Das verfluchte Koenigreich
dem Messerstecher.
»Ich seh’s«, erwiderte Robbie hämisch. »Willkommen zurück.«
Tania blieb stehen und warf einen Blick über die Schulter – ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich: Im Halbdunkel konnte sie mehrere Gestalten ausmachen, die den Durchgang versperrten. Ihr Herz hämmerte und am liebsten wäre sie einfach losgerannt. Aber wohin? Sie waren in die Falle getappt und die Typen rückten immer näher.
»Ich hätte das Messer behalten sollen, Schwester«, murmelte Rathina, aber sie klang nicht ängstlich. »Lass uns Rücken an Rücken kämpfen, damit wir die Bande besser in Schach halten können.«
Da sahen sie mehrere Messerklingen aufblitzten.
Tania kämpfte ihre Panik nieder.
»Okay, ihr seid in der Übermacht«, rief sie, »aber wenn ihr uns angreift, wird euch das schlecht bekommen. Wir werden uns nicht kampflos geschlagen geben!«
»In der Tat«, brüllte Rathina. »Kommt her, zeigt euch – und glaubt nur nicht, ihr könnt Katz und Maus mit uns spielen, ihr lächerlichen Missgeburten. Nun, wer will als Erstes meine Fingernägel spüren?«
Tania konnte die Angreifer jetzt deutlich sehen. Es waren mindestens sieben oder acht vermummte Gestalten, fünf davon waren bewaffnet. Aber noch zögerten sie, standen im Kreis um sie herum, als hätte sie Rathinas Drohung eingeschüchtert.
Tania stählte sich für den Kampf. Es war ihre erste Straßenschlacht, aber im Elfenreich hatte sie eine ganze Armee zum Sieg geführt und sie würde nicht so einfach aufgeben.
Sie fasste einen Typ ins Auge, der direkt vor ihr stand. Er hatte ein blasses, unscheinbares Gesicht und kurze Stoppelhaare. Aber sein Blick war eiskalt. Die Messerklinge, die aus seiner Faust ragte, war gut zehn Zentimeter lang. Damit konnte er eine Menge Schaden anrichten, wenn er es ernst meinte.
Sie musste ihn irgendwie austricksen – ihm Angst einjagen. Sie starrte ihn an und lächelte kalt.
»Ich bin Tania, eine Prinzessin aus dem Elfenreich«, zischte sie. »Ich habe den Hexenkönig von Lyonesse getötet. Glaub ja nicht, dass ich Angst vor dir habe.« Sie lachte verächtlich. »Los, komm, wenn du’s nicht anders willst – na los doch, du Memme.«
Der Typ kniff die Augen zusammen und umklammerte das Messer so fest, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Mit Gegenwehr hatte er offensichtlich nicht gerechnet. Die anderen hielten sich immer noch zurück und warteten schweigend, dass er den ersten Schritt machte. Der Typ zögerte.
Tania stürzte sich schreiend auf ihn. Geschickt parierte sie den Schwinger, den er ihr verpassen wollte, und stieß ihn mit voller Wucht gegen die Brust, sodass er zurücktaumelte. Im selben Moment griff jemand von der Seite an. Blitzschnell verlagerte Tania ihr Gewicht und trat mit dem Fuß nach dem Angreifer. Sie traf auf etwas Weiches, der Typ stöhnte, krümmte sich und ging in die Knie.
Den ersten Angreifer hatte Tania inzwischen mit der Schulter gegen die Wand gerammt. Jetzt packte sie seine Messerhand und verdrehte sie. Der Typ schrie auf und ließ das Messer fallen.
Tania wirbelte herum, auf weitere Angriffe gefasst, aber die beiden Jungs, die noch aufrecht standen, wichen erschrocken vor ihr zurück. Sie grinsten dämlich, um ihre Angst zu verbergen.
»Ja, genau!«, schrie Tania. »Verpisst euch, ihr Feiglinge. Ihr seid ja noch jämmerlicher als die Grauen Ritter. Die konnten wenigstens kämpfen!«
Brüllend stürzte sie vorwärts, worauf die Typen die Flucht ergriffen.
Dann wirbelte sie herum, um ihrer Schwester beizustehen. Aber sie brauchte keine Hilfe. Von den vier Typen, die sie angegriffen hatten, waren drei bereits abgehauen – der vierte lag hilflos am Boden. Rathina saß rittlings auf ihm, die Knie in seine Brust gebohrt. Es war Robbie, der Anführer der Bande. Rathina hatte ihm die Waffe entrissen und Robbie versuchte verzweifelt ihre Arme festzuhalten, um sie daran zu hindern, ihm das Messer in die Kehle zu stoßen.
Tania stürzte zu ihnen hinüber. Robbies Kräfte erlahmten und von seiner Großspurigkeit war nichts mehr übrig. Jetzt war er nur noch ein verängstigter kleiner Junge, der um sein Leben kämpfte.
»Lass ihn los, Rathina«, sagte Tania.
Rathina gab keine Antwort. Das Messer kam Robbies Hals immer näher, bis die Klinge seine Haut ritzte.
»Rathina, nein!«, schrie Tania und packte ihre Schwester am Arm.
Wütend drehte Rathina den Kopf. »Lass mich los!«, fauchte sie. Aber sobald sie Tania erkannte, beruhigte sie sich und stieß einen
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