Das vergessene Zepter
hörte aufmerksam zu. Sie war etwa dreiÃig Jahre alt, trug ihre hellbraunen Haare zu einem strengen Zopf geknotet, und ihr Gesicht ähnelte dem auf der Maske. Es war schön, hochmütig und mit einem herben Zug um die Mundwinkel.
Nachdem Rodraeg sich und seine Gefährten auch namentlich vorgestellt hatte, tat die Bandenführerin es ihm gleich. Sie stellte sich vor als »die Ritterin â unter diesem Namen wird man von mir hören«. Ihr schweigsamer muskulöser Begleiter hörte auf den Namen Seraikella. Die jugendliche Bogenschützin, die ebenfalls noch kein einziges Wort gesprochen hatte und schmollmündig weiterhin ihren zierlichen Bogen schuÃbereit in Händen hielt, hieà Bhanu Hedji. Gabria kannten sie bereits.
»Du bist uns in Tyrngan gefolgt?« fragte Rodraeg den Doppeldegner.
»Ja, bis zum Kandelaber, weil mir gleich klar war, daà ihr eigenartige Leute seid, die uns womöglich zu einem lohnenden Ziel führen könnten. Auch zum Heiler und wieder zurück folgte ich dir. Dann wurde es etwas unübersichtlich, als ihr am Abend ausschwärmtet, um euch mit Seilen auszurüsten, aber ich blieb in deiner Nähe beim Wirtshaus, während Bhanu den GroÃen im Auge behielt. Am nächsten Morgen stieÃen Seraikella und die Ritterin zu uns, und wir konnten euch bequem in sicherem Abstand bis zur Höhle folgen. Daà ihr dann allerdings vier Tage dort drinnen bleiben würdet, hat uns ziemlich geärgert.« Der sonst so ruhig wirkende Gabria schwatzte jetzt etwas viel und selbstverliebt daher â offensichtlich versuchte er immer noch, bei der Ritterin Eindruck zu schinden, weil er es gewesen war, der das Mammut in Somnicke entdeckt und die Beute nicht mehr aus den Augen gelassen hatte.
»Seid ihr schon lange eine Vierergruppe?« fragte Rodraeg die Ritterin.
»Seit ungefähr zwei Jahren. Weshalb?«
»Aber ihr trennt euch öfters für längere Zeit, um nach Beute Ausschau zu halten?«
»Warum fragst du das?«
»Weil ich wissen möchte, wie gut ihr im Ernstfall aufeinander eingespielt seid. Damit wir gut zusammenarbeiten können, müssen sich unsere beiden Gruppen auch aufeinander verlassen können.«
»Ich habe noch keine Entscheidung gefällt, ob ich überhaupt mit euch zusammenarbeiten möchte.«
»Doch, das hast du schon längst. Du hast uns dein Gesicht gezeigt. Du bist für uns abgestiegen und hast mir zugehört. Ich weià das zu schätzen. Wir werden gemeinsam in den Wildbart reisen. Danach kann jede Gruppe wieder eigene Wege gehen.«
»Aber ich werde das Kommando haben«, sagte die Ritterin knapp. »Ich nehme euch mit, damit ihr uns zu den Riesen führt. Genaugenommen benutze ich euch als Geiseln.«
»Nein.« Rodraeg lieà sich keinen Deut von ihr beeindrukken. »So wird das nie und nimmer funktionieren. Genaugenommen heuern wir euch als Geleitschutz an, und bezahlen werden euch die Riesen. Du befehligst deine Leute, nicht meine. Du kennst uns nicht, weiÃt nichts über unsere Fähigkeiten, über die Art von Eljazokads Magie. Also kannst du uns auch nicht nutzbringend einsetzen. Ich lasse dir gerne den Vortritt, wenn es um taktische oder kämpferische Entscheidungen geht. Meine Männer werden dir dann Folge leisten, wenn ich damit einverstanden bin. Aber insgesamt muà ich unsere beiden Gruppen koordinieren. Sonst läuft alles aus dem Ruder, und das werden die Riesen uns niemals verzeihen. Es geht hier nicht nur um einen einfachen Beutezug. Wir werden Geschichte neu schreiben, ihr und wir gemeinsam. Etwas Bedeutsameres habt ihr möglicherweise noch nie erlebt.«
Eine zornige Falte bildete sich auf der Stirn der Ritterin. »Was weiÃt du denn schon! Wir sind nur deswegen noch nicht berühmt, weil wir mit Bedacht und Umsicht vorgehen, weil ich einen groÃen Plan verfolge. Wir werden über die Kjeerklippen herrschen, wie Malk Falanko das mit seinen Leuten vor zwanzig Jahren auch geschafft hat!«
»Ja. In Ordnung. Und ein Bündnis mit dem Volk der Riesen kann euch dabei nur von Nutzen sein.«
So schnell er aufgelodert war, verrauchte ihr Zorn auch wieder. Ihre Hände streichelten gedankenverloren das Zepter. Eljazokad betrachtete diese mögliche Aufladung oder Erwekkung von Magie mit Sorge.
»Mit welchen Gefahren müssen wir rechnen?« fragte Gabria beflissen.
»Mit allem. Das Zepter besitzt groÃe
Weitere Kostenlose Bücher