Das Verhaengnis Thriller
nach einer Pause zu.
»Lass dir von ihr kein schlechtes Gewissen einreden«, sagte Tom. »Es gibt nichts, wofür du dich schuldig fühlen musst.«
»Das weiß ich.«
»Sie hat dich im Stich gelassen, Mann. Sie hat dich zur Bösen Hexe von Buffalo abgeschoben.«
»Offenbar will sie sich entschuldigen.«
»Bullshit. Sie will dich nur sehen, damit sie sich besser fühlt, bevor sie stirbt.«
»Das weiß ich auch.«
»Sie fährt zur Hölle, Mann. Segnet das Zeitliche. Was heißt das eigentlich genau?«
Jeff lachte. »Keinen blassen Schimmer.«
»Frauen«, sagte Tom verächtlich, zog an seiner Zigarette, blies den Rauch aus und sah, wie er um seinen Kopf kreiste wie eine wütende Wolke. »Sekunde. Ich muss das Fenster aufmachen.«
»Welches Fenster? Wo bist du?«
»In meinem Wagen.« Tom zog ein letztes Mal an seiner Zigarette, öffnete das Fenster und schnippte die noch brennende Kippe auf die Straße.
»Ich hör gar keinen Verkehr.«
»Hier ist ja auch kein Verkehr.«
»Wo bist du?«
Tom musste fast lachen, als er die Sorge in Jeffs Stimme hörte. »Nirgendwo speziell.«
»Bitte sag mir, dass du Lainey nicht immer noch folgst.«
»Ich folge Lainey nicht mehr«, wiederholte Tom gehorsam.
»Braver Junge.«
»Muss ich auch gar nicht«, sagte Tom.
»Was soll das heißen?«
Tom zuckte die Achseln. »Das heißt, dass ich schon weiß, wo sie ist. Sie und die Kinder sind bei ihren Eltern«, fuhr er unaufgefordert fort. »Die Schlampe ist ungefähr vor einer Stunde nach Hause gekommen und hat sich seitdem nicht gerührt. Wahrscheinlich sitzen sie gerade beim Abendessen.«
Nach einer weiteren Pause sagte Jeff: »Du parkst vor ihrem Haus.«
Tom konnte förmlich sehen, wie Jeff verzweifelt den Kopf schüttelte. »Nein.« Er lachte. »Ich parke drei Häuser weiter.«
»Scheiße«, rief Jeff. »Willst du mich verarschen, Mann?«
»Reg dich ab. Sie wissen gar nicht, dass ich hier bin.«
»Bist du dir da sicher?« Jeffs Frage ließ erkennen, dass er sich dessen keineswegs sicher war.
»Todsicher. Willst du wetten?«
»Ich will, dass du verdammt noch mal von dort verschwindest.«
»Ich muss nur schauen, dass ich meine Interessen im Blick behalte.«
Jeff seufzte vernehmlich. »Okay, pass auf. Tu, was du tun musst. Ich fahre in circa einer Stunde ins Wild Zone. Wenn du mich dort treffen willst, gut.«
Tom blickte durch die Windschutzscheibe auf den weiträumigen, grün berankten Bungalow, in dem Laineys Eltern wohnten. Ihm fiel auf, dass alle Lichter brannten, obwohl es draußen noch nicht ganz dunkel war. Er schnaubte verächtlich. Lainey lag ihm ständig in den Ohren von wegen Energie sparen, folgte ihm von Zimmer zu Zimmer, machte die Lichter aus, die er angelassen hatte, schaltete unbenutzte Geräte ab und zitierte diverse Experten zum Thema globale Erwärmung. Was für eine Heuchlerin, dachte er, fischte eine weitere Zigarette aus der Brusttasche seines blau karierten Hemdes und zündete sie an.
Die Haustür des Bungalows ging auf, und ein untersetzter Mann mit breiter Brust und vollem schwarzem, an den Schläfen leicht ergrautem Haar kam heraus. Er stand ein paar Sekunden lang reglos in der Tür und bewegte sich erst, als sein junger Enkelsohn von hinten seine Beine umklammerte. »Cody?«, flüsterte Tom.
»Was?«, fragte Jeff in seinem Ohr.
»Komm, Opa«, juchzte Cody. »Jetzt musst du dich verstecken.«
»Tom?«, fragte Jeff. »Bist du noch da?«
»Sam? Was machst du draußen?«, rief eine Frau aus dem Haus, die auch ein Stück die Straße hinunter noch mühelos zu verstehen war.
»Komm, Opa. Lass uns spielen.«
»Tom?«, fragte Jeff noch einmal. »Tom? Sag was.«
»Kommt gar nicht in Frage, dass ich mir von der Hexe meine Kinder wegnehmen lasse«, sagte Tom, als Laineys Vater mit Cody ins Haus zurückkehrte und die Tür hinter sich schloss.
»Tom, hör mir zu. Mach keine Dummheiten.«
»Wir sehen uns in einer Stunde«, sagte Tom und legte auf.
»Ich habe mit Jeff gesprochen«, sagte Ellie.
Will lehnte sich auf der Parkbank zurück, auf der er seit gut einer Stunde saß, und versuchte, seine Nerven nach den schockhaften Ereignissen des Nachmittags zu beruhigen. Im einen Moment hatte Suzy in seinen Armen gelegen, im nächsten hatte Tom mit einer Pistole vor seiner Nase herumgefuchtelt. Was zum Teufel war passiert? Hatte er Tom wirklich herausgefordert, ihn zu erschießen? Will streckte die Beine aus, nahm das Handy von der Rechten in die Linke und merkte, dass seine Hände immer noch
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