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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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überziehen. Es roch nach verbranntem Fleisch.
    Später zeigte sich, daß es sich nicht um einen Zufall gehandelt hatte. Das Feuer schien auf die einheimische Tierwelt eine grausige Anziehungskraft auszuüben. Immer wieder stürzten sich Tiere in die Flammen, zuerst nur die kleinen Krabbenvögel, aber dann auch einzelne der Krötenmäuse und der halbmeterlangen Warane. Lediglich die wieselähnlichen Tiere ließen sich nicht mehr blicken.
    Gegen Mitternacht trat Yahiro das Feuer aus.
    Als sie sich zwischen den Beinen der Spinne, den flachen Rumpf des Fahrzeuges wie einen Schutzschild über sich, zur Ruhe begaben, berührte er Lannerts Arm. »Ist dir aufgefallen, Keeke«, fragte er, »daß die Fauna dieser Welt nur ganz wenige Formen aufweist? Fünf oder sechs Arten haben wir bisher angetroffen, nicht mehr. Und keinerlei Zwischenstufen, keine Insekten, nichts. Wenn wir wüßten, weshalb das so ist, wären wir ein gutes Stück weiter.«
    »Frag doch Mankov«, versetzte Lannert. »Der hat bestimmt eine Erklärung auf Lager.«
     
    Mit Aufgang des weißen Zwerges, der Sonne Procyon B, nahmen sie den zweiten Teil des Weges in Angriff. Während der ersten zwei Stunden des Marsches war Mankov ständig präsent, seine Hinweise und Ratschläge kamen mal lauter und mal leiser aus den externen Lautsprechern der Spinne, immer mit einem gewissen, Vorsicht heischenden Unterton. Lannert atmete auf, als die Stimme schwächer und schwächer wurde und schließlich ganz verstummte. Die Känguruh 2 war unter den Horizont getaucht. Dafür erhob sich nun eine der beiden Sonnen des Systems, die gewaltige Procyon A. Gelblich strahlend schimmerte sie warm durch die Baumbestände, knapp überm Horizont. Plötzlich hörte er Yahiros Ruf: »Halt, Keeke!« Yahiro stand neben der Spinne und blickte seitlich in den Wald, auf seinem kahlen Schädel lag ein gelblicher Glanz, der Widerschein der Sonne A. »Schau dorthin und sag mir, ob dir etwas auffällt!«
    Da war nichts, das hätte auffallen können, kein Tier, kein Mensch, nichts. Nur die Bäume mit ihren faßförmigen Stämmen und dazwischen das Licht der Sonne. »Auf der Erde würde man sagen, daß es ein schöner Tag wird«, rief er hinüber. »Was soll daran auffällig sein?«
    »Siehst du die Sonne, Keeke?«
    Eine seltsame Frage. Natürlich sah er die Sonne. Ganz deutlich schimmerte sie flach zwischen den Stämmen hindurch. »Was soll das, Vamos?« rief er, nun schon ein wenig ungehalten.
    »Sag mir, ob du die Sonne siehst.«
    »Natürlich sehe ich sie. Und was weiter?«
    »Wie weit mag es von hier bis zum Waldrand sein, Keeke?«
    Er prüfte die Entfernung, was nicht ganz einfach war, da er sich ausschließlich auf die entferntesten Bäume konzentrieren mußte. Doch schließlich hatte er das Ergebnis ermittelt. »Zweitausendachtzig Meter etwa. Möglicherweise plus minus…«
    »Stimmt ziemlich genau«, bestätigte Yahiro. »Zweitausend Meter Waldbestand, und trotzdem sehen wir die Sonne. Dafür kann es nur eine Erklärung geben, Keeke.«
    Für alles gab es letztlich eine Erklärung. Und die hier war alles andere als schwierig. Sie befanden sich offensichtlich in einem Forst. Jemand hatte diesen Wald gepflanzt, in langen, geraden Reihen. Nicht eben ungewöhnlich für eine Welt, in der intelligentes Leben existierte. Viel wichtiger erschien ihm die Tatsache, daß der Wald dort drüben zu Ende war, daß dort eine Lichtung sein mußte oder zumindest eine Schneise, eine, die ihnen beim Überflug entgangen war. Plötzlich erschien es ihm von größter Wichtigkeit, zum Waldrand vorzudringen und aufzuklären. »Wartet hier auf mich!« wies er an. »Ich will sehen, was das dort drüben ist.«
    Er gab den anderen keine Gelegenheit zu Erörterungen, er ließ sich auf die Handknöchel nieder und fiel in einen raumgreifenden Trab, eine Fortbewegungsart, die ihm wesentlich besser zusagte, als das immer wieder von langen Pausen unterbrochene Schreiten in aufrechter Haltung. Auf diese Art kam er ungleich schneller voran, zumal sich zwischen den Bäumen eine schmale Schneise hinzog, die mit nur niedrigem Wuchs bestanden war.
    Die Lichtung am Ende der Zeile erwies sich als Fluß, der sein lehmgelbes Wasser langsam zu Tal schob. Auf den flachen Wellen tanzten abgerissene Blätter, in trägen Strudeln kreisten Baumbulbi. Im Wasser selbst vermochte Lannert auch in Ufernähe keine Tiere zu entdecken, und er hätte sie wohl auch dann nicht sehen können, wenn sie die seichten Buchten zu Tausenden bevölkert

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