Das Verhaengnis Thriller
Grünphase, dachte er und schüttelte ungläubig den Kopf. Wann passierte einem das schon mal? Er musste sie aufhalten, bevor sie zu Hause war. Danach würde es zu spät sein. Ihre Eltern ließen ihn ja nicht mal mit ihr telefonieren.
Sie fuhren die Southwest 8th Street hinunter, als Lainey plötzlich mitten auf der Straße bremste und rückwärts in eine freie Parklücke setzte. »Nicht übel«, stellte Tom fest und fragte sich, was sie jetzt wieder vorhatte. Er fuhr bis zur nächsten Ecke weiter, hielt am Straßenrand und beobachtete, wie Lainey ausstieg, Geld in die Parkuhr warf und in einem Laden verschwand. In welchem? Er war zu weit weg, um es zu erkennen.
Er stellte seinen Wagen im Halteverbot ab, überquerte die Straße und warf einen Blick in jedes Schaufenster, an dem er vorbeikam, in mehrere Restaurants, eine Reinigung und ein Schuhgeschäft. Kaufte Lainey sich neue Schuhe? Sie hatte doch erst, was – dreißig Paare? Alle mit flachem Absatz. Oma-Schuhe, nannte er sie und hatte sie – weiß Gott wie oft – gedrängt, sich etwas anzuschaffen, was ein wenig sexier war, vielleicht mit hohen Pfennigabsätzen und geilen Knöchelriemen. Die Art, wie Kristin sie trug, dachte er. Oder Suzy. Mit frischer Wut sah er die selbstgefällige Visage ihres Ehemanns vor sich, die sich in das Fenster seines Wagens beugte. »Idiot«, knurrte er, öffnete die Tür und betrat das klimatisierte Schuhgeschäft.
»Kann ich Ihnen helfen?«, wurde er sofort von einer jungen Verkäuferin angesprochen. Sie lächelte, und Tom fragte sich, ob sie mit ihm flirtete.
»Ich schau mich nur um«, sagte er, weil er sofort spürte, dass Lainey nicht hier war. Trotzdem ging er bis zur Rückseite des Ladens, um sich zu vergewissern, dass sie nicht zwischen den Regalen über Schuhkartons kniete.
Nur widerwillig verließ er die angenehm arktische Luft des Ladens, um sich wieder der tropischen Hitze der Straße auszusetzen, doch er durfte nicht noch mehr Zeit verlieren. Gegenüber war ein nett aussehendes Restaurant. Traf Lainey sich etwa dort mit jemandem zum Mittagessen? Mit wem? Mit einem anderen Mann? Hatte sie sich schon die ganze Zeit mit einem anderen getroffen? War das der Grund für ihren plötzlichen Wunsch, ihre Ehe zu beenden? Verdammt, er würde sie eher umbringen, als zuzulassen, dass ein anderer Mann in sein Haus zog und ihn als Vater ersetzte.
Und dann sah er sie: in Donatello’s Hair Salon.
Lainey ging alle sechs Wochen zum Frisör. Sie redete ununterbrochen von dem Typen, der ihr die Haare schnitt, nannte ihn ein Genie, das wahre Wunder wirkte. Und wie kommt es dann, dass dein Haar immer so scheiße aussieht, hätte er sie mehr als einmal beinahe gefragt.
Er spähte durch die schwarzen kursiven Schnörkel von Donatellos Namen auf der Schaufensterscheibe und stellte überrascht fest, dass es in dem Salon von Kundschaft wimmelte. Jede Menge Frauen auf der Suche nach Wundern, dachte er, als er die Tür aufzog.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte eine junge Dunkelhaarige mit Stachelfrisur hinter dem Empfangstresen. Sie schenkte ihm ein breites Lächeln, das Tom verriet, dass sie mit ihm schlafen wollte.
»Ist Lainey Whitman hier?«, fragte er leise und sah sich in dem Salon um. Er hatte jetzt keine Zeit für die Dunkelhaarige.
»Sie ist hinten zum Haare waschen.« Das Mädchen zeigte um eine geschwungene, aquamarinblaue Wand in den hinteren Teil des Salons.
Tom ging an der Wand entlang in den Hauptraum, wo ein halbes Dutzend Frauen mit blauen Plastikumhängen auf verstellbaren Stühlen saßen und warteten, dass sich Männer mit spitzen Gegenständen oder pistolenförmigen Föhns ihrer Köpfe annahmen.
»Ich weiß nicht mehr, was ich ihretwegen noch machen soll«, vertraute eine Frau mittleren Alters ihrem Frisör an, einem rundlichen jungen Mann mit rosa Strähnen in seinem kurzen dunklen Haar. »Sie isst nur Erdnussbutter und Sushi. Das kann doch nicht gesund sein.«
Erzählten Frauen ihren Frisören wirklich alles, fragte Tom sich und ging bis ganz nach hinten durch. Vertraute auch Lainey Donatello alles an? Und was genau hatte sie ihm erzählt?
Beinahe hätte er sie neben einer Reihe aquamarinblauer Waschbecken und einem gelangweilten jungen Mann übersehen. Der Kerl hatte die Hände voller Schaum und starrte wie in Trance auf die gegenüberliegende Wand, während er den Kopf einer Frau massierte, die mit geschlossenen Augen in einem der Stühle lag, den Nacken über den Beckenrand gestreckt, die Halsschlagader
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