Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
tote Körper handelt.«
»Wer weiß?«, fragte Ben. »Sehen die für dich lebendig aus? Fühlen sie sich lebendig an?«
Luke musste zugeben, dass dem nicht so war. Er und Ben standen kurz hinter der Schwelle der Kammer, die sie vom Kontrollraum aus gesehen hatten, von der Zentrifugalkraft der Raumstation am Boden gehalten. Allerdings leuchteten sie mit ihren Helmlampen in das schwerelose Innere der Kammer »hinauf«, wo ein sanft wogendes Meer von Gliedmaßen und Torsos langsam über ihre Köpfe hinwegtrieb.
Das sich krümmende Licht war immer noch sichtbar, wenn auch bloß als unbeständiges violettes Glühen, das die Silhouetten der Leiber über ihren Häuptern aus dem Dunkel riss. Alle paar Sekunden zuckte eine Hand oder ein Fuß, oder ein Atemwölkchen stieg aus jemandes Mund auf, das ein vages Anzeichen von Leben lieferte. Selbst ihre Machtpräsenzen wirkten beinahe inexistent, so schwach und zerstreut, dass man sie nicht von der diffusen Aura unterscheiden konnte, die diesen gesamten Bereich des Schlunds durchdrang.
»Sie fühlen sich wie nichts an«, stimmte Luke zu. »Zumindest wie nichts, das ich je zuvor in der Macht gefühlt habe.«
Er berührte einen Kinnschalter im Innern seines Helms, um eine Visieranzeige zu aktivieren, die die Umgebungsdaten der Kammer anzeigte. Als er nichts Besorgniserregenderes sah, als einen leicht erhöhten Kohlendioxidwert und eine frostige
Raumtemperatur, schaltete er das Lebenserhaltungssystem auf Bereitschaft und öffnete sein Visier wieder.
Als die Versiegelung nachgab, füllte der Ammoniakgestank ungewaschener Körper seine Nasenlöcher. Da sich menschliche Nasen so schlecht darauf verstanden, individuelle Düfte wahrzunehmen, hatte er Mühe, die unterschiedlichen Gerüche zu identifizieren. Der ausgeprägteste war schlichtweg das Resultat zu vieler ungewaschener Leiber auf begrenztem Raum. Aber unterschwellig war da auch eine gewisse Fäulnis und - kaum wahrnehmbar - der Duft getrockneten Fleisches.
Dann vereinten sich die Gerüche zu einem einzigen durchdringenden Gestank, der einem die Tränen in die Augen trieb, und Luke musste auf die Macht zurückgreifen, um seinen Magen am Rebellieren zu hindern. Nach ein paar flachen Atemzügen überwand er den Ekel und fühlte die kalte Luft, die in Nase und Wangen biss. Die Temperatur war nicht ganz auf dem Gefrierpunkt, aber kalt genug, dass er sich fragte, ob irgendjemand - oder irgendetwas - auf diese Weise versuchte, die Verfallsgeschwindigkeit in der Kammer zu senken.
Bens Helm öffnete sich mit einem Zischen, dann keuchte er: »Du meine Güte! Und ich dachte vorhin schon, der Gestank könnte nicht mehr schlimmer werden.«
»Dann hast du nicht genügend Zeit mit Hutts verbracht«, stellte Luke fest. »Da werden wir Abhilfe schaffen müssen.«
Ben unterdrückte ein Würgen, ehe er fragte: »Das würdest du deinem eigenen Sohn antun?«
»Betrachte es als Fortsetzung deiner Ausbildung«, meinte Luke. »Ein Jedi-Ritter sollte in jeder Umgebung zurechtkommen.«
»Ich wette, Yoda war nicht so grausam.«
»Yoda hat in einem Sumpf gelebt«, erinnerte Luke seinen
Sohn. »Er hat mich Zeug essen lassen, das schlimmer gerochen hat als das hier.«
»Niemals!«
»Aber sicher!« Luke lieferte seine beste Yoda-Imitation ab. »Hmmtn... Schlurrlaich frisch aus dem Sumpf. Im Hals er kribbelt, und den Magen erfüllt!«
Ein krächzender Laut drang aus dem Innern von Bens Helm hervor.
Luke lachte innerlich. »Atme einfach durch die Zähne!«, schlug er vor. »Du gewöhnst dich daran.«
Luke leuchtete mit seiner Helmlampe die Wesen an, die in der Nähe schwebten. Sie trugen helle Overalls und auch zweiteilige Arbeitsmonturen, beide von der Art, wie man sie unter Schutzanzügen trug, und ihre Füße waren entweder bloß oder von Stiefeln bedeckt. Viele waren Menschen, doch es gab auch Vertreter der meisten anderen raumfahrenden Spezies: Falleen, Twi'lek, Bothaner und Dutzende anderer. Alle waren ausgemergelt und ungepflegt, und die in älterer Kleidung wirkten merklich dünner und verlotterter als jene, die moderne Kleider trugen.
Wenn eine Lampe ihre Gesichter erhellte, wandten sie für gewöhnlich den Blick ab oder bewegten sogar eine Hand, um ihre Augen abzuschirmen. Hin und wieder jedoch -insbesondere wenn die Individuen teilweise abgemagert waren oder besonders alte Kleidungsstücke anhatten - zogen sich die Pupillen nicht zusammen, und sie zeigten keinerlei Reaktion. Ben leuchtete mit seiner Lampe gerade einen dieser
Weitere Kostenlose Bücher