Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
Lady Rhea aufbegehrte, es war Xal, der versuchte, seinen Schüler dazu zu benutzen, sie in Verlegenheit zu bringen. Falls sie sich entschied. Ahri selbst zu bestrafen, war Xal nicht stark genug, um seinen Schüler zu beschützen, und der Rest der Mannschaft würde dieses Versagen als weiteres Zeichen für seine Schwäche werten - was selbstverständlich der Grund dafür war, dass Lady Rhea Ahri mit ziemlicher Sicherheit töten würde.
Lady Rhea musste allerdings eine Falle gewittert haben, die Vestara verborgen geblieben war, denn anstatt Ahri dafür zu bestrafen, dass er ihr die Stirn bot, drehte sie sich um und lächelte ihn an.
»Sehr gut, Schüler Raas«, sagte sie.
Vestara zuckte innerlich zusammen. Der arme Ahri; jetzt würde Xal ihn mit Sicherheit züchtigen.
Lady Rhea fuhr fort: »Es freut mich, dass zumindest einer von euch an etwas anderes denkt als daran, mir das Kommando abspenstig zu machen.«
»Ach, tut es das?«, fragte Ahri.
»Gewiss. Sag mir. was glaubst du, warum Schiff solche Anstrengungen unternimmt, dass wir ihm folgen können?« Lady Rhea warf Xal einen verächtlichen Blick zu. »Was glaubst du. warum es diesen Ort ausgewählt haben könnte, um sich wieder von uns finden zu lassen?«
Ahri schluckte, dann sagte er: »Weil Vestara sich irrt«, meinte er. »Es lockt uns sehr wohl in eine Falle.«
»Präzise«, entgegnete Lady Rhea. »Und kennst du auch den Grund?«
Ahri verfiel in nachdenkliches Schweigen, offensichtlich bemüht, sich über dieselbe Frage klar zu werden, die Vestara beschäftigte. Falls Schiff das war, was die Aufzeichnungen an Bord der Omen nahelegten, war er ein Diener der uralten Sith. Und alles, was er getan hatte, seit er den Stamm gefunden hatte - selbst die Tatsache, dass er Nachforschungen über die Schlacht von Kirrek angestellt und sich die Mühe gemacht hatte, sie aufzuspüren -, bekräftigte zweifellos diese Annahme. Also, warum sollte Schiff die Ewiger Kreuzfahrer dann in eine Falle locken? Dafür gab es schlichtweg keine vernünftige Erklärung.
Einen Moment später gelangte Ahri zur selben Schlussfolgerung. »Es tut mir leid, Lady Rhea.« Seine Stimme zitterte, als rechne er damit, geschlagen zu werden. »Ich habe keine Ahnung.«
»Nein?« Ein amüsiertes Lächeln trat in Lady Rheas Züge. »Schade. Ich hatte gehofft, dass es irgendjemand weiß.«
Schweigen senkte sich über die Brücke, als die Sith nervöse Blicke austauschten, auf der Suche nach jemandem, der die
Antwort auf Lady Rheas Frage wusste.
Lady Rhea ließ die Anspannung noch einen Moment ansteigen, dann schüttelte sie verzagt den Kopf. »Lacht, Leute!«, befahl sie. »Das war ein Scherz.«
Eine Woge des Gelächters - umso heftiger angesichts der Anspannung, die sich damit löste - rollte über die Brücke. Lady Rhea wartete, bis das Lachen nachließ und die ganze Besorgnis der Mannschaft davon hinfortgespült worden war, damit sie wieder mit optimaler Effizienz arbeiten konnte, ehe sie schließlieh die Hand hob. um für Ruhe zu sorgen.
»Ganz im Ernst, ich habe keine Ahnung, was Schiff hier macht«, sagte sie. »Aber Ich glaube, dass Vestara recht hat, und Lord Vol hat uns befohlen, Schiff zurück nach Kesh zu bringen. Also alle Mann auf Gefechtsstation, und bleibt wachsam! Wir fliegen rein.«
Die Brücke erwachte schlagartig wieder zum Leben, und der winzige Halbmond voraus schwoll rasch zu einem riesigen, sichelförmigen Abgrund an. Als sie näher kamen, hellte sich das blaue Glühen darin zu einem blauen Punkt auf, und die dunkle Präsenz, die Vestara zuvor gespürt hatte, wurde zunehmend ausgeprägter und mächtiger. Einen Moment lang fragte sie sich, ob es sich bei dieser Präsenz womöglich um Schiff handelte, der mit ihr spielte und bloß vorgab, etwas anderes zu sein. Dann bemerkte sie den Ausdruck auf den Gesichtern der Besatzungsmitglieder, und ihr wurde klar, dass sie nicht die Einzige war, mit der gespielt wurde, wenn das stimmte. Einige ihrer Sith-Gefährten schauten besorgt drein, andere wirkten verwirrt, und zwei Keshiri sahen sogar verzückt aus. Allerdings zeigte keiner irgendeinen Hinweis darauf, dass sie die Präsenz erkannten, die sie fühlten.
Vestara schaute zu Lady Rhea hinüber und stellte fest, dass sie konzentriert die Stirn runzelte. Der Blick ihrer Meisterin war jedoch nicht auf die dunkle Sichel fixiert, in die die Kreuzfahrer flog. Stattdessen waren Lady Rheas Augen auf die beiden Schwarzen Löcher gerichtet, die in dem Binärsystem umeinander rotierten.
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