dass meine Gabe nur in meinen Händen läge, Schwester? Nein, sie fließt durch meinen ganzen Körper. Ich werde spüren, wenn ich das richtige Heilmittel gefunden habe.«
    Wieder hob Sancha den Kopf. »Hier steht, dass die Feder eines Gypaetus barbatus hilfreich bei der Behandlung einer Kolik sein kann.« Sie runzelte die Stirn. »Nur weiß ich nicht, welche Art Vogel ein Gypaetus barbatus ist.«
    »Aber ich«, rief Tania. »Ich weiß es, weil meine Mum dauernd Kreuzworträtsel löst.« Sie sah Titania an und fügte schnell hinzu: »Ich meine, meine andere Mum. Gypaetus barbatus ist der lateinische Name für Lämmergeier. Das ist eine Geierart.«
    »Solche Kreaturen hausen nur in den Bergen im fernen Norden«, seufzte Hopie. »Wenn alles andere fehlschlägt, kann Eden vielleicht auf dem Luftpferd ins ferne Prydein fliegen und uns diese Feder holen.« Sie schwieg einen Augenblick, dann fügte sie energisch hinzu: »Und jetzt, Tania, wirst du mir bei meinen Tränken helfen, auch wenn du mir die Geheimnisse der sterblichen Medizin nicht zu erschließen vermagst.« Sie warf Tania einen durchdringenden Blick zu. »Und ich werde dich nicht schonen. Unter meiner Anleitung wirst du keine Zeit haben, über Dinge zu brüten, die du nicht ändern kannst. Nun also – lass uns die Schafgarbentinktur mit Rosmarin und Gartenraute vermengen, die für Reue und Erbarmen stehen. Los, Tania – alle Flaschen sind beschriftet. Mach dich nützlich.«
    Während Sancha uralte Texte studierte, verbrachte Tania ihren Vormittag damit, diverse Pulver abzuwiegen, Flüssigkeiten abzumessen und Kräuter mit einem scharfen, doppelschneidigen Kristallwiegemesser zu hacken. Hopie braute unterdessen Tränke und Elixiere, die die Luft mit herben Gerüchen erfüllten.
    Da klopfte jemand an die Tür des Blauen Saals.
    »Wer kann das sein?«, murmelte Hopie. »Wir wollen nicht bei unserer Arbeit gestört werden!«
    Aus dem Klopfen wurde ein ungeduldiges Hämmern.
    »Sag ihnen, dass sie fortgehen sollen!«, befahl Sancha und Titania fügte hinzu: »Niemand darf herein.«
    Tania nickte und lief zu der geschlossenen Tür.
    »Was wollt ihr?«, rief sie hinaus.
    »Tania – schnell – mach die Tür auf!«
    »Edric?«
    Sie zog den Riegel zurück und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    »Edric, du kannst jetzt nicht hier rein …«, fing Tania an, dann sah sie sein Gesicht und verstummte.
    »Schnell«, keuchte Edric. »Cordelia … sie ist krank.«

VII
    A ls Tania zu Cordelias Gemächern kam, war die Tür von innen verschlossen und Bryn hämmerte verzweifelt dagegen.
    »Lass mich herein, Cordelia – Hopie ist hier.« Er hielt inne, aber es kam keine Antwort. Jetzt schlug er mit der flachen Hand gegen die Tür. »Cordelia? Du musst die Tür öffnen.«
    Bryn schaute Tania an. »Sie ist ganz allein da drin – sie will nicht einmal mit mir sprechen.«
    Tania drückte ihr Ohr an die Tür. »Cordelia?«, rief sie. »Ich bin’s. Was ist los? Mach die Tür auf, bitte!«
    Keine Antwort.
    Hopie klopfte mit den Fingerknöcheln an die Tür. »Cordelia? Was soll der Unsinn, Schwester? Mach die Tür auf und lass mich herein. Ich werde dir nichts Böses tun.« Sie lauschte ein paar Sekunden, dann schüttelte sie den Kopf und wandte sich an Bryn. »Hat sie denn die Symptome der Krankheit?«
    Mit bebender Stimme erwiderte Bryn: »Alles war in bester Ordnung, doch dann wurde sie blass und klagte über Schmerzen in der Brust. Sie stürzte zu Boden und begann zu husten. Ich wollte ihr helfen, aber sie schrie mich an und zerkratzte mir das Gesicht. Ich bin weggerannt, um Hilfe zu holen. Als ich zurückkam, hatte Cordelia sich eingeschlossen und drinnen rührte sich nichts.« Er starrte die Schwestern an. »Ich fürchte, sie ist zu krank, um uns zu antworten.«
    »Aber warum schließt sie die Tür ab?«, fragte Hopie. »Nun, wie auch immer – Edric, Bryn, ihr werdet wohl Gewalt anwenden müssen.«
    Edric

Weitere Kostenlose Bücher