Das verhaengnisvolle Rendezvous
gefühlt haben können.«
»Nein, überhaupt nicht. Und was ist mit Ihnen?«
»Mit mir?«
»Mit Ihrer Familientradition. Mit Fletcher Industries. Ein großes Unternehmen.« Er hob fragend die Augenbrauen. »Wird da in irgendeiner Hinsicht Druck auf Sie ausgeübt?«
»Gewisserweise schon«, erwiderte sie und lächelte. »Die Stellung, die ich innehabe, verlangt einiges von mir. Entschlossenheit, Ungebundenheit, Härte.« Ihre Augen funkelten belustigt. »Alle haben angenommen, dass mein Bruder Boyd die Zügel der Firma in die Hand nehmen würde. Doch er zog es vor, zur Polizei zu gehen. Also bestürmte ich meine Eltern, dass sie mich zum Thronfolger machten.«
»Und – hatten sie etwas dagegen?«
»Nein, nicht wirklich. Ich brauchte nicht lange dazu, sie davon zu überzeugen, dass es mir ernst ist. Und dass ich die notwendigen Fähigkeiten besitze.« Sie nahm einen letzten Bissen von ihrer Vorspeise und bot Ry den Rest an. »Ich bin mit Leib und Seele Unternehmerin. Ich liebe die Herausforderungen, die diese Art von Leben an mich stellt, Hektik und Stress, Sitzungen bis in die Nacht hinein und vieles andere mehr. Im Moment hängt mein Herz vor allem an diesem neuen Zweig des Konzerns. Den kann ich mir ganz allein auf meine Fahnen schreiben.«
»Ihr Katalog hat übrigens eingeschlagen bei meinen Kollegen.«
»Oh, wirklich?«, fragte sie amüsiert und begann, sich langsam zu entspannen.
»Die meisten der Männer sind verheiratet oder haben Freundinnen. Ich könnte Ihnen einige Bestellungen zuschanzen.«
»Sehr großzügig von Ihnen.« Sie schaute ihn über den Rand ihres Glases hinweg an. »Und was ist mit Ihnen? Brauchen Sie nicht auch etwas?«
»Ich hab weder eine Frau noch eine Freundin.« Sein Blick schweifte über ihr Gesicht hinweg. »Im Moment jedenfalls.«
»Aber Sie waren verheiratet.«
»Nur kurz.«
»Entschuldigen Sie meine Neugier.«
»Keine Ursache.« Er zuckte die Schultern und leerte sein Glas. »Ist längst Gras darüber gewachsen. Fast zehn Jahre sind eine lange Zeit. Meine Frau war anfangs sehr angetan von meiner Uniform, doch dann begann sie die Stunden zu hassen, die ich in ihr verbrachte.«
»Haben Sie Kinder?«
»Nein.« Er bedauerte das, da er sich immer welche gewünscht hatte. »Wir waren nur ein paar Jahre zusammen. Dann ist sie mit einem anderen abgehauen und in die Vorstadt gezogen.« Ry streckte die Hand aus und strich ihr mit den Fingerspitzen am Hals entlang bis hinunter zu den Schultern. »Langsam glaube ich, dass ich Ihre Schultern genauso gern mag wie Ihre Beine«, gestand er ihr. »Vielleicht ist’s ja das ganze Päckchen, das mich reizt.«
»Welch ein faszinierendes Kompliment.« Plötzlich fühlte sich ihr Mund trocken an, und sie nahm einen Schluck Mineralwasser. »Sind Sie nicht der Meinung, dass die aktuellen Umstände eine Trennung Ihrer beruflichen und privaten Interessen zwingend von Ihnen verlangen?«
»Keineswegs. Wenn ich noch immer der Ansicht wäre, dass Sie mit dem Brand etwas zu tun hätten, sähe die Sache anders aus. Doch so, wies im Moment steht, kann ich durchaus meinen Job gewissenhaft machen und mir dennoch ausmalen, wie schön es wäre, mit Ihnen zu schlafen. Da habe ich nicht die geringsten Schwierigkeiten, seien Sie unbesorgt.«
Ihr Puls begann zu jagen. »Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie sich auf Ersteres beschränkten. Vielleicht könnten Sie mich ja mal mit dem neuesten Stand Ihrer Ermittlungen vertraut machen.«
»Was? Jetzt wollen Sie fachsimpeln? Mir scheint das eine ziemliche Zeitverschwendung zu sein. Aber wenn Sie unbedingt möchten.« Er zuckte die Schultern. »Bitte sehr. Also, ich gehe davon aus, dass Brandstiftung vorliegt. Als Motive kommen Rache, Geld oder Vandalismus in Betracht. Möglicherweise war es auch ein psychisch Kranker, der sich beim Anblick von Feuer seinen Kick holt.«
»Ein Pyromane.« Diese Möglichkeit war ihr die liebste, da sie sie persönlich am wenigsten treffen würde. »Wie wollen Sie das rausfinden?«
»Das Wichtigste ist, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Immer, wenn es mal wieder eine Brandserie gibt, tippen die Medien sofort lautstark auf einen Pyromanen. Und obwohl es so scheint, als hingen die Brände miteinander zusammen, ist es dann oft doch nicht so. Man kann nie vorsichtig genug sein mit seinen Vermutungen.«
»Aber oft genug ist es doch der Fall.«
»Und genauso oft eben auch nicht.«
»Also darf man niemals voreilige Schlüsse ziehen.«
»Genau.«
»Wenn es aber doch
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