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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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angenommen hatte, wirkten die eiförmigen Stämme seltsam verschwommen. Noch immer tropfte Flüssigkeit auf die Oberlichter, und noch immer sanken in der Umgebung der Fähre blasige Bruchstücke der zerstörten Vegetation in gespenstischer Lautlosigkeit in sich zusammen. Hin und wieder wischten Bündel bandförmiger Blätter wie riesige Staubwedel über die Kabine.
    Lannert und Yahiro begaben sich wortlos zur Stirnseite der Zentrale, lehnten sich, die Beine ein wenig gespreizt, an die Wand und schoben ihre Zangen in die Halteschlaufen. Gleich darauf schliefen sie fest, übergangslos und mit tiefen Atemzügen, als wären sie in Narkose versetzt worden. Ihre massigen Körper pendelten im Takt der Atemzüge vor und zurück.
     
     
9
     
    KEEKE LANNERT, geboren in Columbus/Georgia, Columbus College, Ingenieur, Militärakademie Atlanta, Captain der Air Force, Captain der Space Force, Autounfall, Umfunktionierung zum Hastoniden, Berufung als Ingenieur-Astronaut der Expedition Procyon 4/2, Leiter der ersten Landeoperation auf Procyon 4.
     
    Eigentlich hätte er spätestens nach dem Umsteigen von der Fähre auf die Spinne die Leitung der Landegruppe an Toria Halsum übergeben müssen. So sah es das Reglement vor, und so wäre es entsprechend ihrer beider Ausbildung auch normal gewesen. Aber die kleine Planetologin hatte keinerlei Anstalten gemacht, irgendwelche Entschlüsse zu fassen oder Entscheidungen zu treffen. So blieb alles beim alten, er, Keeke Lannert, führte die Gruppe durch den Wald.
    Er hielt diese Lösung für sehr vernünftig, denn immerhin hatte er während der kritischen Landephase bewiesen, daß er die Fähigkeit zu schneller und exakter Handlungsweise besaß. Außerdem hatten Haston, Bosk, Dellak und natürlich auch die kleine Halsum den Absturz weit weniger gut überstanden als er und Yahiro. Hinzu kam, daß sich die psychischen Schäden, die sie zweifellos davongetragen hatten, als noch weit verhängnisvoller erweisen könnten als die körperlichen, zumal sie wesentlich schwerer zu erkennen waren.
    Mochten sie es sich also in den Sesseln der Spinne bequem machen, sie konnten jetzt die Illusion der Sicherheit gebrauchen. Er hatte sich eine Methode der Fortbewegung ausgeknobelt, die nach menschlichem Ermessen jedes Risiko ausschließen mußte.
    Er lief der Spinne um jeweils dreißig bis vierzig Meter voraus, suchte Deckung, sicherte nach allen Seiten und ließ dann erst Yahiro nachkommen, der die Spinne über das externe Steuerungssystem um eine Vierzigmeteretappe vorzog, wobei er, Lannert, die hinter ihnen zurückbleibende Wegstrecke im Auge behielt.
    Zwar hatte Mankov ein wenig gezögert, als er von der Umstellung erfahren hatte, aber die Freude, endlich den Kontakt wiedergefunden zu haben, war wohl größer gewesen als die Bedenken, mit denen er jede Art von unplanmäßiger Veränderung zu Kenntnis zu nehmen pflegte.
    Lannert hob die Hand und bedeutete Yahiro, die Spinne anzuhalten. Es wurde notwendig, sich zu beraten. Seit sie sich auf dem Marsch befanden, setzte ihn die Fremdartigkeit dieses Waldes in Erstaunen. Dabei waren das eigentlich Ungewöhnliche durchaus nicht die Pflanzen, obgleich auch sie seltsam genug aussahen. Tonnenförmige, glasig grüne Stämme, überzogen von einem feinen Netzwerk rötlicher Aderchen, ein festes, den Boden vollständig bedeckendes Geflecht haarähnlicher Wurzeln, das an ein dichtes, bleiches Myzel erinnerte, und lang ausgezogene Blätter, die sich wie bunte Bänder in einem kaum merklichen Windhauch wiegten.
    Doch diese Pflanzen verhielten sich nicht grundsätzlich anders als die irdischen Gewächse. Sie wurzelten im Boden, wuchsen in senkrechter Richtung, wie sich an den unterschiedlichen Größen unschwer erkennen ließ, und sie bemühten sich, mit ihren langen Blättern möglichst viel Licht einzufangen. Insofern reagierten sie also nicht anders als die Pflanzen der Erde. Daß sie in gewisser Weise abweichend geformt waren, hatte man erwartet, selbst das Äußere der irdischen Flora war so mannigfaltig, daß man sich schwertat, grundsätzliche Gemeinsamkeiten des äußeren Erscheinungsbildes zu bestimmen.
    Nicht der Wald selbst, sondern die Tierwelt dieses Waldes war es, was ihn in Erstaunen versetzte. Und auch hier war es nicht sosehr die Form oder das Erscheinungsbild als vielmehr das Verhalten, das allen auf der Erde gültigen einschlägigen Regeln zu widersprechen schien.
    Anfangs hatte er die kaum handgroßen Tierchen, die allenthalben den mit weißlichem

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