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Das Verhaengnis Thriller

Das Verhaengnis Thriller

Titel: Das Verhaengnis Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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der rechten Seite und zog sie auf.
    Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte, jedenfalls nicht das. Waren Anwälte nicht angeblich reich? Residierten sie nicht in Riesenkanzleien mit spektakulärer Aussicht? Hatten sie nicht edle Möbel, elegante Sekretärinnen und umwerfende Blondinen am Empfang, die nur darauf warteten, ihm eine Tasse dringend benötigten Kaffee anzubieten? Stattdessen sah sich Tom einer älteren Frau südamerikanischer Herkunft gegenüber, die vor einer tristen hellbraunen Wand an einem strikt funktionalen Schreibtisch saß, in ihrem Rücken eine Reihe geschlossener Bürotüren.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie freundlich.
    »Ich möchte Mr. Alex Torres sprechen.« Wahrscheinlich war sie seine Mutter, dachte Tom.
    »Ich fürchte, Mr. Torres ist heute nicht da. Haben Sie einen Termin?«
    »Nein.« Tom rührte sich nicht vom Fleck.
    »Oh. Dann kann ich vielleicht jemand anderen finden, der Ihnen helfen kann.«
    »Vielleicht«, wiederholte Tom übertrieben freundlich. Wo hatte sie gelernt, so zu sprechen? »Ich suche Lainey Whitman.«
    »Lane Whitman?«
    »Lainey, Elaine«, verbesserte Tom sich. Es wäre absolut typisch für Lainey, wenn sie ihm jetzt förmlich käme.
    »Ich fürchte, es gibt hier niemanden, der so heißt.«
    »Sie arbeitet nicht hier«, stellte Tom in scharfem Ton richtig. »Sie hat einen Termin wegen einer Scheidung.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie hier richtig sind?«
    »Ich habe sie vor einer Stunde in dieses Gebäude gehen sehen.«
    Die Frau wurde nervös. Sie nestelte an dem Dutt, zu dem sie ihr grau meliertes Haar hochgesteckt hatte. »Sicher haben Sie schon bemerkt, dass es in diesem Gebäude viele Anwaltskanzleien gibt.«
    »Zwölf, um genau zu sein«, sagte Tom. »Vier pro Stockwerk. Soll ich sie Ihnen aufzählen?«
    Die Empfangssekretärin griff nach dem Telefon. »Wenn Sie sich vielleicht setzen möchten, werde ich sehen, ob ich jemanden finde, der Ihnen helfen kann.«
    Dumme Gans, dachte Tom und war versucht, ihr den Kopf wegzublasen, einfach aus Spaß. »Machen Sie sich keine Umstände«, murmelte er stattdessen und verließ das Büro. »Wo bist du, Lainey?«, murmelte er und entschied, in die Lobby zurückzukehren, bevor er eine weitere Konfrontation mit der hochnäsigen Großmutter irgendeines Anwalts riskierte. Er würde unten auf Lainey warten. Wo immer sie war, lange konnte es jetzt bestimmt nicht mehr dauern.
    Aber es verstrich eine weitere halbe Stunde, ohne dass sie auftauchte. Was machte sie da oben? Was erzählte sie diesen Paragraphenhengsten? »Er trinkt; er hat Frauengeschichten; er ist schrecklich jähzornig; die Kinder fürchten sich vor ihm«, konnte er sie förmlich lamentieren hören.
    »Gegen einen Drink hätte ich jetzt in der Tat nichts einzuwenden«, sagte er laut und starrte zu dem billigen Imbiss gegenüber. Er fragte sich, ob er Alkohol ausschenkte, und sah dann auf seine Uhr. Kurz nach elf. Ein bisschen früh für einen Drink, selbst für ihn. Aber was soll’s, dachte er. Wie in dem Song, in dem es hieß, dass es irgendwo auf der Welt immer fünf Uhr war.
    »Haben Sie Bier?«, fragte er wenig später das junge Mädchen hinter der Theke, den Blick fest auf das pinkfarbene Gebäude gegenüber gerichtet, und ließ sich auf einen Barhocker an der Fensterseite des altmodischen Diner fallen.
    »Nur Root Beer«, sagte das Mädchen. Das Namensschild an ihrer orangefarbenen Uniform wies sie als Vicki Lynn aus. Sie war etwa achtzehn mit kinnlangem, lockigem, braunem Haar und pickliger Haut, was sie mit zu viel Make-up zu überdecken versuchte. Sie lächelte, und Tom fragte sich, ob sie ihn anmachen wollte.
    »Dann nehme ich eine Coca-Cola«, sagte er.
    »Wir haben aber nur Pepsi.«
    »Dann nehme ich eine Pepsi.«
    »Light oder normal?«
    »Cola light ist ungesund. Sie enthält einen Zusatzstoff, der die Hirnströme verändert«, sagte Tom. Das hatte Lainey ihm erzählt.
    Vicki Lynn starrte ihn leeren Blickes an.
    »Normal«, sagte Tom.
    »Small, medium oder large?«
    »Wollen Sie mich verarschen?«
    Vicki Lynn blinzelte ein Mal, zwei Mal, drei Mal. »Wollen Sie Ihre Cola small, medium oder large?«, wiederholte sie mit einem erneuten Blinzeln für jede Option.
    »Large.«
    »Ist das alles?«
    »Ich denke schon.« Tom sah sich in dem fast leeren Laden um. Tische mit Kunststoffpolsterbänken – nur einer von ihnen besetzt – reihten sich an einer Wand, auf jedem der Resopaltische stand eine kleine Musikbox. Die Wände waren mit

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