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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Hellas an, der auch ohne Rodraegs Zuruf gezögert hatte, auf eine unbekleidete Frau zu schießen.
    Seraikella schmetterte der Nackten von hinten die flache Seite seines Breitschwertes gegen die Schläfe. Mit einem Geräusch, das wie Gelächter klang, ging die Frau zu Boden.
    Die Ritterin war aufgesprungen, hatte die neben ihrem Lager in den Boden gerammte Lanze gepackt und stieß dem sich am Zepter vergehenden Bettler das stumpfe Ende der Lanze ins Rückgrat. Der Mann heulte auf. Dann fädelte sie dasselbe Lanzenende unter seinem Ärmel hindurch und schleuderte ihn an seiner Kleidung herum, bis Rodraeg das Zepter zu fassen bekam und es ihm in einem Handgemenge entwinden konnte.
    Jeron MeLeil Gabria rettete Eljazokad vor seiner äußerst zudringlichen Angreiferin. Der Degenfechter packte die Frau von hinten und schnürte ihr den Hals ab, bis ihre fauchenden Bewegungen erschlafften.
    Die Ritterin schleuderte ihren Gegner, bei dem sie die Lanze im Gewand eingefädelt hatte, weiter herum, bis sie ihn gegen einen Felsbrocken lenken konnte. Ungebremst krachte er dagegen und glitt ohnmächtig daran herunter.
    Jetzt war nur noch ein Mann verblieben. Er hüpfte mehr auf und ab als hin und her und schrie aus Leibeskräften: »Kivut riu urb tritz gao! Gao tritz urb riu kivut! Gringarioth! Gringaaaaariooooth!« Die pausbäckige Bhanu Hedji schoß ihm aus einer sitzenden Position heraus einen Pfeil genau ins linke Auge, und er klappte zusammen, als seien ihm sämtliche Sehnen durchtrennt worden. Plötzlich herrschte Stille.
    Â»Nicht töten, verdammt noch mal!« schrie Rodraeg. »Das ist doch gar nicht nötig!« Er hielt immer noch das Zepter der Riesen in Händen. Er war nicht dazu gekommen, während des Kampfes sein Schwert zu ziehen.
    Â»Zwei haben wir gleich am Anfang getötet«, sagte Hellas schwer atmend. »Das ließ sich gar nicht vermeiden. Dafür, daß sie vollkommen ausgerastet sind, haben sie sich erstaunlich lautlos angeschlichen.«
    Â»Was machen wir jetzt mit den drei Überlebenden?« fragte die Ritterin, deren metallische Brüste im Dunkeln schimmerten. »Wenn wir endgültig Ruhe vor ihnen haben wollen, müssen wir sie auch kaltmachen. Sonst kommen sie immer wieder an. Wir haben schon einmal versucht, sie zu vertreiben, und es hat offensichtlich überhaupt nichts gebracht.«
    Rodraeg schaute auf das ganze Schlamassel hinab. Wieder einmal hatten drei Menschen ihr Leben lassen müssen – Menschen, die vom Zepter oder der Höhle oder dem Wanderprediger namens Gringarioth um ihren Verstand gebracht worden waren. Die Liste der Opfer des Mammuts wurde immer länger. Die Kruhnskrieger bei Terrek. Die Gauner, die in Wandry das Pfahlhaus der Gezeitenfrau angegriffen hatten. Einer der Wachtposten des Stadtkapitäns und indirekt auch der Stadtkapitän selbst und seine Familie. Der blauhaarige Udin Ganija und seine nicht minder fremdartigen Jagdgenossen. Und nun drei armselige Verwirrte, zwei davon Frauen. Immerhin war ein Kampf gegen die Haarjäger im Wildbart vermieden worden.
    Jetzt taten sich mehrere Probleme auf. Selbstverständlich durften sie die Besiegten nicht einfach umbringen, das verbot sich von ganz allein. Sie konnten auch die Toten nicht einfach so liegen lassen, ohne sie zu bestatten, das gebot die Ehre eines Menschen. Andererseits würde das Bestatten ohne geeignetes Werkzeug so lange dauern, daß die überlebenden drei bis dahin sicherlich erwachen würden, und dann könnte es unter Umständen noch mehr Tote geben. Rodraeg fragte sich in diesem Augenblick auch, ob die Bande der Ritterin genauso wie das Mammut überall, wo sie ihre Bahnen zog, Leichname hinterließ, um ihren Weg zu markieren. Ob sie von Kjeerklippengardisten, zum Beispiel von denen aus Tyrngan, gesucht wurden. Ob es Steckbriefe von ihnen gab und die Verfolger des Zepters dadurch nur um so zahlreicher wurden.
    Â»Wir lassen sie einfach liegen«, entschied Rodraeg, »und bringen ein paar Stunden Abstand zwischen sie und uns. Dann können sie ihre Gefallenen bestatten, falls sie wieder vernünftig werden sollten, oder sie können uns weiter verfolgen, wenn sie immer noch im Bann der Höhle stehen. Aber zu dritt werden sie uns wohl kaum schaden können. Selbst zu sechst haben sie keinen von uns verwundet. Sie wollten sich nur am Zepter reiben wie läufige Hunde. Was für ein Wahnsinn.«
    Sie gingen

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