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Das Verhaengnis Thriller

Das Verhaengnis Thriller

Titel: Das Verhaengnis Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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zurück in dein Motel, sagte er sich, noch während er die Hand zu einem erneuten Klopfen erhob, das immer dringender wurde, bis er mehrfach mit der Faust gegen die schwere Holztür pochte.
    Zögernde Schritte nahten. »Was ist los?«, knurrte eine Frauenstimme von drinnen. »Hast du deinen Schlüssel bei deiner Freundin vergessen?« Die Tür ging auf. Dahinter stand seine Stiefmutter, deren Gesichtsausdruck von Wut über Überraschung in schieres Entsetzen umschlug. »O mein Gott«, sagte sie und sackte hinter der Schwelle zusammen, als ob Jeff sie mit einem Schlag in die Magengrube überrascht hätte. »Mein Sohn …«, rief sie.
    Jeff wollte sie gerade dankbar in seine Arme schließen, an seine Brust drücken und ihr sagen, dass alles vergeben war und dass noch genug Zeit blieb, die Dinge zwischen ihnen wiedergutzumachen.
    »O Gott. Was ist passiert?«, wollte seine Stiefmutter wissen. »Hatte er einen Unfall? Geht es ihm gut?«
    Erst nach einer Weile begriff Jeff, dass nicht er, sondern Will der Sohn war, den sie meinte. Natürlich, dachte er, zog seine Arme zurück und erstarrte, als sei sein ganzer Körper gelähmt. »Will ist nichts passiert«, erklärte er ihr mit ausdrucksloser Stimme. »Es geht ihm gut, er amüsiert sich wahrscheinlich besser als je zuvor in seinem Leben.«
    Seine Stiefmutter richtete sich wieder zu voller Größe auf und kniff die kühlen blauen Augen zusammen. Sie war beinahe 1,75 groß, selbst in den schäbigen pinkfarbenen Pantoffeln, die sie trug. Eine imposante Erscheinung, ganz gleich wie sie gekleidet war, dachte Jeff und bemerkte die grauen Strähnen an ihren Schläfen, die sie irgendwie eingefallen wirken ließen – ein Eindruck, der durch ihr schmales Gesicht und die beinahe nicht existente Oberlippe noch unterstrichen wurde. Keine besonders schmeichelnde Beurteilung, zumal Jeff wusste, dass sie in ihrer Blüte durchaus als Schönheit gegolten hatte, aber was soll’s? Die Zeit für Schmeicheleien war sowieso vorbei. »Das verstehe ich nicht. Warum bist du hier?«, fragte sie und zog ihren grünen Frotteemorgenrock fester zu.
    »Meine Mutter liegt im Sterben«, antwortete Jeff nur. »Ellie sagt, sie hat nur noch ein paar Tage zu leben.«
    »Tut mir leid«, sagte seine Stiefmutter und schaffte es, so zu klingen, als würde sie es ernst meinen. »Wolltest du reinkommen? Ich fürchte, dein Vater ist nicht da …«
    Jeff verzog die Lippen zu einem Lächeln, als er sich an ihre Begrüßung hinter der Haustür erinnerte. Was ist los? Hast du deinen Schlüssel bei deiner Freundin vergessen? »Manche Dinge ändern sich wohl nie.«
    »Du bist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten, weißt du. Ihr seht euch wirklich unheimlich ähnlich.«
    »Das hat man mir schon öfter gesagt«, gab Jeff wütend zurück und wandte sich ab. »Hast du eigentlich mal was von Kathy gehört?«, hörte er sich fragen, und sein Blick wanderte zurück zu dem Haus zwei Türen weiter.
    »Kathy? Du meinst Kathy Chapin? Wie um alles in der Welt kommst du jetzt auf sie?«
    »Ich war bloß neugierig.«
    »Wir haben uns schon vor Jahren aus den Augen verloren. Warum?«, fragte sie noch einmal.
    »Nur so.«
    Eine Zeitlang starrten sie einander schweigend an. »Warum kommst du nicht einfach rein?«, schlug sie noch einmal vor. »Ich könnte eine Kanne Kaffee aufsetzen. Wer weiß – vielleicht überrascht dein Vater uns ja und kommt früher nach Hause.«
    »Sieht wohl eher nicht danach aus.« Jeff ging rückwärts die Eingangsstufen hinunter und fragte sich, ob das frisch erwachte Mitgefühl seiner Stiefmutter Ausdruck ernsthafter Sorge war oder ob sie es schlicht leid war, alleine zu sein.
    »Sag Will, er soll mich ab und zu mal anrufen«, rief sie ihm nach.
    »Mach ich«, sagte Jeff, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Kapitel 26
    Wie überaus seltsam der Tag sich entwickelt hatte, dachte Kristin, während sie ihre Kleider abstreifte und ihr Laken aufschlug. Er hatte mit einem Anruf begonnen und einem anderen Anruf geendet, dazwischen nichts als beunruhigende Lügen. War Jeff wirklich in Buffalo, wie er behauptet hatte, oder war das eine weitere Unwahrheit? Bisher hatte er sich entschieden geweigert, nach Hause zu fliegen, um seine Mutter zu sehen. Was war geschehen, dass er es sich anders überlegt hatte?
    Kristin schlüpfte unter die kühlen weißen Laken, drehte sich unruhig von rechts nach links und ging im Kopf noch einmal ihr Telefongespräch durch. »Ich erkläre dir alles, sobald ich zurückkomme«, hatte er

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