Das Verhaengnis Thriller
ihrer strassbesetzten Designer-Sonnenbrille, auf einem Dritten hielt ein lächelndes dunkelhaariges Mädchen einen grünen Apfel in der Hand.
Tom fragte sich, was das sollte, und hakte die Agentur ab. Wer wollte ein Mädchen vögeln, das einen Apfel in der Hand hielt? Ein Apfel am Tag, dachte er, als sein Blick auf die ganzseitige Anzeige einer Agentur namens Déjà-vu-Escort fiel. Was zum Henker bedeutete das? Dass man sie alle schon einmal gesehen hatte?
Er blätterte weiter. Es gab eine Schönheit mit 60 – »Schlechter Scherz, wie?«, höhnte er –, eine Fantastische Lady 50 (erneutes spöttisches Schnauben), gefolgt von Fesselnden reifen Begleiterinnen (wer wollte Reife, Scheiße noch mal?), Kammerzofen in Schwarz & Weiß sowie Gefesselt & Geknebelt (beides bei anderer Gelegenheit durchaus einen Versuch wert, dachte er). Ein Küchen-Team (machten die hinterher sauber, oder was?) und eine Agentur, die mit dem Slogan Älter, Langsamer, Besser warb. »Wer braucht alt und langsam?«, fragte Tom laut. Es gab Anzeigen für kubanische Mädchen, russische Mädchen und sogar Einheimische Schönheiten . Es gab eine Miss Vicki, eine Mistress Letitia und eine Miss Carla de Sade. Es gab eine Holly Golightly, Thelma & Louise und jemanden, der sich schlicht Mark nannte. »Sorry, Kumpel. In diesem Leben nicht.« Am Ende entschied Tom sich für Last Minute Escorts.
»Hier ist Tanya«, meldete sich Sekunden später eine verführerische Stimme. »Wie kann ich Ihnen dienen?«
Tom suchte nach einer witzigen Antwort, aber alles, was ihm einfiel, war: Du kannst deinen Arsch herbewegen und mir einen blasen. Deshalb sagte er nur: »Ich hätte gern ein Mädchen. So schnell wie möglich.«
»Selbstverständlich«, sagte Tanya. »Haben Sie irgendeine besondere Vorliebe?«
»Haben Sie Mädchen aus Afghanistan?«, fragte Tom, auch zu seiner eigenen Überraschung.
»Afghanistan?«, fragte Tanya mindestens eine halbe Oktave höher als vorher. »Araberinnen, meinen Sie?«
»Ich denke ja.«
»Ich fürchte nein«, sagte Tanya. »Wir haben eine große Bandbreite von asiatischen Frauen«, fuhr sie fort, als ob Asiaten und Araber austauschbar wären.
»Haben Sie jemanden aus Singapur?« Tom hatte gehört, wie streng es in Singapur zuging. Man konnte ins Gefängnis kommen, wenn man bei Rot über die Straße ging, oder hundert Peitschenhiebe kassieren, wenn man auf die Straße spuckte. Hatte man nicht einen amerikanischen Jungen für ein harmloses Graffiti an einer Mauer beinahe hingerichtet, verdammt noch mal? Da konnte man wohl davon ausgehen, dass ihre Frauen ziemlich unterwürfig waren.
»Ich glaube ja.« Man hörte das Klappern einer Computer-Tastatur. »Ich kann Ihnen eine hinreißende junge Dame namens Cinnamon anbieten. Sie ist fünfundzwanzig Jahre alt, 1,55 Meter groß und hat einen Hüftumfang von 56 Zentimeter.«
»Busengröße?«
»Doppel D.«
»Echt?«
»Sie scherzen?«, fragte Tanya.
»Okay. Gut. Klingt super.«
»Dann brauche ich Ihren Namen und Ihre Kreditkarte.«
Tom wollte gerade seine Karte aus der Hemdtasche fischen, als ihm der Gedanke kam, dass er nicht noch einmal ein Fiasko wie mit Chloe erleben wollte. »Können Sie einen Moment dranbleiben?«
»Selbstverständlich.«
Mit der anderen Karte würde es auf jeden Fall hinhauen, dachte er, griff in seine andere Tasche, die jedoch leer war. »Verdammt.« Wohin hatte er sie gesteckt? »Haben Sie noch einen Moment?«
»Lassen Sie sich Zeit.«
Tom rannte nach oben, vorbei an den leeren Kinderzimmern, auf das Schlachtfeld des Schlafzimmers und machte die Deckenlampe an. Er zerrte an den weißen Laken auf dem Bett und versuchte, den großen roten Blutfleck in der Mitte zu ignorieren. Die blöde Kuh hatte seine schönen weißen Laken ruiniert und dann noch den Nerv, sich zu beschweren. Er sollte diese Venus Milo verklagen, dachte er, entdeckte sein rot-schwarz kariertes Hemd neben dem Bett auf dem Boden und fand in der Brusttasche, was er suchte.
Glucksend kehrte er zum Telefon im Wohnzimmer zurück. »Okay, Tanya-Baby. Ich bin zurück. Bist du bereit?«
»Name?«, fragte Tanya zurück.
»Carter«, sagte Tom und unterdrückte ein Lachen. »Carter Sorenson.« Er las die Nummer von der Kreditkarte vor, die er vor ein paar Tagen aus Carters Portemonnaie gestohlen hatte. Der Schwachkopf hatte nicht mal gemerkt, dass es weg war, oder es zumindest nicht bei der Kreditkartenfirma gemeldet. Das wusste Tom, weil er, nachdem Carter ihn gefeuert hatte, zu Macy’s
Weitere Kostenlose Bücher