Das verfluchte Koenigreich
erleichterten Seufzer aus.
Hastig stand sie auf und ließ das Messer fallen. Robbie lag zitternd auf dem Boden und rollte sich zusammen wie ein Igel, die Knie an die Brust gezogen, die Arme über dem Kopf.
»Danke, Tania«, keuchte Rathina. »Beinahe wäre ich zur Mörderin geworden!« Verächtlich starrte sie auf den Angreifer hinunter. »Lass uns jetzt verschwinden.«
Tania nickte nur stumm. Jeder Muskel ihres Körpers schmerzte und ihr Herz klopfte immer noch wie verrückt. Die beiden Schwestern drehten sich um und liefen zur Straße.
Ein leises Geräusch ließ sie jedoch herumfahren. Es war Robbie, der mit erhobenem Messer auf sie zurannte, das Gesicht vor Wut verzerrt. Er stürzte sich auf Tania und riss sie zu Boden. Dann fiel er über Rathina her, die völlig überrumpelt war. Er drückte sie an die Wand und hielt ihr das Messer an die Kehle.
»Jetzt zahl ich’s dir heim, du Schlampe«, zischte er.
Da hörten sie jemanden singen. Es war ein Lied, das Tania irgendwie vertraut vorkam.
Nun zeigt euch, tapfre Prinzessinnen, sogleich.
Wo ist das Herz des Elfenreichs?
Denn seht, sie erwachen und jagen mit Macht
durch die Tiefen der finsteren, mondlosen Nacht!
»Edric …«, flüsterte Tania, als das uralte Lied des Elfenreichs in den Betonmauern des Durchgangs widerhallte. »Edric!«
»Fort mit dir, Abschaum!«, brüllte Edric. »Meine Klinge dürstet nach Blut!«
Robbie fluchte und riss sein Messer hoch, aber Edric schwang sein blitzendes Schwert und schlug ihm das Messer mit solcher Wucht aus der Hand, dass es klappernd zu Boden fiel.
»Ich bin Edric Chanticleer«, rief er. »Ich stehe im Dienst des mächtigen Herzogs von Weir! Verschwinde, du elender Wurm, oder du kannst deine Knochen vom Boden aufsammeln!«
Robbie hielt die Stellung, bis Edrics Schwertspitze fast seine Brust berührte, dann machte er kehrt und ergriff die Flucht.
Tania rappelte sich keuchend auf und sah Edric an, der triumphierend vor ihnen stand – das Schwert hatte er immer noch in der Hand. »Wie es aussieht, bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen«, sagte er. »Ihr habt mich ganz schön auf Trab gehalten, seit ich euch in die Welt der Sterblichen gefolgt bin.«
XV
W as? Das warst du?«, rief Tania. »Die ganze Zeit?«
Edric nickte. »Ich wollte doch nicht, dass euch was passiert«, sagte er und blickte Tania tief in die Augen. »Mein Herz gehört immer noch dir, Tania, trotz allem, was zwischen uns vorgefallen ist. Weißt du das denn nicht?«
Tania ging zu ihm und legte eine Hand auf sein Herz. Sie war zu aufgewühlt, um etwas zu sagen.
Rathinas Worte fielen ihr wieder ein. Die Liebe stirbt niemals im Elfenreich, Tania. Nie und nimmer.
Edric strich ihr sanft übers Haar. Die Geste war so vertraut, so behutsam, dass sie ihr Gesicht an seiner Brust verbarg und mit den Tränen kämpfte.
»Woher wusstest du, wo ich bin?«, stieß sie schließlich hervor.
»Ich hatte etwas, was mich leitete«, erwiderte Edric. »Der schwarze Onyx, den ich dir geschenkt habe, hat mich zu dir geführt. Durch ihn wusste ich, dass du in die Welt der Sterblichen gereist bist. Ich bin dir gefolgt, weil ich glaubte, du wärst allein – ich wusste nicht, dass Rathina bei dir ist. Ich wollte dir helfen. Habt ihr die Medizin schon?«
Tania sah mit Tränen in den Augen zu ihm auf. »Woher weißt du davon?«
»Ich kenne dich, Tania«, sagte Edric. »Mir war sofort klar, dass du in dieser Welt bist, um ein Medikament gegen die Krankheit zu finden.« Er lächelte. »Warum solltest du sonst hierherkommen, obwohl der König es streng verboten hat? Ich weiß, dass du uns niemals verlassen hättest.«
»Oh, Edric …« Er war ihr in die Welt der Sterblichen gefolgt. Er hatte … Sie wich einen Schritt zurück. »Aber … wie hast du das gemacht? Wie konntest du mir folgen?«, stieß sie hervor.
»Das ist in der Tat eine gute Frage«, warf Rathina ein, die zum ersten Mal das Wort ergriff, seit Edric aufgetaucht war. »Denn nur wenige im Elfenreich vermögen die Schleier zwischen den Welten zu durchdringen. Tania besitzt die Gabe und Oberon durch die Macht der Mystischen Künste, ebenso Eden und ihr Gemahl – doch niemand sonst, Master Chanticleer.«
Edric gab keine Antwort, nur seine Mundwinkel zuckten ein wenig.
»Und … und warum hat Rathina die ganze Zeit eine dunkle Macht gespürt?«, wisperte Tania.
»Ich wollte bei dir sein«, sagte Edric leise. »Ich musste die Kräfte gebrauchen, die mir zur Verfügung standen.«
»Sonne, Mond und
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