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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Würde eines Lenkenden aufrechterhält, durchschnitt er Wasser, Eis, Wind, Gewitterlicht, Insektenleiber und Insektenflügel zu entsprechenden Teilen und besprühte um sich her den schlammigen Grund mit dieser schauerlichen Mischung. Rodraeg konnte sich nicht entsinnen, jemals etwas Vergleichbares gesehen zu haben. Selbst Migal und Bestar in Terrek hatten in all ihrer Kampfeswut kein dermaßen ehrfurchtgebietendes Bild abgegeben. Einen Blitzschlag lang beneidete Rodraeg die Ritterin um diesen Mitstreiter, doch dann wurde ihm wieder klar, daß Jeron, der schwärmerische Meuchelmörder, niemals zum
    Mammut passen würde. Eher schon zum Erdbeben, zu dem auch Migal Tyg Parn übergelaufen war, nachdem ihm das Mammut zu sehr wie ein Opfer und nicht wie ein Täter und Vollbringer vorgekommen war.
    Der Kampf gegen die Fleischfliegen dauerte höchstens einen Sandstrich, nicht länger. In dieser kurzen Zeit starben Hunderte von Fliegen, Dutzende von neuen Bißwunden gesellten sich zu halbverheilten, ohnehin bereits in Mitleidenschaft gezogene Kleidung wurde zusätzlich zerfetzt, Klingen mußten im Regen von zerhauenen Häuten und Fliegenschleim gesäubert werden – aber keiner der Menschen war ernsthaft verletzt worden. Auch nicht Eljazokad, bis zu dem die Angreifer diesmal gar nicht hatten vordringen können.
    Nicht zum ersten Mal mußte Rodraeg darüber nachdenken, ob sie ohne die Unterstützung der Ritterinbande eine Chance gehabt hätten. Oder ob ohne die Unterstützung der Ritterinbande der Angriff der Fleischfliegen überhaupt so heftig vorgetragen worden wäre.
    Erneut in den Schlick unter dem Karren gekauert, warteten sie den Morgen und mit ihm ein Ende des eisdurchwirkten Regens ab.
    Je näher sie Warchaim kamen, desto größer wurde Rodraegs Unruhe. Zu gerne wollte er bei Naenn und Cajin nach dem Rechten sehen, ihnen von seiner Gesundung erzählen und sich auch aus dem Haushaltstopf genügend Geld mitnehmen, um den Rest der Reise zum Wildbart und zurück ohne ein andauerndes Hoffen aufs Jagdglück überstehen zu können. Doch mit dem Zepter konnten sie keine Stadt betreten. Zu groß war das Risiko, daß dort unbescholtene Bürger einfach den Verstand verloren und sich auf das Zepter stürzten. Wenn es auch nur jeder zwanzigste, sogar nur jeder zweihundertste wäre – bei der Größe Warchaims wären das immer noch mehr Verrückte, als sie zu siebt niederhalten konnten.
    Er konnte alleine gehen, wie in Tyrngan zum Heiler Nerass. Oder Hellas schicken. Aber er mißtraute der Ritterin heute nicht weniger als am ersten Tag. Drei Mammutleute auf vier Ritterinleute war ein recht gutes Kräfteverhältnis, um Dummheiten vorzubeugen. Zwei zu vier sah schon nicht mehr so günstig aus, zumal Eljazokad vollkommen wehrlos war und die Ritterin dies inzwischen auch wußte, nach dem Gespräch der beiden Dämmerungsdiebe, das Jeron mitgehört hatte. Es ging alles nicht. Also zückte Rodraeg abermals Pergament und Feder und schrieb einen Brief, den er einem nach Warchaim wandernden Besenbinder in die Hand drückte.
    Meine jungen Mammuts!
Wir haben heute auf unserer Reise nach Osten Warchaim südlich der Stadt passiert. Bislang ist alles glattgegangen, ja mehr noch: Ich bin von meiner Krankheit vollständig genesen!
    In spätestens zwei Wochen werden wir bei Euch eintreffen, dann können wir Euch alle Einzelheiten erzählen.
    Paßt bis dahin gut auf Euch drei auf
    R.T.D.
    Kein Wort von Bestar. Von der Ritterin. Den Fleischfliegen. Dem gestohlenen Händlerkarren mit den beiden Maultieren. In den kommenden zwei Wochen würde sich das alles klären.
    Er beschrieb dem Besenbinder, wo das Haus des Mammuts zu finden sei und daß er einen Taler erhalten würde beim Überbringen des Briefes. Dann spaltete sich die Brückenstraße nach Warchaim von ihrem eigenen Weg ab und blieb schließlich hinter ihnen zurück.
    Sie verließen den Larnus und folgten nicht seinem nördlichen Bogen Richtung Uderun, sondern ruckelten direkt ostwärts über Feldwege und Kiespfade dem Wildbartgebirge entgegen. So konnten sie noch mal zwei oder drei Tage einsparen und entgingen vielleicht den lustlosen Stichproben einiger Gardisten, die der bestohlene Rosenkohlhändler hinter ihnen hergeschickt haben mochte.
    Sie waren jetzt bald zwanzig Tage gemeinsam unterwegs. Die Reise kam Rodraeg endlos vor, zog sich hin

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