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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Brust.
    Tania lächelte ihm aufmunternd zu, als sie den Schmerz in Oberons Blick sah. Sie wusste, was in ihm vorging. Erst vor wenigen Wochen war Zara gestorben und jetzt bedrohte der Tod eine zweite Tochter.
    »Kann sie aufs Bett gehoben werden?«, fragte Oberon.
    Tania nickte. Sie küsste Cordelia auf die Stirn und strich ihre Haare glatt.
    »Cordie?«, sagte sie leise. »Du musst jetzt mal aufstehen – nur ganz kurz. Tust du das für mich?«
    Cordelia fuhr hoch und blickte gehetzt um sich. Ihr Körper versteifte sich noch mehr und sie bohrte fauchend ihre Fingernägel in Tanias Arm. Tania zuckte zusammen, wich aber nicht von ihrer Seite.
    »Ist schon gut, Cordie. Ich bin’s doch.«
    »Tania?«, fragte Cordelia verwirrt. »Bist du mit mir in den Tod gegangen?«
    »Nein. Niemand ist tot. Aber du musst dich jetzt ins Bett legen, ja?«
    Tania stand langsam auf und zog Cordelia auf die Beine. Plötzlich hob Cordelia ihren Kopf und schnupperte. Ein verwirrter Ausdruck trat in ihre Augen und sie starrte zur Tür, wo der König stand.
    »Ah!«, flüsterte sie. »Mylord … Herr der Tiere … Adler des Berges, Löwe des Tales, Hirsch des Waldes … er ist gekommen, um mich zu holen … er wird mich unversehrt in die Große Dunkelheit führen, wo meine Brüder, die Tiere, mich erwarten – alles, was Fell, Schuppen und Federn hat …« Sie zitterte am ganzen Leib, riss sich von Tania los und taumelte mit ausgestreckten Händen auf Oberon zu.
    Der König breitete die Arme aus, um sie aufzufangen. Zärtlich drückte er sie an seine breite Brust und küsste ihr Haar.
    »Meine Tochter«, murmelte er. »Ich bin nicht der Bote des Todes – ich bin dein Vater und ich werde bis zum letzten Atemzug zwischen dir und der Pforte des Todes stehen.« Er drückte sie noch fester an sich. »Schlaf jetzt, Cordelia, und erwache zu immerwährender Glückseligkeit, wie es dein Geburtsrecht ist.« Mit donnernder Stimme rief er: »Schlaf!«
    Wieder strömte das goldene Licht aus Oberons Fingern und spann einen Kokon um Cordelias bebenden Körper, bis dieser ganz von dem sanften Schimmer eingehüllt war. Dann hoben sich ihre Füße vom Boden und sie drehte sich langsam in der Luft, während der Kokon des Güldenschlafs sich immer dichter um sie spann. Die Panik verschwand aus ihrem Blick und ihr Gesicht schien jetzt friedlich. Schließlich schloss Cordelia die Augen.
    Die goldene Hülle schwebte zum Bett hinüber und senkte sich auf die Matratze herab.
    Tania starrte ihren Vater an. »Glaubst du, dass sie sich erholen wird?«, fragte sie. »Ich meine – wird sie wieder ganz gesund?«
    Was hatte Hopie noch gesagt? Durch die Krankheit wird Cordelias Tiernatur offenbart.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der König und trat an Cordelias Bett. »Ich habe getan, was ich konnte.«
    Im selben Moment ertönten Schritte vor der Tür und Tania wirbelte herum. Bryn und Hopie kamen herein, gefolgt von Edric.
    Mit Tränen in den Augen blickte Bryn auf Cordelia hinunter. »Schlaf, Liebste, und träum dich gesund«, murmelte er. »Ich verspreche dir, ich werde niemals mehr von deiner Seite weichen.«
    Schweigend standen sie um das Bett, bis Hopie das Wort ergriff. »So leb denn wohl fürs Erste, Cordelia – ich muss fort, um ein Heilmittel zu finden.«
    »Auch ich muss gehen«, sagte der König. »Das Unheil schleicht durch die Flure dieses Palasts und viele andere bedürfen meiner Hilfe.«
    Hopie ging mit dem König hinaus.
    Tania wartete mit klopfendem Herzen auf ein Zeichen von Edric, der am Fußende des Bettes stand und den Kopf gesenkt hielt. Verstohlen sah sie ihn an, in der Hoffnung, dass er ihren Blick erwidern und ihre Hand nehmen würde, um sie zu trösten. Eine winzige Geste, die ihr zeigen würde, dass er sie noch liebte und ihren Kummer teilte.
    Aber ihre Hoffnung wurde enttäuscht.
    Edric ging stumm aus dem Zimmer.
    Bryn kniete sich neben Cordelia und Tania hörte, wie er ihr leise vorsang.
    … dorthin will ich dich führen,
    weit hinters flache Land.
    Und wer, mein Herz, wäre würdiger,
    deine Hand zu nehmen,
    welche Lady, welcher Lord?
    Derweil wir tanzen, fort und fort,
    im Reigen der hohen Himmelsgäste,
    ihn nur sehend mit jedem Blick,
    den Liebsten, den Einen, mein ganzes Glück.
    Tania lauschte der süßen, wehmütigen Melodie und ihr Herz wurde schwer. Leise trat sie auf den Flur hinaus und ging in ihr Zimmer, wo sie erschöpft ins Bett fiel. Wann hatte sie zuletzt geschlafen? Sie hatte zwei durchwachte Nächte hinter sich – die

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