Das Verhaengnis Thriller
irgendwas darüber, dass Tom kurz vorm Ausflippen gewesen sei, weshalb er zu ihm hätte fahren müssen, um ihn zu beruhigen und ihm auszureden, irgendwas Verrücktes zu unternehmen. Und dann weitere Lügen darüber, dass er ihr und Will nicht die Wahrheit gesagt habe, weil er nicht wollte, dass sie sich Sorgen machten. »Du lügst mich doch sonst nicht an«, sagte Kristin leise, ohne irgendwelche Gefühle zu verraten. »Dafür bist du überraschend gut darin.«
»Es tut mir wirklich leid.«
Kristin nahm seine falsche Entschuldigung nickend entgegen. Dachten Männer wirklich, dass Frauen so leichtgläubig waren, oder war es ihnen einfach egal? »Wie geht es Tom?«, entschied sie, sein Spiel mitzuspielen. »Konntest du ihn beruhigen?«
»Ja.« Jeff seufzte, vor Erleichterung, wie Kristin begriff, dass sie seine Geschichte so schnell geschluckt hatte. »Hat den halben Vormittag gedauert«, schmückte er seinen Bericht unnötigerweise aus, wie Lügner es häufig taten. »Als ich ankam, ist er buchstäblich von den Wänden getitscht. Der ganze Scheiß mit Lainey setzt ihm echt schwer zu.«
»Sie war heute Morgen hier«, erzählte Kristin ihm.
Sofort spannte Jeffs Körper sich wieder an. »Lainey war hier? Warum?«
»Sie wollte, dass du mit ihm redest.«
»Na, siehst du«, sagte Jeff mit einem gezwungenen Lachen. »Auftrag schon erledigt.«
»Glaubst du wirklich, dass du zu ihm vorgedrungen bist?«
Jeff zuckte die Achseln, als wollte er sagen: »Wer weiß?«
»Du denkst doch nicht, dass er wirklich irgendwas machen würde, oder?«, fragte Kristin, die Laineys Tränen in ihren Armen noch spüren konnte.
»Was sollte er denn machen?«
»Lainey und den Kindern irgendwas antun.«
»Nein. Natürlich nicht. Tom tönt nur rum und redet Unsinn.«
»In Afghanistan hat er aber nicht nur rumgetönt.«
»Das war etwas anderes.«
»Tom ist immer noch derselbe.«
»Er kriegt sich schon wieder ein.«
»Er hat eine Pistole.«
»Nein«, sagte Jeff. » Wir haben seine Pistole. Schon vergessen?«
Kristin dachte an Toms Waffe in ihrer Nachttischschublade. Also lag sie doch noch da. »Er hat gesagt, er hätte noch mehr Waffen.«
»Tom sagt viel, wenn der Tag lang ist.«
»Und das meiste davon macht mir eine Höllenangst«, erwiderte Kristin.
»Und genau deshalb hab ich dir nicht erzählt, wo ich hingehe.«
Kristin legte die Arme um Jeffs Hals und hob ihren Kopf. »Du bist wirklich süß.«
Jeff gab ihr einen flüchtigen Kuss und löste sich aus ihrer Umarmung. »Ich muss los. Ich hab Larry gesagt, dass ich am Nachmittag kommen würde.«
O nein, musst du nicht, dachte Kristin, als ihr ein Hauch eines teuren Parfüms in die Nase stieg, das an seiner Haut haftete. Sie klimperte verführerisch mit den Wimpern und streckte erneut die Hand nach ihm aus. So leicht würde er ihr nicht davonkommen. »Bist du sicher, dass du nicht noch ein paar Minuten Zeit hast?«
»Ich würde ja gerne, aber …«
»Ich habe das Bett gerade bezogen. Es ist ganz frisch und sauber.«
»Klingt wirklich verlockend, aber ich kann nicht.«
»Wir könnten es im Stehen machen«, neckte sie ihn. »Das geht schneller. Vielleicht gleich hier an der Wand.«
Jeff lachte und wich in den Flur zurück. »Kann ich später darauf zurückkommen?«
»Ich weiß nicht«, säuselte sie und fing an, ihre Bluse aufzuknöpfen. »So schnell kommt die Chance vielleicht nicht wieder.«
»Oh, komm schon, Baby. Tu mir das nicht an. Ich muss wirklich los. Du willst doch nicht, dass ich meinen Job verliere, oder?«
Kristin ließ sich auf das frisch gemachte Bett fallen. »Okay, wenn du ein Spielverderber sein willst. Geh zur Arbeit. Aber du schuldest mir was.«
»Und ob.« Jeff kehrte zum Bett zurück und drückte Kristin einen zarten Kuss auf die Stirn.
»Bis bald«, rief Kristin, als Jeff aus dem Zimmer ging. Kurz darauf hörte sie die Wohnungstür zufallen.
Sie blieb eine Weile am Fuß des Bettes sitzen und versuchte zu begreifen, was genau das alles zu bedeuten hatte. Jeff hatte sie angelogen, was an sich schon ungewöhnlich war. Außerdem hatte er seinen Bruder und seinen Chef angelogen und das erst auf Nachfrage zugegeben. Das Geständnis hatte aus weiteren Lügen bestanden, obwohl man ihm lassen musste, dass er unter den gegebenen Umständen eine einigermaßen plausible Erklärung hinbekommen hatte. Nicht jeder Mann konnte so gedankenschnell improvisieren, wenn er sich in die Enge getrieben fühlte.
Ebenso wenig sah es Jeff ähnlich, eine schnelle Nummer
Weitere Kostenlose Bücher