Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
dann war er sich dessen durchaus nicht mehr sicher. Und je intensiver er Lannert beobachtete, um so unsicherer wurde er.
    Auch hier auf Procyon 4 schien ein Teil der Entwicklung unter Ausschluß der natürlichen Evolution vonstatten gegangen zu sein oder gar gegen das Zusammenspiel in der Natur. Vielleicht hatte die hiesige Entwicklung aus einem den Menschen noch unbekannten Grund einen Kollaps erlitten, es mochte sein, daß sich in großen Zeiträumen negative Komponenten angehäuft hatten, bis sie schließlich umgekippt war. Bedachte man dabei, daß einige der Arten auf dieser Welt trotz ihres ungewöhnlichen Verhaltens nach wie vor existierten, dann mußte man zu dem Schluß kommen, daß dieser Kollaps relativ neueren Datums war.
    Hier glaubte er den eigentlichen Anknüpfungspunkt ihrer Forschungen gefunden zu haben, zumal auch die Menschen dieser Welt betroffen schienen. Darauf deutete die Zivilisation der Blauen hin, die aus eigener Kraft kaum lebensfähig war.
    Doch all diese Gedanken erzeugten in ihm weder Haß noch Ablehnung, nur den Drang, nach Antworten zu suchen. Und vielleicht bot schon dieser Wald erste Antworten. Auch deshalb mochte er ihn. Im Gegensatz zu Lannert, der ihn als feindlich betrachtete.
     
    Sie kamen eine Zeitlang gut voran. Lannert und er bestimmten das Tempo. Jetzt erst konnten sie die Überlegenheit ihrer modifizierten Körper voll ausspielen. Ob sie sich am Boden oder in den Kronen der Tonnenbäume vorwärts bewegten, ob sie dort, wo die Gewächse in Reihen standen, die langen Korridore in mächtigen Sätzen durcheilten oder dort, wo der Wuchs ohne erkennbare Regel war, die Bandblätter wie weitschwingende Trapeze verwendeten, ihre Geschwindigkeit war in jedem Fall ungleich größer, als es die der Spinne gewesen war.
    Und stets hing über ihnen die kleine Libelle. Jetzt an einem Morgenhimmel, der sich langsam hellviolett zu färben begann. Mit den Sonnen kamen die Tiere. Und mit den Tieren fingen die Unannehmlichkeiten an. Zuerst bei Lannert.
     

     
    Sie hasteten in zwei parallel verlaufenden Zeilen dahin. Der Boden war eben und mit kaum kniehohem Gesträuch bestanden. Es gab nichts, was sie gehindert hätte, ihre größte Geschwindigkeit zu entfalten. Sie liefen in weiten, federnden Sätzen, sich ab und zu mit den Händen von den tonnenförmigen Stämmen rechts und links ihres Weges abdrückend. Die Geräusche, die sie bei ihrem Lauf verursachten, mußten an eine fliehende Herde großer Tiere erinnern.
    Der Drachen kam zuerst auf ihn, Yahiro, zu. Er sah ihn weit vor sich zwischen den Bäumen schweben, und zwar etwa in Höhe seines Kopfes. Anfangs hatte er den Eindruck, daß es sich um etwas Künstliches handelte, um ein Gerät, einen kleinen Flugkörper vielleicht. Das Ding glitt ohne erkennbare Bewegung heran, etwa eine Armspanne breit und flach wie eine Messerklinge. Irgendeine Körperfarbe war bei dieser Sicht auf die Vorderkante nicht auszumachen.
    Dann aber vollführte das Tier eine jähe Wendung und verschwand nach links hinter den Bäumen. Während des blitzschnellen Manövers hatte es sich für einen Moment um seine Längsachse in die Senkrechte gedreht, und als es auswich, zeigte es Yahiro die volle Fläche seiner Unterseite. Es war leuchtendrot und hatte die Form eines verkehrt herum fliegenden Kinderdrachens, ein spitzwinkliges Dreieck, dessen Grundlinie nach hinten zeigte. Gleich darauf hörte er Lannerts Wutschrei.
    Als er den Gefährten eingeholt hatte, stand der an einen Baum gelehnt, von seinen Händen tropfte violettes Blut, und zu seinen Füßen lag der zerquetschte Vogel.
    »Er hat mich angegriffen«, sagte Lannert atemlos. »Tatsächlich!« Er deutete auf seine breite Brust. »Hier, sieh dir das an!«
    Quer über seinen Oberkörper zog sich eine Schramme, nicht sehr tief, aber mit Wundrändern, die so glatt waren, als hätte man eine Laserklinge benutzt. Allerdings war der Schnitt kaum unter die Epidermis gedrungen. Doch wenn man die Zähigkeit einer Hastonidenhaut in Rechnung setzte, dann wurde erkennbar, daß die Attacke mit großer Wucht erfolgt sein mußte.
    Leider war von dem Angreifer nicht mehr allzuviel übrig. Lannert hatte das Tier wohl mit beiden Händen ergriffen und es voller Wut zerquetscht. Lediglich der Kopf war erhalten geblieben, ein schmaler, im Grundriß ebenfalls dreieckiger Schädel, dessen Oberkiefer in einen spannenlangen, sehr spitzen Dorn auslief. Dieser Kopf konnte eine durchaus wirksame Waffe bilden, wenn der Träger verstand, ihn

Weitere Kostenlose Bücher