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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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hätten, die Lehmbrühe ließ nicht einmal mehr die Zangenspitzen erkennen, als er die Hand bis an das Gelenk ins Wasser tauchte. Weit drüben, fast in der Nähe des anderen Ufers, trieben dunkle, rhombenförmige Körper auf den Wellen, die er mit einiger Mühe als Vögel von der Art identifizierte, wie sie sie am Abend zuvor über den Wald fliegen sahen.
    Er war sicher, daß der Fluß den Gebäudekomplex, zu dem sie unterwegs waren, tangierte; Menschen siedelten in der Nähe von Gewässern, und es war zu erwarten, daß hier auf Procyon 4 in dieser Beziehung keine anderen Regeln galten als vor Zeiten auf der Erde. Trotzdem entschloß er sich, die Spinne nicht in die Nähe des Flusses zu lotsen, sondern den einmal eingeschlagenen Weg fortzusetzen.
    Die Spinne stand noch immer zwischen den Bäumen. Yahiro hatte sich an eine der Laufstützen gelehnt und die Augen geschlossen. Es sah aus, als schliefe er tief und fest. Yahiro pflegte jede, auch die kleinste Pause zu nutzen, um sich auszuruhen. Vielleicht war dadurch seine Kondition selbst für einen Hastoniden außergewöhnlich gut. In solchen Pausen sah man ihm an, daß er sich mit neuer Energie förmlich volltankte, aber das war eben auch das einzige, was er von seinem Innenleben preisgab.
    »Ein hübscher Wald, nicht?« rief Lannert ihn an. »In sauberen Reihen gepflanzt, wie man unschwer erkennen kann. Nur leider ein wenig ungepflegt, will mir scheinen.«
    Yahiro stieß sich von der Spinne ab und wandte ihm den Kopf zu. Seine Augen waren wie blanke Spiegel.
    »Sehr überrascht?« Lannert lachte. Yahiros Schweigen amüsierte ihn.
    Da aber hob der andere die Schultern. »Du glaubst, ich hätte das übersehen?« fragte er obenhin. »Was meinst du, weshalb ich dich nach der Sonne gefragt habe, Keeke?«
    Yahiro sprach langsam, fast schleppend, und in seiner Stimme war eine Spur von Spott, die Lannert aufhorchen ließ.
    »Ich mag nicht, wenn man mich examiniert«, sagte er scharf. »Vielleicht könntest du dir das einprägen.« Dann wandte er sich ab. Er spürte Zorn in sich aufsteigen, und er wußte genau, daß nach dem Zorn die Furcht kommen konnte.
    Ohne sich zu vergewissern, daß Yahiro mit der Spinne folgte, schlug er den Weg in Richtung der vermuteten Siedlung ein. Längst durchquerten sie unversehrten Wald, diese Gegend hatte die Fähre noch in ziemlicher Höhe überflogen.
    Am Abend tauchte die Lichtung mit den Gebäuden vor ihnen auf, und er ordnete Nachtruhe bis Sonnenaufgang an.
     
     
10
     
    STENELOR, Duogen, Ringstadt Mitte, Operateur und Beobachter des Außenbereiches.
     
    Als er erwachte, war Borelies Atem neben ihm. Sie lag auf dem Rücken und schlief tief und fest. Hin und wieder klang einer ihrer Atemzüge wie ein langer Seufzer. Neben ihrer rechten Wange lag das kleine Datumskärtchen, um dessen drei grüne Tage er seinen Ring gezogen hatte. Er drehte sich halb zu Borelie herum und strich den ersten Tag aus, indem er ein Kreuz darüber malte, langsam und fast mit Andacht. Lange betrachtete er Borelies Gesicht, die schmale, ein wenig gebogene Nase und die schöne, kräftig gewölbte Stirn. Borelies Mund war ein wenig geöffnet und ließ die schmalen Leisten der Zähne sehen, die weiß waren wie die Strahlen der kleinen Sonne.

    Er setzte sich auf, aber ein seltsames, tief aus seinem Inneren aufsteigendes Gefühl hinderte ihn, sich unverzüglich zu erheben. Es war, als ginge von Borelie eine magnetische Kraft aus, die ihn zu ihr zog, eine Kraft, die er als unsinnig und ungerechtfertigt empfand. Er hatte getan, was sie von ihm verlangt hatte, nun wurde es Zeit zu gehen. Ein letztes Mal blickte er Borelie an. Und dann zwang ihn etwas, sich abermals neben ihr auszustrecken und sie in die Arme zu nehmen. Er spürte genau, daß das, was er tat, nicht ausschließlich seinem eigenen Willen entsprang, da war etwas Unbekanntes, das ihn trieb.
    Einen Moment lang lag sie an seiner Seite, ohne sich zu rühren, dann öffneten sich ihre Augen, und er sah Verwunderung in ihnen aufkeimen. »Stenelor«, sagte sie leise. »Stenelor, was ist mit dir?«
    Er versuchte gar nicht erst, es ihr zu erklären. Da war etwas in ihm und mit ihm vorgegangen, für das ihm weder Gedanken noch Worte zur Verfügung standen. So lag er neben ihr, genoß ihre Wärme und schwieg, und als sie ihm erklärte, daß es endlich Zeit sei, die Kammer zu verlassen, da stand er ebenso schweigend auf und stieg in das Bassin hinab. Ihm war, als hätte er etwas verloren.
     Schweigend spülten sie die

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