Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
sollten.«
»Aber was machen wir dann hier?«, fragte Lady Rhea. »Wenn dies die Heimat der Destruktoren ist, hat Schiff nichts anderes getan, als unsere Aufmerksamkeit darauf zu lenken.«
»Und die Position des Feindes zu verraten«, fügte Vestara hinzu, der klar war, wie dürftig ihre Argumentation war. »Verzeiht mir, Lady Rhea. Ich habe nichts anderes getan, als Euren Kopf mit törichten Gedanken zu füllen.«
»Manchmal haben unsere Gegner auch törichte Gedanken. Vestara, und es ist gut, sie zu verstehen.« Während Lady Rhea sprach, erklommen sie die Flanke des Vulkans und machten weiter vorn den dunklen Felsvorsprung aus, der ihr Ziel war. »Denk weiter über diese Sache nach - und füll meinen Kopf mit allen anderen törichten Gedanken, die du vielleicht hast!«
»Wie Ihr wünscht«, versprach Vestara. »Habt Dank, dass Ihr nicht schlecht von mir denkt, weil ich solchen Unsinn ins Spiel bringe.«
»Zu Dankbarkeit besteht kein Anlass«, erwiderte Lady Rhea. »Achte nur darauf, deine närrischen Anregungen nicht zur Sprache zu bringen, wenn andere sie mitanhören könnten. Wir
müssen unseren Ruf wahren.«
Vestara lächelte, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie mittlerweile schon seit mehreren Minuten nicht gespürt hatte, wie Schiff sie wegzudrängen versuchte. Sie benutzte ihr Lichtschwert, um ein regenschirmgroßes Blatt entzweizuhacken, das aus einem Gewirr faulig riechender Ranken nach unten fiel, dehnte ihr Machtbewusstsein in Richtung des Felsvorsprungs aus - und fühlte statt Schiff ihren Freund Ahri.
Noch bevor Vestara leise fluchen konnte, fragte Lady Rhea: »Was ist los?«
»Schüler Raas«, antwortete Vestara. »Ich denke, Meister Xal hat den Suchkorridor, den Ihr ihm zugewiesen habt, verlassen, und ist geradewegs zum Vorsprung gegangen.«
»Und weshalb überrascht dich das?«
Vestara atmete verbittert. »Weil ich dachte, Ihr hättet eine Abmachung mit ihm getroffen.«
»Ich habe ihm eine Abmachung angeboten«, korrigierte Lady Rhea. »Die er nicht abgelehnt hat.«
»Ist das nicht dasselbe, wie sie zu akzeptieren?«
»Eigentlich schon«, sagte Lady Rhea und schnaubte belustigt. »Offensichtlich hatte er so oder so nicht die Absicht, sich an unsere Vereinbarung zu halten.«
»Aber warum habt Ihr ihm dann überhaupt das Angebot gemacht?«, fragte Vestara.
»Sag düs mir!«, hielt Lady Rhea dagegen. »Was habe ich damit erreicht?«
Vestara dachte einen Moment lang nach, ehe ihr klar wurde, was sie getan hatte. »Ihr habt ihn dazu gebracht, Euer Spiel zu spielen«, sagte sie. »Er dachte, er würde Euch bereits täuschen, deshalb hat er nichts anderes versucht.«
»Wir machen noch ein richtiges Schwert aus dir.« Lady Rhea legte Vestara eine Hand auf die Schulter und stoppte sie, bevor sie sanfter weitersprach. »Jetzt erzähl mir von dir und Schüler Raas! Steht ihr euch nah genug, dass du seine Machtaura erkennst?«
Sofort fühlte Vestara sich schuldig. »Das hat nichts mit Illoyalität Euch gegenüber zu tun, Lady Rhea. Ahri und ich sind beste Freunde, seit wir Tyros waren.«
»Das dachte ich mir schon«, meinte Lady Rhea. »Aus diesem Grund hat Xal ihn ausgesucht.«
Vestaras Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ich dachte, weil Ahri. nun, ein Keshiri ist.«
»Und das ist Xal. nicht?« Lady Rhea lächelte. »Ich bin mir sicher, dass das ein Teil des Grundes ist. Es schadet nie, den Blick der anderen von den eigenen Schwächen abzulenken -wie du sehr wohl weißt.«
Lady Rhea fuhr mit einem Finger an den sorgsam aufgetragenen Augenwirbeln entlang, die Vestara jeden Morgen aufmalte, um die Aufmerksamkeit von der kleinen Narbe in ihrem Mundwinkel abzulenken.
»Aber die Wahrheit ist, dass Meister Xal darauf gehofft hat, dass sich Ahris Verbindung zu dir für ihn womöglich als vorteilhaft erweisen würde.«
»Zu mir?«, fragte Vestara schwer atmend. »Wegen Schiff?«
»Weil du meine Schülerin bist«, erklärte Lady Rhea. »Ich bin mir sicher, dass Xal gehofft hat, deine Freundschaft mit Ahri würde ihm gelegentlich gewisse Einblicke in mein Denken gewähren.«
Vestara spürte ihren Herzschlag bis in die Kehle. »Lady Rhea, ich würde niemals...«
»Ich weiß, Vestara«, beteuerte sie, »und ich bin sicher, dass das der Grund dafür ist, warum Xal mit deinem Freund so unzufrieden ist.«
Vestaras Herz rutschte ihr nach unten. Das Letzte, was sie wollte, war, Ahri das Leben schwer zu machen, doch sie hatte auch nicht vor, ihre eigene Meisterin zu hintergehen, damit er
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