Das Verhaengnis Thriller
versuchte zu verstehen, was mit ihm geschah. Konnte es tatsächlich sein, dass er sich verliebt hatte? Und war das Liebe – dieses überwältigende Gefühl von Ohnmacht? Nachdem er mehrere Minuten lang auf und ab gelaufen war, steckte Jeff sein Handy wieder ein und ging zur Tür.
Zehn Minuten später wartete er in einer kurzen Schlange an der Kasse eines rund um die Uhr geöffneten Drugstores in der Nähe des Hotels, um einen Einwegrasierer, eine Zahnbürste, Zahnpasta und eine Dreier-Packung weiße Slips – eine andere Farbe war nicht im Angebot – zu bezahlen. Er verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und versuchte das Gleichgewicht zu wahren. In seinem Kopf wirbelten die Ereignisse des Tages, die er wieder und wieder durchgegangen war, durcheinander wie die Scheiben eines DJs, der in einem der angesagten Nachtclubs von Miami auflegte: Suzy am Telefon gleich nach dem Aufwachen, Suzy ihm gegenüber in dem Café, Suzy in seinen Armen in dem Motel, Suzy am Telefon gerade eben, Suzy in seinem Kopf und seinem Herzen.
Hatte er ihr wirklich gesagt, dass er sie liebte?
Und hatte er es wirklich so gemeint?
Ich liebe dich , hörte er sich sagen.
»Was haben Sie gesagt, was das kostet?«, fragte eine ältere Dame an der Spitze der Schlange den jungen Schwarzen an der Kasse. »Ich glaube, Sie haben sich geirrt. Das kann nicht stimmen. Schauen Sie noch mal nach.«
»Fünf Dollar und dreizehn Cent«, wiederholte der Kassierer und verdrehte die Augen in Richtung der Wartenden.
Ich liebe dich auch , flüsterte Suzy in Jeffs Ohr.
»Ich dachte, das Deo wäre im Angebot.«
»Ist es auch. Zwei Dollar neunundachtzig. Das ist der Sonderpreis.«
»Tut mir leid. Das kann nicht stimmen.«
Tut mir leid. Hier wohnt niemand, der so heißt.
»Normalerweise kostet es drei neunundzwanzig. Zwei neunundachtzig ist der Sonderangebotspreis.«
»Und was ist so besonders daran?«
»Keine Ahnung. Ich benutze es nicht.«
»Schauen Sie noch mal nach. Ich bin sicher, Sie haben sich geirrt«, beharrte die Frau.
Ich fürchte, Sie haben sich verwählt .
Der junge Mann zog einen großen bunten Prospekt unter der Kasse hervor und blätterte die zweite Seite auf. »Ich habe mich nicht geirrt. Sehen Sie. Hier.« Er zeigte auf das entsprechende Bild. »Sonderpreis: zwei neunundachtzig. Wollen Sie es nun haben oder nicht?«
»Was bleibt mir anderes übrig?«, murmelte die Frau kopfschüttelnd, während sie dem Kassierer das Geld genau abgezählt überreichte und ihm die Plastiktüte mit ihren Einkäufen aus der Hand riss.
Was machen wir jetzt?
Du musst ihn verlassen.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Mit wem sprichst du, Suzy?
»Kann ich Ihnen helfen? Verzeihung, Sir?«, fragte der Kassierer.
»Tut mir leid«, tauchte Jeff wieder in die Gegenwart ein und stellte fest, dass er an der Reihe war.
»Dreiundzwanzig Dollar und achtzehn Cent«, sagte der junge Mann, nachdem er die Artikel gescannt hatte, und straffte die Schultern, als fürchtete er eine weitere Diskussion.
Jeff gab ihm dreißig Dollar und wartete, bis der Junge die Waren eingepackt und ihm das Wechselgeld herausgegeben hatte. »Vielen Dank.«
»Einen schönen Abend noch.«
Jeff trat aus dem Laden und blickte die Straße auf und ab. An der Ecke war ein Mann unter einer Laterne stehen geblieben, um sich eine Zigarette anzuzünden. Ein Stück weiter schlich die Frau, die über das Deo gestritten hatte, mit hängenden Schultern, die Tüte an ihrer Seite schlackernd, im Schneckentempo vorwärts, als würde sie gegen einen Sturm ankämpfen. Er überlegte, ihr nachzulaufen, um ihr seine Hilfe anzubieten, aber sie würde wahrscheinlich denken, dass er sie berauben wollte, und Zeter und Mordio schreien.
Plötzlich blitzte eine alte Erinnerung vor seinem inneren Auge auf: Nach einer Party, auf der sie beide viel zu viel getrunken hatten, war ihm und Tom auf dem Heimweg eine Frau mittleren Alters entgegengekommen, die Handtasche an die Brust gepresst. Als sie sie sah, hatte sie die Straßenseite gewechselt. »Sie denkt, wir haben es auf ihr Geld abgesehen«, hatte Jeff lachend gesagt.
»Oder auf ihren Körper«, hatte Tom erwidert und noch lauter gelacht.
Und plötzlich war er über die Straße gerannt, hatte die Frau zu Boden gestoßen und ihr die Tasche aus der Hand gerissen. Was blieb Jeff anderes übrig, als ihm nachzulaufen. Er konnte schließlich nicht stehen bleiben, um der blutenden Frau wieder auf die Beine zu helfen. Sie hätte bloß angefangen zu schreien
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