Das Verhängnis der Jedi-Ritter 07 - Verurteilung
das Brummen und Zischen eines Heizgeräts war zu vernehmen – und dann, von oben, Sels Stimme. »Ist da jemand?«
Luke bedeutete den anderen, still zu sein.
Von der Decke unweit der Rückwand des Wohnzimmers führte eine metallene Wendeltreppe nach unten, die sich wie eine Ziehharmonika entfaltete, und Sel kam herunter. Sie trug ein flauschiges Nachthemd und Leggings in Dunkelblau und hielt ein ausgeschaltetes Lichtschwert in der Hand. Als sie Luke und die anderen erblickte, entspannte sie sich sichtlich und ließ die Waffe sinken. »Meister Skywalker, ich habe mir Sorgen um Euch gemacht.«
Luke löste seinen Mantel, um zuzulassen, dass ihn etwas von der warmen Luft im Raum umschmeichelte. »Uns geht es gut. Wir wurden nicht ganz abgeschossen.«
Sel erreichte das Erdgeschoss. »Sie suchen nach Euch, die Behörden.« Die Wendeltreppe hinter ihr glitt in die Höhe, bis sie wieder flach mit der Decke abschloss.
» Nur die Behörden?«
Sie neigte verwirrt den Kopf nach vorn. »Wie bitte?«
»Schon gut. Wie Ihr vielleicht vermutet, waren wir es nicht – was auch immer man uns vorwirft, getan zu haben.«
»Das wusste ich. Möchtet Ihr … möchte irgendjemand von euch Frühstück?«
Luke räusperte sich. »Verzeiht mir, aber …« Und er begann zu singen. Das Lied besaß eine sanfte Melodie, die sich über eine schmale Bandbreite von Tönen erstreckte, gut geeignet für Durchschnittseltern. »Grüne Wiesen locken, weich und warm./Ganz fest wiege ich dich in meinem Arm./Wo Thrantas über den Himmel flitzen./Wo Südwinde säuseln und Sterne blitzen./Blumen duften gar so lieblich./Und Schlaf kommt über Taselda friedlich …«
Während er sang, konnte er die perplexen Blicke von Ben und Vestara auf sich spüren. Allerdings war die Wirkung des Liedes auf Sel weitaus dramatischer. Bei den letzten paar Tönen wankte sie mit flatternden Lidern und ließ das Lichtschwert fallen, das auf den Teppich prallte. Sel taumelte einen Meter zur Seite und sackte auf ihrem Sofa zusammen.
Als Luke mit der ersten Strophe fertig war, waren Sels Augen geschlossen. Ihr Atem ging tief in ungestörtem Schlaf.
Luke fuhr sich mit einer Hand über die Stirn, eine gespielte Geste der Erleichterung. »Wir haben Glück, dass das funktioniert hat. Ich bin nicht unbedingt für mein Gesangstalent bekannt.«
Ben ging hinüber, um auf Sel herabzublicken. »Was war das?«
»Das Lied ist ihr Auslöser für die Mnemotherapie-Technik. Sie hat es mir anvertraut.« Luke trat neben seinen Sohn und half ihm dabei, es Sel auf dem Sofa bequemer zu machen. »Ich muss wissen, ob sie manipuliert wurde.«
Vestara reichte ihm Sels Lichtschwert. »Es sieht antik aus.«
»Mindestens vier Jahrhunderte alt.« Luke legte die Waffe beiseite und kniete nieder. »Sel, könnt Ihr mich hören?«
Ihre Augen öffneten sich nicht, doch sie sprach. Ihre Stimme war leise und träge. »Ich höre Euch.«
»Wisst Ihr, wer ich bin?«
»Ihr seid Meister Luke Skywalker. Oberhaupt der Jedi. Feind der Lauscher. Feind der Lady.«
Luke strich die Härchen in seinem Nacken glatt, die sich unvermittelt aufzurichten drohten. »Wo ist die Lady jetzt?«
»Ich weiß es nicht.«
»Was ist mit Meister Nenn? Wisst Ihr, wo er ist?«
Sie drehte den Kopf, plötzlich gereizt. »Ich will da nicht hin.«
»Ihr müsst dort auch nicht hin. Ihr könnt hierbleiben, wo es sicher ist. Aber ich muss dorthin. Wo ist Nenn?«
»Unten.«
»Wo unten?«
»In der Pumpstation. Mit den Lauschern. Mit den Drochs. Im Dunkeln.«
Dieses Mal spürte Luke, wie er Gänsehaut bekam. Er hatte böse Erinnerungen daran, mit Drochs im Dunkeln zu sein.
»Hier in Hweg Shul?«
»Nein, anderswo.«
»Wo genau?«
»Ich weiß es nicht. Die einzige Pumpstation, die ich kenne, befindet sich hier. Die ist es nicht.«
Luke lehnte sich zurück und seufzte. » Natürlich hält sich Abeloth an einem solchen Ort auf … Sel, Ihr habt uns willkommen geheißen, als Euch klar wurde, dass wir es sind. Ihr tatet so, als gäbe es keine Schwierigkeiten. Was habt Ihr mit uns vor?«
»Euch hinhalten. Euch hier festhalten. Die Lauscher alarmieren.«
»Dann habt Ihr sie noch nicht alarmiert?«
»Nein.«
»Sel, Ihr werdet jetzt schlafen. Ihr seid sehr, sehr müde. Bis Ihr erwacht, werdet Ihr keine andere Stimme hören als meine. Keine anderen Stimmen, keinen Alarm, kein Piepsen von Eurer Kom-Konsole, nichts. Wenn Ihr aufwacht, werdet Ihr Euch sehr gut fühlen, erfrischt, und Ihr werdet Euch fragen, wie lange Ihr geschlafen habt.
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