Das Verhaengnis Thriller
Abends kurz nach Beginn ihrer Beziehung gesagt, und Tom hatte sich sofort in sie verliebt.
Natürlich hatte er sich sogar noch schneller wieder entliebt. Lainey durch Jeffs Augen zu sehen – »Sie ist nicht einmal hübsch, Mann. Sie hat kleine Glubschaugen, und ihre Nase ist zu groß für ihr Gesicht. Außerdem hat sie Beine wie Kegel. Da kannst du was viel Besseres kriegen« – hatte ausgereicht, seine ohnehin abkühlende Leidenschaft zu ersticken. Aber da war es schon zu spät. Lainey war bereits schwanger und drängte ihn, sie zu heiraten. Er hatte sich von ihr einreden lassen, dass er nach Afghanistan ein wenig Stabilität in seinem Leben brauchte. Lass mich für dich da sein, hatte sie gesagt. Warum nicht, hatte er gedacht. Er hatte es verdient, dass sich irgendjemand ein bisschen um ihn kümmerte. Er konnte sich später immer noch scheiden lassen.
Und warum war er dann jetzt so aufgebracht, als es tatsächlich passierte?
Weil niemand Tom Whitman verließ, dachte er. »Wer wann geht, entscheide ich«, verkündete er den Kanzleischildern. Er dachte an Coral Gables, an das Arschloch von Suzys Ehemann. Lasst euch nicht noch mal von mir in dieser Gegend erwischen , hatte er sie gewarnt. Wer zum Henker glaubte er, wer er war? »Ich entscheide, wer wann was macht«, sagte Tom. »Ich entscheide, wie. Ich entscheide, wann.« Da musste man nur diese kleine Fotze in Afghanistan fragen.
Gut, die Schlampe hätte es fast geschafft, dass er in den Knast gewandert wäre. Tom erinnerte sich an die Beschuldigungen, die wochenlange Untersuchung, die durchaus reale Gefahr, in den Knast zu kommen. Letztendlich hatte die Armee entschieden, die Sache nicht vor Gericht zu bringen, sondern ihn stattdessen nach Hause zu schicken. Nachdem er zwei Jahre lang sein Leben riskiert hatte, zwei Jahre lang Sand gefressen und Kameraden hatte sterben sehen, bis seine Gebete auf einen einzelnen Wunsch reduziert worden waren – Bitte lass mich mit zwei Beinen heimkehren –, hatte man ihn mit einem Arschtritt unfeierlich vor die Tür gesetzt. Unehrenhaft entlassen. Das war der Dank.
Genau wie mit Lainey.
Eine weitere unehrenhafte Entlassung.
Er hatte versucht, sich ihr gegenüber anständig zu verhalten, und jetzt versuchte sie, ihn um das zu betrügen, was ihm rechtmäßig zustand – seine Kinder, sein Haus, sein Leben. Wollte sie das? Und dachte sie nach fünf Jahren mit ihm wirklich, dass sie ihn einfach so stehen lassen konnte, dass er kampflos aufgeben würde? Verdammt, wenn sie einen Kampf wollte, würde er ihr die Schlacht ihres Lebens liefern.
Plötzlich ging die Fahrstuhltür auf, und eine Blondine mittleren Alters trat heraus. Sie trug trotz der Hitze ein Jackett und strebte, in der einen Hand eine Zigarette, in der anderen ein Feuerzeug, zur Tür.
»Verzeihung, Ma’am«, sagte Tom und stürzte so unvermittelt auf die Frau zu, dass sie beinahe ihre Zigarette fallen ließ. »Sind Sie Anwältin?«
Die Frau sah ihn nervös an. »Ja. Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich suche Lainey Whitman.«
»Lainey …?«
»Whitman.«
»Ich glaube nicht, dass ich den Namen kenne. Bei welcher Kanzlei ist sie?«
»Sie ist bei keinem Anwalt. Sie ist hier, um einen zu sprechen.«
Jetzt wirkte die Frau verwirrt. »Tut mir leid. Ich wüsste nicht …«
»Können Sie mir sagen, welche Kanzleien auf Scheidungen spezialisiert sind?«, fragte Tom, während die Frau Richtung Tür zurückwich.
»Ich glaube, Alex Torres macht Scheidungen, und Michaud, Brunton, Birnbaum haben eine Abteilung für Familienrecht. Vielleicht nimmt auch Stuart Lokash Scheidungsfälle an. Ich bin mir wirklich nicht sicher.« Sie stieß die Tür auf, trat rückwärts auf die Straße und wurde vom hellen Sonnenlicht verschluckt.
Heiße Luft wehte Tom ins Gesicht. »Alex Torres von Torres, Saldana und Mendoza, nehme ich an. Suite 103.« Dort könnte er anfangen, entschied er, entschied sich für die Treppe, nahm jeweils zwei Stufen auf einmal und stieß kurz darauf die Tür zur ersten Etage auf.
Der breite Flur vor ihm war mit einem silberblauen Teppich ausgelegt. Tom ging an den Kanzleien Lash, Carter und Kroft; Blake, Felder & Söhne; und Lang, Cunningham vorbei und blieb schließlich vor der geschlossenen Doppeltür zu Suite 103 stehen. Er hätte wahrscheinlich eine Krawatte umbinden sollen, dachte er, stopfte sein Hemd in die Jeans und vergewisserte sich, dass die Pistole in seinem Gürtel nicht zu sehen war. Dann packte er den Messingknauf der schweren Holztür auf
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