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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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den Verkauf dieses Schatzes wirklich viel Geld erhalten, und dieser Ort liegt tief im Wildbart verborgen.«
    Das metallische Gesicht wandte sich von dem Stab ab und wieder Rodraeg zu. »Weshalb erzählst du mir dies alles? Willst du Zeit gewinnen, damit euer vierter Mann uns in den Rükken fallen kann? In seinem eigenen Interesse würde ich dir raten, nichts dergleichen zu versuchen.«
    Â»Unser vierter Mann ist wirklich nicht mehr hier. Es geht hier nicht um ihn. Auch nicht um uns oder euch. Es geht um diesen Stab. Er ist ein Heiligtum der Riesen. Nur die Riesen werden euch viel für ihn geben. Bernsteine und mehr. Aber das Problem ist: Ohne uns werdet ihr nicht lebend bei den Riesen ankommen, denn die Schemenreiter und Fleischfliegen werden euch für Diebe halten und euch töten.«
    Die schneidende Stimme unter der Frauenmaske wirkte zum ersten Mal verunsichert. »Aber … wir sind Diebe. Räuber, genaugenommen.«
    Â»Nur«, lächelte Rodraeg, »wenn ihr das wollt. Ihr könntet jedoch etwas anderes sein: Botschafter. Wenn ihr das wollt.«
    Â»Botschafter?« Die Berittene schnaubte. »Ihr seid keine gewöhnlichen Schatzräuber, oder?«
    Â»O nein. Wir nennen uns das Mammut. Wir sind von den Riesen beauftragt und bevollmächtigt, das Zepter des Alten Königs zu ihnen zu führen. Niemand anderem als uns werden die Riesen sich zeigen und vertrauen. Wenn ihr uns aber begleitet, wenn ihr uns helft, das Zepter an allen Widrigkeiten und Fährnissen vorbei in den Wildbart zu schaffen, dann garantiere ich euch, daß die Riesen euch reich entlohnen werden. Ihr könnt sogar unseren Lohn zusätzlich einstreichen, denn das Mammut arbeitet nicht um des Geldes willen.«
    Â»Ahaa, ihr seid Idealisten.« Die Stimme der Frau klang nun ebenso spöttisch, wie ihr Maskengesicht aussah.
    Â»Vielleicht. Aber wie auch immer: Wir werden bereits dafür bezahlt, den Riesen beizustehen. Was die Riesen uns darüber hinaus schenken, dürfen wir wahrscheinlich ohnehin nicht behalten.«
    Die Frau lachte blechern, was seltsam wirkte, weil das Maskengesicht weiterhin herablassend blickte. Dann stieg sie plötzlich vom Pferd, gab dem Hünen neben ihr die Zügel und bedeutete den beiden auf dem Felsblock, näher zu kommen. »Ihr interessiert mich genug, daß ich mir eure Geschichte anhören möchte«, sagte sie in Richtung des Mammuts. »Ob eure Geschichte mich aber genug interessieren wird, daß ich von meinen ursprünglichen Plänen abweiche, ist mehr als unwahrscheinlich. Aber zumindest will ich euch eine Gelegenheit geben.«
    Rodraeg deutete eine Verbeugung an. Auch Eljazokad schmunzelte inzwischen. Die Bandenführerin wandte sich ab, um sich mit ihren Leuten zu besprechen. Jetzt, da sie das Zepter in Händen hielt, nahm sie die drei Mammutmänner als mögliche Gefahr noch weniger ernst als vorher.
    Â»Warum, Rodraeg, warum?« zischte Hellas. »Warum sollen wir uns mit diesen Halsabschneidern verbünden? Das hält uns doch nur auf.«
    Â»Die Zahl.«
    Â»Welche Zahl?«
    Â»Die Sieben«, raunte Eljazokad dem Bogenschützen zu. »Ohne Bestar sind wir jetzt nur noch zu dritt. Diese Banditen sind zu viert. Das ergibt zusammen sieben – die Zahl, die den Riesen am meisten bedeutet. Das könnte tatsächlich die ideale Anzahl von Menschen sein, um das Zepter durch das unwissende Land zu führen. Ein gutes Omen, wenn du so willst.«
    Sie setzten sich im Kreis auf den harten Stein und palaverten, ein Stück weit entfernt vom Höhlentor, vor neugierigen Blikken von der Straße her durch ein paar Felsformationen verborgen. Die Anführerin der kleinen Bande hielt das Zepter in ihrem Schoß, es schien sich gut mit dem Metall ihrer Kleidung zu vertragen. Rodraeg erzählte in groben Umrissen, was das Mammut war, daß es sich für Feuer, Erde, Wasser und Luft einsetzte und für jedermann sonst, der angesichts einer durch Menschen verursachten Not keinen Fürsprecher besaß. Er berichtete auch, daß das Mammut von den Riesen den Schlüssel zur Höhle erhalten hatte, einen magischen Bannaufhebungsspruch, der nur einmal funktionierte. Im Inneren der Höhle waren dann Fallen, Fleischfliegen und Kletterpassagen zu bewältigen gewesen. Zuletzt hatten sie das Zepter geborgen, den einzigen Wertgegenstand, den es dort drinnen gab.
    Die Anführerin klappte ihren Helm zurück und

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