Das Verhaengnis Thriller
einem gespiegelten Sonnenstrahl. »Tut mir leid.«
»Ich glaube, da will Sie jemand sprechen.« Caroline zeigte zum Empfang. Jeff wandte den Kopf und erwartete einen verrückten Moment lang, seine Schwester oder vielleicht sogar seine Mutter in der Tür stehen zu sehen. Stattdessen sah er eine zart aussehende Frau mit dunklem Haar und einer großen Sonnenbrille.
»Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte Jeff und ging rasch auf sie zu. Was zum Teufel machte sie hier?
Als er auf sie zukam, nahm Suzy die Sonnenbrille ab und entblößte ihre geschwollene Wange. »Ich muss mit dir reden«, sagte sie.
Kapitel 10
Dreißig Minuten später ließ sich Jeff auf einen unbequemen Holzstuhl im hinteren Teil der Bäckerei direkt unter Elite Fitness sinken. Etwa ein Dutzend Tische waren in dem kleinen, von süßen Aromen erfüllten Ladencafé neben die exotische Kaffeetheke gequetscht. »Ich bin froh, dass du noch bleiben konntest«, sagte er und fragte sich, was er eigentlich hier machte, und vor allem, was sie hier machte.
»Danke, dass du mich einschieben konntest«, sagte Suzy und rührte in ihrem Cappuccino mit Zimt, den sie bestellt hatte, während sie darauf wartete, dass Jeff die Trainingsstunde mit seiner Kundin beendete.
»Mein Elf-Uhr-Termin hat abgesagt.«
»Da habe ich ja Glück gehabt«, sagte Suzy.
»Besonders glücklich siehst du nicht aus.« Jeff blickte aus dem Fenster und sah seinen Boss, der Caroline Hogan über die Straße zu einem schokoladenbraunen Mercedes begleitete, der vor einem Hydranten parkte. Während ihrer Stunde hatte sie mehrmals bemerkt, dass er mit den Gedanken offenbar anderswo war – vor allem nachdem Suzy unerwartet aufgetaucht war –, und er hoffte, dass sie sich deswegen nicht bei Larry beschwerte.
Suzy rückte ihre Sonnenbrille zurecht, die sie auch in dem dunklen Raum nicht abgenommen hatte, und nippte an ihrem Kaffee. Als sie wieder aufblickte, klebte Milchschaum an ihrer Oberlippe. Sie wischte den Schaum behutsam mit einem Finger ab, als wäre selbst die geringste Berührung schmerzhaft.
»War das dein Mann?«, fragte Jeff und zeigte auf ihr Gesicht.
»Was? Nein. Natürlich nicht.«
»Willst du mir erzählen, du wärst gegen eine Tür gerannt?«
Suzy lachte verlegen. »Ehrlich gesagt habe ich den Hund der Nachbarn ausgeführt.« Die vertraute Lüge glitt ihr erstaunlich glatt über die Lippen. »Fluffy. Er ist ein wirklich süßer Spitz. Weiß und … flauschig. Jedenfalls hat er eine von diesen Leinen, die man mit einem Klick feststellen kann, wenn man den Hund zurückhalten will. Kennst du die?«
»Kann ich nicht behaupten.«
»Na, jedenfalls ist Fluffy losgerannt, und ich habe versucht, die Leine zu stoppen, aber offensichtlich habe ich irgendwas falsch gemacht und wohl auch nicht richtig aufgepasst. Jedenfalls habe ich mich in der Leine verheddert und bin gestürzt – auf die Nase gefallen, wie man so schön sagt.«
»Wer sagt das?« Jeff rieb sich die Stirn. Er war es langsam leid, angelogen zu werden.
»Na ja … zum Beispiel meine Schwiegermutter«, antwortete Suzy. »Jedenfalls hat sie das früher immer gesagt. Jetzt ist sie ziemlich krank. Krebs.«
»Meine Mutter hat auch Krebs«, sagte Jeff und schüttelte den Kopf. Warum hatte er ihr das erzählt?
»Oh, das tut mir leid.«
»Das muss dir nicht leidtun.« Jeff rutschte auf dem zu engen Stuhl hin und her und atmete den Duft von frisch gebackenem Brot ein. »Was machst du hier?«, fragte er.
»Das wollte ich dich auch fragen«, sagte Suzy. »Wegen Samstag«, stellte sie klar.
Jeff zuckte die Achseln. Das Spiel konnte man auch zu zweit spielen, dachte er, obwohl er in Wahrheit nicht wusste, welches Spiel sie eigentlich spielten. »Was soll ich sagen? Wir waren einfach drei Männer, die eine nachmittägliche Spritztour gemacht haben.«
»Und dabei seid ihr zufällig vor meinem Haus gelandet?«
»Du stolperst über Hundeleinen«, erwiderte Jeff spitz. »Wir machen nachmittägliche Spritztouren.«
Suzy nickte und wandte sich wieder ihrem Cappuccino zu. »Dein Freund ist mir neulich abends nachgefahren. Ich habe seinen Wagen wiedererkannt.«
Jeff lachte. »Ein besonders guter Späher war Tom nie.«
»Warum ist er mir gefolgt?«
»Warum fragst du ihn nicht selbst?«
»Ich frag lieber dich.«
»Warum?«
»Ich weiß nicht genau. Vielleicht weil du ein nettes Gesicht hast«, sagte sie und zögerte. »Und dein Freund nicht.«
»Und mein Bruder? Was für ein Gesicht hat der?«
Sie zögerte erneut,
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