Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
sichergehen, dass wir würdig sind.«
Mit einem Mal wurde Vestara klar, was ihre Meisterin dachte. »Ihr glaubt, dass unsere Anwesenheit hier etwas mit der Rückkehr zu tun hat?«
»Exakt.« In Lady Rheas Augen leuchtete Anerkennung. »Darauf hat Schiff uns die ganze Zeit über vorbereitet.«
Vestara musste zugeben, dass das sehr gut möglich schien. Den Keshiri-Mythen zufolge kehrte alle paar Äonen eine Spezies geheimnisvoller Destruktoren in die Galaxis zurück, um die Zivilisation auszulöschen und alle Lebewesen in ihren natürlichen, primitiven Zustand zurückzuversetzen. Durch eine
Kombination aus historischem Zwischenfall und Schicksal waren die Sith-Vorfahren des Vergessenen Stamms vor mehr als fünf Jahrtausenden auf Kesh abgestürzt, und die eingeborenen Keshiri hatten die Überlebenden als die legendären Protektoren begrüßt, die dazu auserwählt waren, ihren Planeten zu beschützen, wenn die Destruktoren zurückkehrten.
Zuerst hatten die Sith die Legende bloß als praktische Methode betrachtet, die wesentlich größere eingeborene Bevölkerung zu beherrschen. Im Laufe der Jahrhunderte jedoch hatten ihre Nachkommen begonnen, archäologische Beweise zutage zu fördern, die darauf hindeuteten, dass es sich bei der legende in Wahrheit um eine historische Tatsache handelte. Schließlich war der Vergessene Stamm zu dem Schluss gelangt, dass ihr Schwindel letzten Endes ihr Schicksal war.
Und jetzt waren sie hier, an einen Ort der Dunkelheit geführt von einem Schiff, das so alt war wie die Sith selbst - an einen Ort, der allem Anschein nach von Wesenheiten geschaffen worden war, deren Macht und Wissen jedes Vorstellungsvermögen überstieg. War es da nicht logisch, anzunehmen, dass Schiff sie aus einem bestimmten Grund hierhergeführt hatte?
Vestara neigte vor ihrer Meisterin das Haupt. »Eure Weisheit scheint heller als die Sonne dort droben, Lady Rhea. Ich sehe keinen Grund, warum Schiff uns zu einem solchen Planeten führen sollte, wenn nicht, um uns die Macht zu schenken, die wir brauchen.«
Sie ließ den Satz abklingen, als ihr mit einem Mal doch ein anderer Grund dafür einfiel, warum Schiff sie zu einem solchen Ort gebracht haben mochte.
»Vestara?« Lady Rhea nutzte die Macht, um ihren Arm zu schütteln. »Stimmt irgendwas nicht?«
»Ich. Ich weiß es nicht«, gestand Vestara. Sie sah Lady Rhea geradewegs in die Augen. »Mir ist gerade ein Gedanke gekommen - einer, der falsch sein muss.«
Lady Rhea runzelte die Stirn, da diese Wortwahl der einzig akzeptable Weg war, wie eine Schülerin ihrer Meisterin widersprechen konnte. »Und welcher wäre das?«
»Ich bin mir sicher, dass Ihr diese Möglichkeit bereits selbst bedacht und abgetan habt«, fuhr Vestara fort. »Aber was, wenn Schiff uns hierhergeführt hat, weil dies der Heimatplanet der Destruktoren ist?«
Die Art und Weise, wie Lady Rheas Blick härter wurde, verriet Vestara, dass sie diese Möglichkeit nicht in Erwägung gezogen hatte, doch die Vorstellung beunruhigte sie genug, dass sie sich nicht einmal die Mühe machte, etwas anderes vorzugeben.
»Du hast eine erschreckende Fantasie. Vestara.« Einen Moment lang wirkte Lady Rhea gedankenverloren, dann sagte sie: »Na schön, und warum sollte uns Schiff zum Heimatplaneten der Destruktoren führen?«
»Was, wenn Schiff ihnen die ganze Zeit über gedient hat?«, fragte Vestara. »Wenn die Destruktoren vom Schicksal des Stammes wussten, was gäbe es dann für einen besseren Weg, dem zuvorzukommen, als jemanden zu schicken, der uns geradewegs in ihre Fänge lotst?«
»Eine vernünftige Taktik.« Lady Rhea bedeutete Vestara weiterzuklettern, bevor sie ihr dicht auf den Fersen um das Beet mit Widerhaken versehener Wurzeln folgte. »Aber wir sind nicht der Stamm. Was hätten die Destruktoren davon, dass sie eine Fregatte von Kriegern vernichten?«
Vestara grübelte. Das war ein Problem. »Natürlich habt Ihr recht. Ein Spion bringt einem Feind nicht das Geringste, wenn er nicht im Heim des Gegners ist.«
»Und warum hätte Schiff dann überhaupt zu uns kommen sollen?«, drängte Lady Rhea. »Der Stamm war auf Kesh gefangen, doch jetzt durchstreifen wir die Galaxis nach Belieben. Schiff hat uns in jeder Hinsicht stärker gemacht.«
»Stimmt«, gab Vestara zu. »Aber jetzt konzentrieren war uns in erster Linie auf die Jedi, nicht auf die Destruktoren. Vielleicht besteht das Ziel darin, dafür zu sorgen, dass wir in eine Richtung schauen, wenn wir eigentlich in die andere sehen
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