Das verfluchte Koenigreich
unterbrach ihn Rathina barsch. »Kommt nun, wir müssen sofort zu Cordelia, alles andere kann warten.«
Rathina trat durch die schulterbreite Öffnung im Mauerwerk und stieg eine enge Wendeltreppe hinauf. Connor folgte ihr, dann Tania und schließlich Edric, der immer ein paar Schritte hinter ihr zurückblieb, so als wollte er verhindern, sie zufällig zu berühren.
Die Treppe mündete in einen engen Gang und schließlich gelangten sie zu einer Holzwand.
»Wir sind da«, verkündete Rathina. Sie presste ihre Hände gegen das Holz, das mühelos beiseiteglitt. Die Taschenlampe erleuchtete einen Raum, der wie das Innere eines leeren Kleiderschranks aussah.
Rathina ging in den Schrank und stieß die Tür vorne auf, sodass warmes Kerzenlicht hereinschimmerte.
»Oh, mein Gott«, flüsterte Connor. »Das ist ja wie in Narnia!«
Im nächsten Moment traten sie aus dem Wandschrank in Cordelias Schlafzimmer.
Die kranke Prinzessin lag reglos im Bett. Sie war leichenblass und wie immer war sie von einer Schar wachsamer Vögel umgeben. Tanias Kehle schnürte sich zu. Bitte lass Connors Medizin wirken , betete sie.
Zahlreiche Kerzenleuchter standen um das Bett herum und die Luft war von einem würzigen Duft erfüllt.
»Sieh nur, Tania«, seufzte Rathina und gab Connor die Taschenlampe zurück. Sie beugte sich über die stille Gestalt ihrer Schwester und die Vögel schreckten auf. »Es geht ihr nicht besser. Master Hollins heilende Steine zeigen keine Wirkung!«
»Was ist das für ein Unfug?«, fragte jemand hinter ihnen. »Wie kommt ihr in das Gemach meiner Gemahlin?«
Tania und die anderen drehten sich um. Bryn stand in der offenen Tür. Sein Gesicht war fahl und er verzog missbilligend das Gesicht, als er Tania und die anderen in ihrer seltsamen Kleidung sah.
»Wir meinen es nur gut«, sagte Rathina schnell und deutete auf Connor. »Dieser Mann ist ein Heiler – er hat Medizin bei sich und Tania hat großes Vertrauen in seine Fähigkeiten.«
Bryns Augen verengten sich. Er trat ins Zimmer und stellte sich zwischen Connor und das Bett. »Ihr seid nicht aus dem Elfenreich«, sagte er und musterte Connor von oben bis unten. »Woher kommt Ihr?«
»Ich bin hier, um zu helfen«, sagte Connor nervös. »Tania – sag es ihm.«
Bryn warf Tania einen scharfen Blick zu und da begriff er. »Er ist ein Sterblicher! Ihr wart in der Welt der Sterblichen und das gegen den ausdrücklichen Befehl des Königs! Lord Aldrich vermutete es, als Ihr nicht gefunden wurdet, aber ich habe ihm nicht geglaubt. Ich dachte, Ihr seid irgendwo an einen abgeschiedenen Ort gegangen, um über Eure Zukunft nachzudenken – doch nun sehe ich, dass er Recht hatte! Und Ihr habt einen weiteren Sterblichen ins Elfenreich gebracht!«
Tania erschrak, als sie Bryns verstörtes Gesicht sah. »Ich musste Connor heimlich hierherbringen«, erklärte sie. »In wenigen Stunden werden die Portale zwischen den Welten geschlossen. Dann wäre es zu spät gewesen. Connor wird uns helfen. Vertrau mir, Bryn.«
Jetzt mischte sich Edric ein und sagte mit leiser, aber fester Stimme: »Bryn Lightfoot – wenn Ihr Eure Gemahlin liebt, so lasst diesen Mann seine Arbeit tun. Ich versichere Euch bei meiner Ehre, dass kein anderer als er den Schatten des Todes von unserem Volk zu nehmen vermag.«
Tania schaute Edric an und konnte kaum glauben, dass er derselbe Junge war, in den sie sich in der Welt der Sterblichen verliebt hatte. Damals hatte er noch ganz normal gesprochen und jetzt hörte er sich an wie alle anderen im Elfenreich, außer wenn er mit ihr allein war.
»Ich kann euch helfen«, fügte Connor hinzu. »Wenn man mich lässt.«
Bryn ging zur Tür und schloss sie. »So macht Euch ans Werk, Sterblicher«, sagte er. »Master Hollins Gehilfen werden bald zurückkehren, um ihren Beschwörungsgesang über der Prinzessin anzustimmen; nicht dass ihre seltsamen Riten bislang etwas bewirkt hätten.«
»Was macht Hollin jetzt?«, fragte Tania.
»Er hält sich in Lord Aldrichs Gemächern auf«, knurrte Bryn. »Was weiß ich, was er macht – er wird wohl weiterhin mit seinem Beutel voll wertloser Steine spielen.« Er sah Edric an. »Lord Aldrich hat dagegen gestimmt, aber dennoch hat das Konklave der Herzöge beschlossen, dass niemand mehr aus dem Güldenschlaf erweckt wird, ehe nicht irgendein Beweis für Hollins Heilkunst erbracht ist.«
»Ich glaube, da könnt ihr lange warten«, sagte Tania. »Und was ist mit dem Plan, die Durchgänge zwischen den Welten zu schließen?
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