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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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verlor er den Halt und fiel zu Boden. Es gab ein klatschendes Geräusch…
    Mit einer heftigen Bewegung seines Fußes warf Lannert das Tier in das Myzel der Wurzeln. Als er aufblickte, sah er das Gesicht Yahiros, und er hatte den Eindruck, daß sich Mißbilligung in den starren Zügen spiegelte. Dann wandte sich Yahiro ab und ging zur Spinne zurück.
     
    Sie drangen sehr langsam durch den Wald. Die einmal eingeführte Ordnung behielten sie bei. Er, Lannert, sichernd und Yahiro als Begleiter der Spinne, in der sich die vier Menschen verschanzt hatten. Sie rechneten mit Unvorhersehbarem. Vielleicht war ihre Vorsicht übertrieben, doch Mankov betonte bei jeder Gelegenheit, daß auf diesem Planeten in jeder Sekunde Überraschendes geschehen könnte. Immer wieder erinnerte er an das Verschwinden der Känguruh 1 und an den Angriff auf die Fähre.
    Zwar ließ sich die letzte Wegstrecke der Fähre, speziell die Sturzphase nach dem Überqueren der langgestreckten Bauten, nicht mehr rekonstruieren, aber aus der Zeit und der Geschwindigkeit schlossen sie auf eine Entfernung von etwa fünfzig Kilometern, wobei die erste Wegstrecke durch umgestürzte oder ihrer Kronen beraubte Bäume hinreichend markiert war. Das erwies sich jedoch als ein Vorteil von nur geringem Wert, da er durch die aus Pflanzentrümmern entstandenen Hindernisse mehr als nur aufgehoben wurde. Aus den geplatzten Bulbi der Bäume sickerte Feuchtigkeit. Es roch nach Moder und beginnender Fäulnis.
    Anfangs störte ihn der penetrante Geruch, und er überlegte, ob er die Nasenklappen schließen sollte. Doch schon nach kurzer Zeit hatte er sich bis zu einem gewissen Grad an die Düfte gewöhnt und begann sie als Informationsträger zu nutzen. So beschloß er, die Belästigung in Kauf zu nehmen, zumal er auf dem Gebiet der Gerüche, wie auf vielen anderen auch, wesentlich feiner zu unterscheiden vermochte als die Menschen. Er hätte einen Vorteil verschenkt, hätte er die Geruchsrezeptoren lahmgelegt.
    Als sie eine Meldung über das seltsame Verhalten der Krabbenvögel an das Mutterschiff abgesetzt hatten, war eine ganze Weile lang Schweigen gewesen. Danach hatte sich Mankov selbst gemeldet. Er hatte seine Worte mit einer Wendung begonnen, an deren stereotype Wiederholung sie sich wohl würden gewöhnen müssen. »Seid vorsichtig! Noch wissen wir nicht, was mit dieser Welt geschehen ist. Aber wir können sicher sein, daß sich diese Tiere nicht normal verhalten. Ihr müßt auf weitere Überraschungen gefaßt sein.«
    »Wenn es nicht schlimmer kommt…«, hatte Lannert bemerkt, doch Mankov war wohl nicht zum Scherzen aufgelegt gewesen. »Ich halte das, was sich bisher ereignet hat, für bedenklich genug«, hatte er gesagt. »Beobachtet also sehr genau! Und laßt euch Zeit! Wenn ihr die Strecke bis zu den Bauten in zwei Tagen zurücklegt, so ist das noch immer sehr beachtlich.«
    Danach hatte er eine Sendung an die Känguruh 3 abgesetzt, die ihnen auf derselben Trajektorie im zeitlichen Abstand von zwölf Jahren folgen sollte. Obwohl er die Vorgänge sehr sachlich schilderte und der Beschreibung ihrer Entdeckungen kein Wort des Kommentars hinzufügte, klang die Meldung pessimistisch. Er schien sich wirklich ernste Sorgen zu machen.
     
    Hin und wieder entdeckten sie eine neue Tierart. Und darunter war nicht eine, die sie ohne Bedenken hätten als »normal« katalogisieren können. Sie fanden krötenähnliche Wesen, die aufgrund bestimmter Merkmale den Säugern zuzurechnen waren und die lange Hinterbeine mit mächtigen Sprunggelenken besaßen. Aber diese Tiere krochen mit geradezu Mitleid erregender Hilflosigkeit über den Boden, die muskulösen Hinterextremitäten wie überflüssige Anhängsel nach sich schleifend. Sie trafen auf ein wieselgroßes, langgestrecktes Ding, das mit der Geschwindigkeit eines fliehenden Hasen zwischen den Bäumen hervorgeschossen kam und sich den Schädel an Yahiros Beinen plattquetschte, als wäre es aus einer Kanone abgefeuert worden. Zuerst vermuteten sie tatsächlich einen Angriff, aber als sie dann sahen, daß sich das Wiesel wirklich und wahrhaftig zu Tode geprellt hatte, mußten sie diese Begebenheit ebenfalls unter der Kategorie »unerklärlich« abbuchen.
    Gegen Abend entdeckten sie eine halbmeterlange Echse, eine Art Waran, die durch heftiges Kopfschütteln einen Stein loszuwerden suchte, der sich in ihrem Maul verklemmt hatte. Yahiro nahm das Tier vom Boden auf und mühte sich, ihm mit sanfter Gewalt die Kiefer zu öffnen. Der

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