Das verfluchte Koenigreich
niemals kommen«, sagte Edric. »Glaubt mir, Prinzessin.«
Rathina nickte. »So sei es.« Sie wandte sich zu Tania um und sagte: »Lass uns nun unsere Pflicht erfüllen, Schwester, und Master Connor suchen.«
Das King’s College Hospital war nicht schwer zu finden. Die Hauptstraße führte einen steilen Hügel hinunter und als sie an der Kreuzung vor einer roten Ampel warteten, konnten sie bereits die weitläufigen Backsteingebäude sehen, die sich vor ihnen ausdehnten.
»Das Krankenhaus ist ja riesig«, bemerkte Edric. »Wisst ihr denn, wo Connor sich aufhält?«
»Er hat gesagt, dass er das Antibiotikum in der Notfallapotheke auf der Intensivstation holen will«, antwortete Tania. »Aber wir müssen gar nicht reingehen – wenn er noch da ist, steht sein Auto auf dem Parkplatz. Er fährt einen dunkelroten Ford Fiesta, und wie ich Connor kenne, hat er den Wagen seit Monaten nicht gewaschen, sodass man ihn sofort erkennt.«
Tania behielt Recht. Connors Wagen stand in einer abgelegenen Ecke des Krankenhausparkplatzes.
»Master Connor hat versprochen, dass er uns an die Küste bringt«, sagte Rathina zu Edric, während sie über den Parkplatz gingen. »Wir müssen noch vor Tagesanbruch in den Schlossmauern von Veraglad sein.«
»Na, es wäre gut, wenn wir etwas früher da wären«, sagte Tania. »Ich weiß gar nicht, wie spät es ist.« Sie blickte zum nachtschwarzen Himmel auf – nur wenige Sterne waren zu sehen. »Höchstens halb neun, schätze ich. Das heißt, dass wir längst im Elfenreich sein müssten, ehe die Portale geschlossen werden.«
»Seht nur, da!«, rief Rathina und zeigte auf eine dunkle Gestalt, die eilig aus dem Haupteingang des Krankenhauses kam und über den Parkplatz lief. Es war Connor, der abrupt stehen blieb, als er Tania und die anderen entdeckte. »Was macht ihr hier?«, fragte er und starrte Edric an. »Und wer ist das?«
»Das ist Edric«, sagte Tania. »Er ist auch aus dem Elfenreich. Und warum wir hier sind … na, das erzählen wir dir später. Wir müssen so schnell wie möglich los. Hast du das Zeug bekommen?«
Connor nickte. Er machte seine Jacke auf und zeigte ihnen die Plastikbox, die er darunter verborgen hatte. »Da ist die nadelfreie Impfpistole drin«, sagte er. »Und in meiner Tasche hab ich ein paar Ampullen Levoflaxacin.«
»Ist das ein Antibiotikum?«, fragte Tania.
»Eines der effektivsten, soweit ich weiß«, erwiderte Connor. »Es ist ein Breitbandantibiotikum, das gegen grampositive und gramnegative Bakterien wirkt. Und es wird auch angewendet, wenn der Erreger nicht bekannt ist – so wie in eurem Fall. Meistens wird es bei den ersten Symptomen einer Lungenentzündung verschrieben und ich schätze, das ist es, was eure Leute haben.«
»So lasst uns eilen, Master Connor«, drängte Rathina, »mein Volk wartet auf Eure Medizin.«
Connor schloss den Wagen auf.
»Habt ihr an die Sandwiches und Getränke gedacht?«, fragte er.
»Nein«, erwiderte Rathina. »Wir hatten dringendere Geschäfte zu erledigen.« Mit einem Blick auf Edric fügte sie hinzu: »Oder zumindest glaubten wir das.«
»Wir können doch unterwegs was kaufen«, sagte Tania. »Wie lange fahren wir bis Beachy Head?«
»Wir brauchen ungefähr eine halbe Stunde, bis wir aus London raus sind«, sagte Connor. »Und dann noch eine halbe Stunde auf der A22, wenn die Straße frei ist – was um diese Zeit kein Problem sein dürfte.« Er sah auf seine Uhr. »Wir müssten noch vor Mitternacht dort sein. Dann kann ich das Antibiotikum verabreichen und hab noch genug Zeit, die Wirkung an meinem Versuchskaninchen zu beobachten, ehe die Sonne aufgeht.«
Tania seufzte erleichtert. Sie würden also vor Tagesanbruch im Palast eintreffen. »Wir können nicht einfach mit Connor in den Blauen Saal stolzieren«, sagte sie zu Edric.
»Das ist richtig«, stimmte Edric zu. »Mit einem Sterblichen dürfen wir uns auch sonst nirgendwo im Elfenreich sehen lassen.«
»Hast du eine bessere Idee?«, fragte Tania. »Hopie und Sancha hatten bisher kein Glück mit ihren Heilmitteln. Connor ist vielleicht unsere einzige Hoffnung.«
Edric sah sie nachdenklich an. »Und woher willst du wissen, dass er die Dinge nicht noch schlimmer macht?«
»Wieso schlimmer?«, fragte Tania. »Wenn die Medizin wirkt, ist alles bestens. Und wenn nicht, sind wir auch nicht schlechter dran als vorher.«
»Ich will nur sicher sein, dass du weißt, was du tust, Tania, das ist alles.«
»Keine Sorge«, erwiderte sie. »Ich denke an nichts
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