Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
entsprechend zu nutzen.
    Das auffälligste an diesem Kopf waren jedoch die Augen, groß und dunkel, fast schwarz, mit Lidern, die sich sowohl von oben nach unten wie umgekehrt klappen ließen. Beide Augen befanden sich auf der Vorderseite des Kopfes, ziemlich nahe beieinander, so daß sich ihr Blick ausschließlich nach vorn richten konnte. Wäre der weit vorgezogene Oberkiefer nicht gewesen, das Gesicht hätte dem eines Makis verblüffend ähnlich gesehen.
    Lannert blickte noch immer betroffen drein. »Verrückt!« sagte er schließlich. »Total verrückt! Greift mich mir nichts, dir nichts einfach an. Kannst du das verstehen?«
    Verrückt! Das Wort setzte sich in Yahiro fest. Vielleicht lag da wirklich des Rätsels Lösung. Ein Planet, dessen Bewohner durchweg psychotisch reagierten, Menschen wie Tiere, ein entsetzlicher Gedanke. Aber nach allem trotzdem naheliegend. Doch Yahiro verwarf die Idee wieder. Seine Erfahrung sträubte sich gegen eine solche Annahme. Das wären Bedingungen, sagte er sich, unter denen nicht eine einzige Art zu überleben vermocht hätte. Die Gründe für die Abnormitäten mußten an anderer Stelle zu suchen sein.
    Noch bedenklicher als das Verhalten des Drachens schien ihm aber der Umstand, daß Lannert wie ein Barbar gehandelt hatte. Er hätte das Tier bestimmt abwehren können, ohne es so entsetzlich zu verstümmeln. Vielleicht hätte er es töten müssen, das hätte man akzeptieren können, er aber hatte in einem offensichtlichen Anfall von Wut gehandelt, obwohl er wußte, daß seine Reaktion auf Unverständnis und Ablehnung treffen würde. Seine Bemerkung hatte wie eine Rechtfertigung geklungen.
    Die Attacken der Drachen wiederholten sich. Mehr noch, vom Mittag des zweiten Tages an erfolgten sie in immer kürzeren Abständen. Zum Glück erwiesen sich die meisten der Angreifer als weitaus weniger gefährlich als der erste. Nur einmal noch trafen sie auf ein gepfeiltes Tier, die anderen hatten flache, lemurenhafte Gesichter. Aber auch sie kamen mit einer solchen Wucht herangeschossen, daß sie sich beim Aufprall regelmäßig die Schädel zerschmetterten. Sie handelten ganz ähnlich wie der Pfeilmarder, den sie am ersten Tag in unmittelbarer Nähe der Siedlung angetroffen hatten.
    Yahiro entwickelte im Verlauf des Marsches eine Methode, die ihm gestattete, sich vor den Drachen zu schützen, ohne sie töten zu müssen. Sie griffen ausschließlich von vorn an, aus der Bewegungsrichtung der Gruppe also, und der Beginn ihrer Attacke kündete sich durch ein hohes, rollendes Pfeifen an, ein trillerndes Geräusch, das erst dann abbrach, wenn die Tiere aus dem aktiven Flug in die Segelphase übergingen. In diesem Augenblick drehte Yahiro seinen Oberkörper quer zur Laufrichtung und fing den Angreifer, der außerstande schien, seine Trajektorie zu korrigieren, mit einer schnellen Handbewegung im Flug ab. Dabei führte er den Arm mit der Beute zusammen ein Stück nach hinten und bremste so die Wucht des Fluges ab. Die Tiere waren meist unverletzt, wenn auch stark benommen. Immerhin hatte Yahiro die Genugtuung, alles getan zu haben, um sie zu schonen.
    Ihm fiel auf, daß die Gesichter der Tiere nicht zu den Körpern paßten, weder zu den flachen Schwingen, die kaum vom Leib abgesetzt waren, noch zu den winzigen Gliedmaßen, vier nur schwer erkennbaren Beinchen mit stumpfen Krallen.
    Gegen Abend teilte er Lannert seine Verwunderung über den ungewöhnlichen Bau der Drachen mit, und da die Libellenbesatzung über Funk mitzuhören vermochte, gab es eine ziemlich umfangreiche Diskussion.
    Während Lannert auf Mutation durch veränderte äußere Bedingungen tippte, erklärte Haston, man hätte nach seiner Meinung die Auswirkungen gezielter Mutationen vor sich. »Wir sollten diejenigen nicht vergessen«, sagte er nachdenklich, »die uns und die Blauen in einen Zustand der Erstarrung versetzt haben. Die Herren dieses Planeten müssen viel mehr über das Zusammenspiel der Körper- und Geistesfunktionen wissen, als wir annehmen. Ich könnte…« Er brach ab, ganz glücklich schien er sich bei dieser Einschätzung nicht zu fühlen.
    »Die Idee, Tiere mit todbringenden Waffen auszurüsten, scheint mir nicht unbedingt ein Zeichen hoher Intelligenz zu sein«, sagte Lannert, und es hatte den Anschein, als sollte eine längere theoretische Erwägung folgen. Doch dann schwieg er unvermittelt. Es war unverkennbar, daß er intensiv nachdachte. Vielleicht darüber, in welch massiver Weise man auf der Erde in den

Weitere Kostenlose Bücher