Das Verhängnis der Jedi-Ritter 09 - Apokalypse
schienen allesamt Luke zu beobachten, als er vorbeiging. Einige zeigten Enttäuschung, wenn sie sahen, dass seine Züge nicht die eines geliebten Verwandten waren, während in anderen Erkennen und Neugierde aufflackerte, als sie bemerkten, dass sie den Großmeister des neuen Jedi-Ordens vor sich hatten.
Viele der Gesichter, die Luke sah, gehörten alten Freunden – Ganner Rhysode, Numa Rar, Tresina Lobi und einem Dutzend anderer –, doch er watete an ihnen vorüber, ohne innezuhalten. Im Laufe seiner vier Jahrzehnte als Jedi hatte Luke hundert gute Freunde und mehr Bekannte verloren, als er zählen konnte, und er baute auf ihr Verständnis dafür, dass er keine Zeit hatte, um stehen zu bleiben und sie alle zu begrüßen.
Schließlich gelangte er zu dem Antlitz, nach dem er gesucht hatte – zu einem schlanken, von rotbraunem Haar umrahmten Frauengesicht mit hohen Wangenknochen, vollen Lippen und großen, grünen Augen. Voller Sehnsucht und mit wachsender Sorge verfolgte die Frau, wie Luke näher kam. Er blieb neben ihr stehen und hockte sich auf die Fersen, während er darauf wartete, dass ihr Gesicht an die Oberfläche trieb, und sich wünschte, dass er die Hilfe, um die er zu bitten gedachte, nicht so verzweifelt gebraucht hätte, wie er es tat.
Sobald ihr Antlitz die Oberfläche durchbrach, runzelte sie die Stirn und sagte: »Wir müssen wirklich aufhören, uns so zu treffen, Skywalker.«
Trotz allem musste Luke lächeln. »Dies ist das letzte Mal«, sagte er. »Versprochen.« Dann fügte er ernst hinzu: »Mara, ich brauche deine Hilfe.«
»Ich kann nicht mehr viel für dich tun«, entgegnete Mara, die eher enttäuscht denn traurig wirkte. »Das weißt du.«
»Kannst du mir dabei helfen, Abeloth aus der Reserve zu locken?«
Mara musterte ihn einen Moment lang schweigend und schüttelte dann den Kopf. »Du kannst sie nicht töten, Luke. Sie ist eine der Uralten.«
»Was sie ist, kümmert mich nicht«, sagte Luke härter, als er eigentlich beabsichtigt gehabt hatte. »Sie hat Ben in ihrer Gewalt.«
Maras Augen wurden groß, doch sie sagte nichts.
Stattdessen ertönte links von Luke eine andere, verächtliche Stimme. »Wie ist denn das passiert?«
Luke drehte sich zur Seite und sah sich Jacen Solos hagerem Gesicht gegenüber, das aus dem dunklen Wasser zu ihm emporlugte. »Wir haben versucht, die Katastrophe abzuwenden, die du verursacht hast.«
Jacens Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen. »Ihr Jedi werdet es wohl nie müde, dem Dunklen Lord die Schuld für eure eigenen Misserfolge zuzuschieben, was?«
»Meine Misserfolge haben hiermit nicht das Geringste zu tun«, sagte Luke. »Du bist derjenige, der Abeloth entfesselt hat.«
»Ich?« , spöttelte Jacen. »Da war ich bereits tot.«
»Thuruht sagt, dass du es dadurch getan hast, dass du die Zukunft verändert hast«, erklärte Luke. »Sie sagen, auf diese Weise wird Abeloth immer befreit.«
Jacen wirkte mit einem Mal ein bisschen weniger selbstsicher. »Wer ist Thuruht?«
»Das älteste Killik-Nest«, erläuterte Luke. »Das Nest, das beim Bau der Centerpoint-Station half und Abeloth einkerkerte, als sie das letzte Mal entkam.«
»Dann solltest du wohl eher mit Thuruht reden anstatt mit Mara und mir«, gab Jacen – jetzt wieder überheblicher – zurück. »Wir können nichts tun. Wir sind tot.«
Luke wandte sich wieder an Mara. »Ich will lediglich ihre Schwachstellen wissen oder wie ich sie im Nebel des Vergessens finden kann«, sagte er. »Alles, das mir dabei hilft, sie aufzuhalten, bevor sie … bevor sie Ben etwas Schreckliches antut.«
Maras Augen wurden glasig vor Kummer. »Luke … Diesmal spricht Jacen die Wahrheit«, sagte sie. »Wir können dir nicht helfen.«
Ich schon. Luke fühlte die Stimme eher, als dass er sie hörte, eine Dunkelheit, die von hinten an ihm zog. Und ich bin bereit dazu.
Luke drehte sich um und machte die Gestalt eines von Schatten umhüllten Menschen aus, der sich vom selben Ufer aus näherte, an dem Luke ins Wasser gewatet war, vom selben Ufer, das alle Sterblichen zum See der Erscheinungen führte. Der Silhouette nach war er groß und breitschultrig, mit einem Haupt, über dem die Dunkelheit lastete wie eine Kapuze, und glühenden Augen, deren Farbe niemals gleich zu sein schien, die von Braun über Orange und Gelb bis zu Blau wechselten, um manchmal so dunkel wie Ebenholz zu werden, sodass es schien, als gäbe es sie gar nicht. Als die Gestalt näher kam, nahm sie Ähnlichkeit mit einem Mann
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