Das Verhaengnis Thriller
während Toms Stimme in seinem Ohr dröhnte. »Was redest du da?«, fragte er.
»Selbstverständlich. Warum schauen Sie nicht in Ihren Terminkalender und melden sich dann noch mal? Ich bin sicher, wir finden was.«
»Was zum Henker soll das?«
»Ich fürchte, vor sieben habe ich nichts mehr frei.«
»Willst du mich verarschen oder was?«
»Hör zu«, flüsterte Jeff, als Larry und das Mädchen sicher außer Hörweite waren, »ich hab dir gesagt, ich kann jetzt nicht reden. Mein Boss beobachtet mich.«
»Das ist mir doch scheißegal! Findest du nicht, dass das wichtiger ist?«
»Ich ruf dich später an. Und du gehst jetzt nach Hause, beruhigst dich und hörst auf, Lainey zu verfolgen. Hast du mich verstanden, Tom? Hörst du mir zu?«
»Ich werde sie nicht verfolgen.«
»Okay, gut. Wir sprechen uns nachher.« Jeff legte auf, eigenartig fasziniert, dass ein Mann, der so häufig log wie Tom, immer noch so schlecht darin war. Er gab Melissa den Hörer zurück. »Danke für die Warnung.«
»Jederzeit. Oh, dein Elf-Uhr-Termin hat abgesagt.«
»Alles in Ordnung?«, fragte Caroline Hogan, stieg von dem Laufband und kam auf ihn zu. Die Vorderseite ihres türkisfarbenen Oberteils war von münzgroßen Schweißflecken gesprenkelt, und sie tupfte sich mit rot lackierten und manikürten Fingern die Oberlippe ab.
»Mein Elf-Uhr-Termin hat abgesagt«, antwortete Jeff trocken. »Und ein Freund von mir ist gerade von seiner Frau verlassen worden.«
Sie hob eine sorgfältig gezupfte Braue und legte ihre Stirn in feine Falten.
Da war das Botox nicht hingekommen, dachte Jeff, führte sie zu einer Bank und wies sie an, sich auf den Rücken zu legen.
Caroline Hogan tat, wie ihr geheißen, breitete ihr lockiges, blondes Haar auf das Handtuch unter ihrem Kopf und ließ ihre immer noch wohlgeformten Beine über den Rand der Bank baumeln, sodass ihre Adidas-Joggingschuhe leicht über den Holzboden schrammten.
»Wie schnell waren Sie auf dem Laufband?«
»Sechs Komma fünf.«
»Nicht schlecht für eine alte Schachtel.« Die Worte waren über Jeffs Lippen, bevor er sie zensieren konnte, und er war froh, als er Caroline lachen hörte. Sie hatte ein nettes Lachen. Nicht zu rau, nicht zu mädchenhaft. Fest und aufrichtig. Nicht wie Kristin, die immer erstaunlich zögerlich lachte, oder Lainey, deren Lachen immer gezwungen klang, als ob beide Frauen irgendwie widerwillig lachen würden. »Er ist ohne sie besser dran«, sagte Jeff und legte jeweils eine Fünf-Kilo-Hantel in ihre ausgestreckten Hände.
»Ich nehme an, Sie reden von dem Freund, der von seiner Frau verlassen wurde«, stellte Caroline fest, beugte die Ellbogen und ließ die Gewichte links und rechts neben ihren Kopf sinken, ehe sie sie unaufgefordert wieder in die Luft stemmte. Sie kam seit drei Jahren zwei Mal die Woche, wärmte sich auf dem Laufband auf und arbeitete dann eine Stunde mit einem Trainer. Ihr vorheriger Trainer war vor zwei Monaten nach New York gegangen, und man hatte Jeff engagiert, um ihn zu ersetzen. Caroline wusste genau, was von ihr erwartet wurde, eine Eigenschaft, die Jeff an einer Frau schätzte.
Eine Eigenschaft, die Lainey Whitman leider komplett abging.
Obwohl sie doch bestimmt gewusst hatte, worauf sie sich einließ, als sie Tom geheiratet hatte.
»Arme ganz durchdrücken«, ermahnte Jeff Caroline. »Noch ein kleines Stückchen höher. So ist’s gut, Caroline. Und davon noch acht.«
»Warum hat sie ihn verlassen?«, fragte Caroline.
»Wer weiß?« Jeff zuckte die Achseln. »Warum haben Sie Ihren Mann verlassen?«
»Welchen?«
»Wie viele gab es denn?«
»Nur zwei. Den ersten habe ich verlassen, nachdem ich ihn mit dem Kindermädchen im Bett erwischt habe – banal, aber wahr. Der zweite ist vor vier Jahren an Krebs gestorben, sodass streng genommen er mich verlassen hat.«
»Glauben Sie, dass Sie noch mal heiraten werden?«
»Oh, ich hoffe doch«, sagte Caroline munter wie ein Teenager, als Jeff ihr die Gewichte aus der Hand nahm. »Ich war immer gern verheiratet. Und Sie?«
»Ich hatte noch nie das Vergnügen«, sagte Jeff, wobei ihm das Wort »Vergnügen« beinahe im Hals stecken blieb. Manchmal, meistens wenn er es am wenigsten erwartete, hörte er unvermittelt seine Mutter und seinen Vater, wie sie sich hinter der geschlossenen Schlafzimmertür anschrien. Klang nicht besonders vergnüglich. Er zeigte auf den Boden. »Und jetzt ein Paar Liegestütze.«
»Für euch Männer ist es leicht«, sagte Caroline, hockte sich auf den
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