Das Verhaengnis Thriller
hätte.«
»Du kennst mich nicht besonders gut, Will.«
»Ich glaube doch.«
»Was weißt du denn über mich?«
»Ich weiß, was ich sehe.«
»Und was genau siehst du, wenn du mich anschaust?«, fragte Kristin, plötzlich bedürftig, es zu hören. »Mal abgesehen von dem falschen Busen, den gefärbten blonden Haaren und den künstlichen Wimpern? Sag mir, was siehst du?« Sie beobachtete Will, dessen Blick über die Flächen ihres Gesichts wanderte.
»Ich sehe eine Frau mit einer wunderschönen Seele«, sagte Will.
»Du siehst meine Seele?« Kristin versuchte zu lachen, aber das Lachen blieb ihr im Hals stecken, und Tränen schossen ihr in die Augen.
»Ich wollte dich nicht aufregen«, sagte Will und wollte ihr am liebsten über die Wange streichen, traute sich dann aber doch nicht ganz. »Es tut mir leid.«
Kristin schlug sich die Hand vor den Mund. »Ich glaube, das war das Süßeste, was je irgendjemand zu mir gesagt hat«, sagte sie dann.
»Süß«, sagte Will und ließ seine Hand sinken. »Wieder dieses Wort.«
»Es ist nichts verkehrt daran, süß zu sein.«
»Aber ich bin nicht süß.«
»Und ich habe keine wunderschöne Seele.«
»Ich glaube doch.«
»Dann kennst du mich wie gesagt nicht besonders gut.«
»Ich weiß, was ich wissen muss«, beharrte Will.
»Nein«, sagte Kristin, nahm seine rechte Hand und hob sie an ihre Brust. »Ich bin eine menschliche Barbie-Puppe, Will, von Kopf bis Fuß aus Plastik.«
»Nein«, sagte er, und seine Finger zitterten.
»Sie sind künstlich, Will. Ich bin künstlich.«
»Ich kann spüren, wie dein Herz schlägt. Erzähl mir nicht, das wäre nicht echt.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wichtig«, sagte sie.
»Das glaubst du doch selbst nicht.«
Kristin öffnete ihren Morgenmantel, nahm Wills Hand und strich damit über ihre nackten Brüste. »Willst du wissen, was ich spüre, wenn du mich da berührst?«, fragte sie und führte seine Finger von einer Brustwarze zur anderen. »Nichts«, antwortete sie, ehe er etwas sagen konnte. »Ich spüre nichts. Weißt du warum? Weil bei der Operation alle Nervenenden beschädigt wurden. Meine Brüste sehen also toll aus – verdammt, sie sehen fantastisch aus –, aber ich spüre nicht mehr viel. Versteh mich nicht falsch«, fügte sie rasch hinzu, »ich will mich nicht beklagen. Für mich ist es okay, ein fairer Deal. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass Gefühle arg überschätzt werden.«
»Du spürst nichts, wenn ich dich berühre?«, fragte Will und bewegte seine Hand jetzt allein, massierte sanft erst ihre eine, dann ihre andere Brust.
»Eigentlich nicht«, sagte Kristin und versuchte das leichte Kribbeln zwischen ihren Beinen zu ignorieren.
»Und wie ist es hier?« Will beugte sich vor und küsste ihren Hals.
Kristin entwich ein leises Stöhnen, als Wills Zunge ihr Ohr streifte.
»Oder hier?« Er drückte seine Lippen sanft auf ihre.
»Erinnere mich dran, dass ich mir die Lippen machen lassen muss«, sagte sie heiser.
»Wag es nicht, irgendwas mit diesen Lippen zu machen. Sie sind wunderschön. Du bist wunderschön.«
»Bin ich nicht«, beharrte sie.
»Sag mir, dass du immer noch nichts spürst«, sagte er, schob ihren Morgenmantel beiseite und begann, ihre Brüste zu küssen.
»Ich spüre nichts«, sagte sie, aber es klang selbst in ihren eigenen Ohren wenig glaubwürdig, weil sie sich gleichzeitig vorwölbte und seinen sanften Küssen entgegenstreckte.
»Und jetzt?« Er strich mit den Fingern über ihren Bauchnabel, über ihre Scham und ließ sie zwischen ihre Beine tauchen.
Kristin stöhnte in einer Mischung aus Lust und Wiedererkennen auf. Sosehr sie sich auch mühte, verglich sie Wills zögernde Annäherungen unwillkürlich mit den ungleich selbst sichereren Berührungen seines Bruders. Und wenig später drängte sich ein unwillkommenes Bild in ihre Gedanken. Während sie Wills Zunge in sich spürte, sah sie Jeff mit Suzy, seine geschickten Hände auf ihrem geschundenen Körper, seine Zunge, die geübt ihre zartesten Stellen erkundete. Nein, dachte sie, warf den Kopf hin und her, um das Bild abzuschütteln, und ihr Gedanke nahm Form und Klang an und wurde zu einem Wort. »Nein«, sagte sie, als sie spürte, wie Will an seinem Reißverschluss fummelte. »Nein«, sagte sie lauter, als sie ihn wegstieß. »Nein«, sagte sie unter Tränen, als sie ihren Morgenmantel um sich hüllte und schluchzend ihr Gesicht in den Händen vergrub. »Ich kann nicht«, sagte sie. »Tut mir
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