Das Verhaengnis Thriller
verdeckte mit ihrer breiten Statur seine ohnehin flüchtige Reflektion, während sie auf ein handgeschriebenes Schild mit Schnäppchenreisen zeigte. Er könnte für weniger als siebenhundert Dollar nach London fliegen, nach Rom für knapp neunhundert. Es gab einen siebentägigen All-Inclusive-Urlaub in Cancún für nur 499 Dollar. »Ein echtes Supersonderangebot«, hörte Jeff die Frau hinter der Scheibe sagen.
Er schüttelte den Kopf und winkte ab, obwohl der Gedanke, mit Suzy an einen exotischen Ort zu verschwinden, unerträglich verlockend war. Aber auch wenn er vielleicht Larry überzeugen könnte, ihm ein paar Tage freizugeben, und vielleicht sogar Kristin erklären könnte, dass er ein wenig Zeit für sich brauchte, glaubte er kaum, dass Suzy sich eine Geschichte ausdenken könnte, die ihren Mann überzeugen würde, sie eine Woche ohne ihn verreisen zu lassen.
Es sei denn, Dave Bigelow war gar nicht mehr auf der Bildfläche.
Ja, klar! Jeff wandte sich hastig von dem Schaufenster ab und beschleunigte seine Schritte. Was zum Teufel dachte er sich bloß zusammen?
Ich habe so schreckliche Gedanken , hörte er Suzy sagen. Wenn er schläft, denke ich daran, eins der großen langen Messer aus der Küche zu holen und ihm direkt ins Herz zu stechen. Oder seine Matratze anzuzünden. Oder ihn mit dem Wagen zu überfahren. Manchmal stelle ich mir vor, wie wunderbar es wäre, wenn ein Einbrecher ihn erschießen würde.
Wäre er dazu imstande? Konnte er in das Haus eines Mannes eindringen und ihn kaltblütig erschießen, fragte Jeff sich. Schweiß stand auf seiner Stirn, als er um die Straßenecke kam und die Bäckerei unter Elite Fitness sah. »Kommt nicht in Frage. Du bist total verrückt geworden«, sagte er laut, öffnete die Tür und starrte auf die Treppe zum Studio.
»Hey«, sagte Caroline Hogan, die in diesem Moment auf dem oberen Absatz auftauchte. Hinter den geschlossenen Türen des Studios dröhnte laute Rockmusik. »Wo waren Sie heute Morgen? Wir haben Sie vermisst.«
»Eine leichte Lebensmittelvergiftung.«
»Igitt. Nun, zum Glück hat Larry jemanden gefunden, der für Sie einspringen konnte«, sagte sie und berührte auf dem Weg die Treppe hinunter seinen Arm. »Er war sogar ziemlich gut. Wie dem auch sei, gute Besserung. Ich muss los.«
»Schönen Tag noch«, murmelte Jeff über die Schulter und stieg die Stufen hinauf.
Sobald er das Fitnessstudio betreten hatte, stand Melissa neben ihm. »Ich glaube, das gehört dir«, sagte sie vertraulich und gab Jeff sein Portemonnaie. »Irgendein Typ hat es heute Morgen vorbeigebracht. Er wirkte ziemlich durchei nander, als ich ihm erklärt habe, dass du dich krankgemeldet hättest. Kann sein, dass Larry irgendeinen Verdacht geschöpft hat.«
»Schon okay«, sagte Jeff. »Mach dir keine Sorgen.«
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Mir geht es gut. Viel besser«, verbesserte er sich, als er Larry auf sich zukommen sah.
»Perfektes Timing«, sagte Larry. »Dein nächster Kunde müsste jeden Moment hier sein.«
»Tut mir leid wegen heute Morgen«, entschuldigte Jeff sich und wollte zu einer längeren Erklärung ansetzen, aber Larry hatte sich schon wieder abgewandt. »Wer ist der Kunde?«, fragte er Melissa.
»Ein Neuer.« Als Melissa in ihren Terminplan blickte, hörte man schwere Schritte die Treppe hinaufkommen. »Ich glaube, Larry hat gesagt, er wäre Arzt«, fügte sie hinzu, als die Tür aufging und Dave Bigelow das Studio betrat.
Will war den halben Vormittag wie umnebelt durch die Straßen von South Beach gelaufen. Nur um ein Haar konnte er einem jungen Mann ausweichen, der auf Rollerblades die Drexel Avenue hinunterschoss, nur um frontal mit einer Frau mit Gehstock zusammenzuprallen, die aus dem Espanola Way Art Center kam. Sie hatte ihn auf Spanisch beschimpft und ihren Stock geschwungen, als wollte sie ihn verprügeln. Stocksauer nennt man so was, dachte er lachend und stolperte weiter in den wunderschönen Flamingo Park. Dort hatte er zehn Minuten gedankenverloren die Jogger auf den malerischen Pfaden beobachtet und dann eine Weile ein paar Typen in engen Shorts und mit nacktem Oberkörper beim Basketballspielen zugesehen. Als einer der Spieler ihn gefragt hatte, ob er mitmachen wolle, hatte Will dankend abgelehnt, war weitergeschlendert und zehn Minuten später an dem großen Freiluft-Schwimmbecken stehen geblieben, wo er beobachtet hatte, wie eine Gruppe kichernder Teenager an einer Figur im Synchronschwimmen scheiterte.
Anschließend war er
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