Das Verhängnis der Jedi-Ritter 07 - Verurteilung
Es ist unvermeidlich, dass die Geschworenen irgendetwas davon mitbekommen. Das Problem daran, dass sie vom Rest der Bevölkerung isoliert werden, besteht in dem Umstand, dass sie nur einen Teil der Geschichte erfahren. Und dieser Teil besagt, dass die Jedi die Macht an sich gerissen haben.«
»Was immer noch nichts mit mir zu tun hat.«
»Ein Ex-Militär hat immer noch Freunde bei der Armee. Ehemalige Angestellte einer Behörde haben bei dieser Behörde danach auch noch Freunde. Auch Ex-Jedi haben noch Jedi-Freunde. Und am Morgen nach dem Putsch taucht Dekkon niedergeschlagen im Gericht auf und schließt die Beweisaufnahme ab, um seine Niederlage zu signalisieren.«
Schließlich dämmerte es ihr. »Um die Geschworenen zu der Annahme zu verleiten, dass der Ausgang des Prozesses ohnehin keine Rolle mehr spielt. Um sie auf den Gedanken zu bringen, dass die Jedi ohnehin dafür sorgen werden, dass ich davonkomme, ganz gleich, was die Geschworenen urteilen.«
»Korrekt.«
»Aber das ist nicht fair. Das ist Täuschung …«
»Ist es das? Ich verfüge über gut unterrichtete Quellen, die behaupten, dass der Jedi-Orden spät am gestrigen Tag einige erste Anfragen an das Justizministerium gerichtet hat, mit dem Ziel, Ihren Fall fallenzulassen und Meister Skywalkers Urteil aufzuheben. Womöglich reagiert Dekkon bloß mit ehrlicher Betroffenheit auf zu erwartende Einmischungen in den Prozess der Gerechtigkeitsfindung. Oder er schauspielert, um seinen Standpunkt deutlich zu machen. Ich nehme an, dass beides zutrifft. Dessen ungeachtet standen seine Erfolgschancen gestern vielleicht bei eins zu zehn, und nach dem Jedi-Putsch hat dieses Vorgehen daraus fünfzig zu fünfzig gemacht. Immer noch nicht besser als den zufälligen Wurf einer Münze … aber wesentlich besser als das, was er vorher hatte.«
Tahiri stieß einen langgezogenen Atemzug aus. »Und was machen wir jetzt?«
»Wir können eine von drei Möglichkeiten wählen. Nummer eins: Wir hoffen darauf, dass die Jedi tatsächlich beschließen, die Regierung dazu zu bringen, die Anklage gegen Sie fallenzulassen. Nummer zwei: Wir bleiben bei unserer ursprünglichen Verteidigungsstrategie, ziehen diesen Prozess ein paar Wochen in die Länge und hoffen, dass die Jedi in dieser Zeit nicht die Sympathien der Bevölkerung einbüßen. Um das zu erreichen, müsste es sich bei ihnen natürlich kollektiv um überragende Politiker mit einem tief verwurzelten Verständnis für die Motivation, die Ermutigung und die Erbauung großer Bürgermengen handeln. Außerdem müssten sie die Krisen der Übergangsära mit überlegener Diplomatie meistern, was durch eine enthusiastische Kooperation mit dem Rest der Regierung verstärkt würde. Oder, Nummer drei: Wir lassen es auf den Fünfzig-Fünfzig-Münzwurf ankommen, den Dekkon gerade gemacht hat.«
Tahiri dachte darüber nach. Ihr Herz sackte tiefer. »Der Münzwurf ist unsere beste Option, oder?«
»Ja, meine Liebe, ich glaube schon.«
»Dann nur zu. Werfen Sie Ihre Münze, Eramuth.«
Bwua’tu drehte sich, um die Richterin anzusehen. Als sie es bemerkte, bedachte er sie mit einem kleinen Nicken, das ihr seine Bereitschaft signalisierte fortzufahren.
Sie schlug mit ihrem Hammer auf die Bank. »Das Gericht setzt die Sitzung fort. Verteidiger Bwua’tu, sind Sie bereit, Ihren nächsten Zeugen zu benennen?«
»Euer Ehren, die Verteidigung schließt die Beweisaufnahme ab.«
Dieses Mal blinzelte die Richterin nicht einmal. Sie starrte den Bothaner an, als würden ihre Augen von Klebstoff offen gehalten. Wieder hallte das leise Murmeln vom leeren Besucherbalkon wider.
Schließlich wandte sie sich an Dekkon. »Staatsanwalt Dekkon, sind Sie bereit, mit Ihrem Schlussplädoyer zu beginnen?«
»Die Anklagevertretung hat kein Schlussplädoyer vorzutragen, Euer Ehren.«
Das entlockte Bwua’tu einen Laut, leise, ein gequältes Seufzen.
»Verteidiger Bwua’tu?«
»Die Verteidigung hält kein Schlussplädoyer, Euer Ehren.«
»Wie interessant. Wir werden die Sitzung erneut für einige Minuten unterbrechen, während ich jemanden nach den üblichen Dokumenten schicke, und dann werde ich den Geschworenen letzte Instruktionen geben.« Wieder schlug sie mit ihrem Richterhammer auf die Bank.
JEDI-TEMPEL
In den oberen Etagen des Tempels, unter der Kammer der Meister, auf einer breiten Terrasse, die ein paar hundert Leute aufnehmen konnte, lag die Totenbahre des amtierenden Großmeisters Kenth Hamner mit dessen Leichnam obenauf. Sein Gewand war
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