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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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geführt, alles Vorzeichen…«
    Haston variiert die Themen wie ein Maler die Farben, aber immer ist sein Gemälde dunkel und bedrohlich. Dennoch beschließt sie, seinen Sprüngen zu folgen. Zumal sie die eben von ihm geäußerte Ansicht als geradezu haarsträubend empfindet. Sie hätte nie gedacht, daß solchen Theorien auch unter den Vertretern der exakten Wissenschaften Raum gegeben wird.
    »Betrachten Sie die Vermischung des Genpools etwa als negative Erscheinung, Mister Haston?« fragt sie, und das klingt schärfer, als sie es selbst beabsichtigt hat.
    »Aber Maara!« sagt Haston verweisend. »Welch eine Frage! Als Biologin oder sogar Molekularbiologin sollten Sie doch wissen, daß bei Mischlingen vorwiegend negative Eigenschaften als dominante Merkmale durchschlagen. Allein die Tatsache, daß zum Beispiel die Nachkommen eines Pferdes und eines Esels…«
    »Mindestens zwei Einwände«, unterbricht sie ihn. »Erstens gehören Pferd und Esel verschiedenen Arten an, und zweitens ist es doch wohl eine Frage des Standpunktes, ob man ein Merkmal als negativ oder positiv bewertet.«
    Einen Moment lang scheint Haston verblüfft, aber dann hat er sich wieder gefangen. »Bitte unterbrechen Sie mich nicht!« sagt er seinerseits nun mit Schärfe. Wahrscheinlich wird er sie nie wieder »Kindchen« nennen.
     
    In der nächsten halben Stunde unterrichtet er sie über die Schritte, die er für unumgänglich hält, um die Menschheit vor dem drohenden Untergang zu bewahren, ein ganzes Bündel von Maßnahmen, die ihr einerseits von kluger Weitsicht und klarem Verstand und zum anderen Teil von krasser Fehleinschätzung und einem von phantastischen Komponenten geradezu überquellenden Spieltrieb zu zeugen scheinen.
    Haston will nicht mehr und nicht weniger als einen neuen Menschen schaffen oder, genauer gesagt, eine ganze Baureihe neuer Menschen, den Homo assimilians, spezialisiert für Aufgaben und Lebensbereiche, Menschen aus der Retorte, deren Vermehrung durch Klonierung und deren Auslegung durch gezielte Mutation des Zellkerns erfolgen sollen. Er redet von Delphin- und Robbenmenschen, die die submarinen Farmen betreuen sollen, von Gibbon- und Orangastronauten für den Einsatz unter Bedingungen verminderter oder erhöhter Schwerkraft, von engelähnlichen Vogelmenschen und Leuten mit zusätzlichen Sinnen, Radar, Organen zur Rezeption von Magnetfeldern oder Strahlen und mit Gravitationssensoren. Das alles kommt ihr anfangs wie ein Alptraum vor, aber je länger sich Haston über seine Ziele verbreitet, um so weniger abscheulich erscheinen sie ihr. Nur eins steht nach wie vor für sie fest: Haston ist ein Besessener. Und sie ahnt, welche Wirkung seine Besessenheit auf diejenigen ausüben wird, die er für sich und seine Pläne braucht. Sie selbst ist das beste Beispiel. Es fällt ihr schwer, wirklich stichhaltige Gegenargumente zu finden.
    »Die Menschheit als eine Ansammlung künstlich geschaffener Spezialisten? Ich weiß nicht, ob ich das als erstrebenswert empfinden soll.«
    »Aber nein!« wehrt er ab. »Die Menschen werden bleiben, was sie sind. Nur wird man sie dann optimieren können. Man wählt ihre besten Eigenschaften…« Er unterbricht sich und lächelt gewinnend. »Verzeihung. Ich wollte sagen, man wählt die Eigenschaften aus, die ihnen eine optimale Anpassung an die veränderte Umwelt gewähren. Und das schließt doch die Produktion von Spezialisten ein.«
    Sie hat immer noch kein richtiges Gegenargument. Es ist ein Gefühl der Abneigung, mehr nicht, es sind kaum faßbare moralische Kategorien. Der Menschheit, sagt sie sich, wird Wichtiges verlorengehen. Eine Gesellschaft, deren Mitglieder sich durch Klonierung reproduzieren, verzichtet auch auf Sexualität. Und damit vielleicht ebenfalls auf Liebe, auf Zusammenleben, auf die Hälfte des Daseins.
    Aber das sagt sie ihm nicht. Was soll er von ihr denken, wenn sie ihm nichts entgegenzuhalten hat als ihre Sorge, Sexualität und Liebe könnten abhanden kommen?
    »Und wie wird die internationale Fachwelt reagieren? Die Politiker, die Menschen auf der Straße?«
    Jetzt lacht er. Und plötzlich ist er ein ganz anderer Mensch, weder überheblich noch von verstiegenem Geltungsdrang. Das Lachen macht ihn zu einem einfachen, sympathischen Kollegen.
    »Das sind meine kleinsten Sorgen«, erklärt er. »Ich glaube nicht, daß es in dieser Beziehung Mißerfolge geben wird. Ja, wenn ich an den Kongreß von Coventry denke. Als ich damals meine Gedanken und Pläne zum erstenmal vor der

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