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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Stein saß jedoch so fest, daß er die vorderen Schneidezähne der Echse kappen mußte, um ihn entfernen zu können. Auf dem harten Material des Steines zeigten sich deutlich Schleifspuren.
    Yahiro ließ den Brocken zu Boden fallen und setzte den kleinen Waran behutsam zwischen das Wurzelgeflecht der dichtstehenden Bäume. Etwas Unglaubliches geschah. Das Tier stürzte sich auf den Stein und versuchte erneut, ihn zu verschlingen. Als das wieder nicht gelang, schleppte es die ungewöhnliche Beute in das Unterholz, wobei es wie zuvor heftig den Kopf schüttelte. Es sah aus, als sei es grenzenlos enttäuscht.
    Sie hatten es sich längst abgewöhnt, das Verhalten der Tiere zu kommentieren oder gar nach Erklärungen zu suchen. Sie schwiegen. Und auch Mankov äußerte sich diesmal nicht.
     
    Als die winzige weiße Sonne hinter das Blätterdach des Waldes tauchte, begann sich der Himmel giftig gelb zu färben. Einzelne Wolkenbänke trieben heran, von dem noch verhältnismäßig hoch stehenden gelben Riesen mit goldenen Rändern versehen. Über die Wipfel der Bäume zog ein Schwarm seltsamer Vögel hinweg, schwarze Rhomben, deren Mittelachse durch einen leicht gebogenen Zylinder gebildet wurde. Obwohl die Tiere sehr schnell flogen, war nicht das geringste Geräusch zu vernehmen.
    Lannert wählte eine kleine Lichtung aus, die von hohen und anscheinend gleich alten Bäumen umstanden war, und ordnete die Errichtung des ersten Nachtlagers an.
    Unmittelbar darauf übertrugen die Außenlautsprecher Mankovs Stimme: »Dies ist das erste Lager unter freiem Himmel auf Procyon vier. Denkt daran! Untersucht den Platz und seine Umgebung sehr genau. Toria, Stor und Nako sowie Professor Haston bleiben unter allen Umständen in der Spinne. Sie legen die Schutzanzüge nicht ab. Vamos und Keeke, ihr entzündet ein Feuer. Was den Menschen der Frühzeit auf der Erde genützt hat, das sollten wir vernünftigerweise übernehmen. Wenn man…«
    »Schon gut!« unterbrach Lannert. Das ständige Erteilen von Verhaltensregeln ging ihm auf die Nerven. Außerdem störte es ihn, daß Mankov Weisungen gab, obwohl er von der Känguruh aus die Lage überhaupt nicht genau beurteilen konnte. Mankov überschätzte die Gefahren bei weitem.
    So ungewöhnlich sich die Tiere dieser Welt auch betrugen, gefährlich schienen sie nicht zu sein. Zumindest er und Yahiro hatten nichts zu befürchten. Vielleicht würde sich das in der Nähe der Gebäude ändern, aber bis dahin waren es noch mindestens zwanzig Kilometer.
    Yahiro trug Brennmaterial zusammen, trockenes Holz von der Dicke starken Papiers, mehr blieb von den Stämmen der Bäume nicht übrig, wenn sie zusammenfielen. Zuletzt brachte er noch einen Armvoll Blätter, die wie dünnes Reisig aussahen. Es war abzusehen, daß das Zeug sehr schnell Feuer fangen und ebenso schnell verbrennen würde. Man würde in dieser Nacht vollauf mit dem Sammeln von Brennstoff zu tun haben.
    Der Strahl des Infrasichtgerätes entzündete die ersten Blätter im Handumdrehen. Sie brannten jedoch nur mit kleiner, gelblichgrüner Flamme, hin und wieder ein leises Knistern von sich gebend. Das Feuer blieb auch dann noch schwächlich, als Yahiro einen Armvoll trockener Stammteile nachlegte.
    Lannert saß und blickte in die Flammen. Er mochte Feuer.
    Schon als Kind hätte er stundenlang in Flammen sehen können, das Auf und Ab, das Bersten des Holzes, der unruhige Flug der Funken, und der Kampf des Feuers um immer neue Positionen hatten ihn fasziniert. Aber wo auf der alten Erde hätte man sich noch ein solches Lagerfeuer anzünden können, wie man es in den antiken Filmen zu sehen bekommen hatte? In Yahiros Heimat vielleicht, in den riesigen Weiten dieses unbekannten Landes, dem er stets mit seltsam zwiespältigen Gefühlen gegenübergestanden hatte, mit gedämpfter Bewunderung für die urwüchsige Kraft dieses Landes und seiner Bewohner und etwas wie Furcht vor dem Weg, den dieses Land trotz aller Hindernisse zielstrebig ging.
    Er zuckte zusammen, als vor seinen Füßen ein handgroßer Schatten vorbeihuschte. In der Glut raschelte etwas, eine müde Flamme züngelte auf und fiel wieder in sich zusammen, in dem glühenden Rot zeichnete sich ein dunkler Fleck ab, dünne Spinnenbeine schlugen heftig um sich. Er sah, daß Yahiros Hand in Richtung des dunklen Fleckes zuckte, aber dann erkannte Vamos wohl, daß es keinen Zweck mehr hatte. Die Spinnenbeine sanken herab, und der kleine Körper des Tierchens begann sich mit stumpfem Rot zu

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