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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Träume ließen ihn nie in Frieden, wenn er diesen Gedanken nachhing. Er konnte des Nachts aufwachen, nass von Schweiß, und dann wusste er, dass er weiter musste. Cernunnos hatte ihm das Meer auf der anderen Seite des Sturmrandes gezeigt. Und wieder war der schlimme Traum zu ihm gekommen. Er hatte den schwarzen Strand gesehen und den Körper der Frau in den Wellen. Dieses Bild erschreckte ihn, doch er verstand nicht, was es ihm sagen wollte. Vielleicht war es ein Zeichen für Schären oder Mahlströme. Vielleicht wollte ihm Cernunnos damit sagen, dass er sich von diesem Strand fern halten sollte, falls ihn das Meer dorthin führte. Doch die Träume zeigten ihm auch ein Land auf der anderen Seite der Stürme. Er hatte eine Kette von Bergen gesehen und hinter den Bergen ein Tal.
    Bran sah weder die tanzenden Frauen, noch hörte er das Lachen der Tirganer. Er ging gedankenversunken an der Kaimauer entlang. Seinem Volk gefiel es hier in Tirga, doch sie hatten ihm gesagt, dass es falsch wäre, hier zu bleiben. Turvi hatte oft erklärt, dass sie aufbrechen müssten, wenn der Frühling kam. Doch Bran war ihr Häuptling und er wollte warten, bis Tir ihr Kind bekommen hatte. Es würde jetzt nicht mehr lange dauern, knapp drei Monde. Sie mussten verstehen, dass er nicht vor der Geburt mit ihr aufs Meer hinaussegeln konnte.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Bran drehte sich um und blickte in den hellen Bart von Nangor.
    »Wir haben auf dich gewartet.« Der Seeräuber wischte sich den Wein aus dem Bart. Dann trat er zur Seite und streckte seine Hand in Richtung der Feuerstelle aus, die hinter ihm lag. Tarba, Virga, Zwei Messer und Storm hoben ihre Becher an und prosteten ihm zu. Auch Dielan und Turvi saßen zwischen ihnen und Dielan hatte ihm einen Platz auf dem Fell neben dem Einbeinigen freigehalten.
    »Wir dachten uns, dass du kommen würdest«, flüsterte Dielan, als Bran sich setzte.
    »Warum ist Tir nicht bei dir?« Der Einbeinige stützte sich auf die Ellenbogen und legte sein kurzes Bein über das andere.
    Bran nahm den Weinschlauch entgegen, den Tarba ihm reichte. »Sie ist zur Zeit so müde. Sie wollte schlafen.« Er legte die Lippen um die hölzerne Tülle und nahm einen Schluck von dem starken Getränk.
    »Das ist jetzt die Zeit.« Turvi hob seinen Bronzebecher. »Ich weiß noch, wie es war, als Eyna mit Kaer schwanger war; sie schlief ein, kaum dass sie einen Augenblick Ruhe hatte. Aber das geht vorbei, Bran. Hab jetzt in der letzten Zeit Geduld mit ihr.«
    Bran reichte den Weinschlauch an Dielan weiter. Sein Bruder legte sich den Grillspieß in den Schoß und schüttete sich etwas in den Becher. Er mochte Tarbas Gebräu wie viele andere nicht besonders. Im Laufe des Winters hatte der alte Krieger kaum etwas anderes getan, als Korn gären zu lassen, und er nutzte seine langjährige Erfahrung, den Trunk so stark wie möglich zu machen. Nur Nangor, Storm und Zwei Messer baten freiwillig darum, etwas von Tarbas Getränk zu bekommen, doch Tarba war ein Mann voller Ehre, er hatte in zahlreichen Kriegen gekämpft und war zornig und gekränkt, wenn man sich zu trinken weigerte.
    »Nimm dir einen Tropfen, Junge.« Tarba goss den Becher des jungen Virga bis zum Rand voll. »Das ist das Wasser des Lebens. Wie der Regen das Gras lässt dir das Körnerbräu die Haare auf der Brust sprießen.«
    Nangor schlug sich auf die Schenkel und lachte. Zwei Messer und Storm schielten zu Virga hinüber und grinsten. Und Virga, der bereits mehr als genug getrunken hatte, kippte noch ein paar Schlucke in sich hinein. Er schwankte wie eine junge Birke im Wind, dann rutschte ihm der Becher aus den Händen und er rülpste. Tarba grinste und klopfte ihm auf den Rücken. Virga kippte nach vorn und stöhnte.
    Eine Frau beugte sich zu Bran hinunter und reichte ihm eine Schale mit Fisch. Sie trug einen weißen Umhang, ein Wollkleid und eine Leinenjacke und hatte, wie alle Frauen Tirgas, die Haare geflochten. Bran bediente sich von dem Haifleisch und steckte die Stücke auf den Grillspieß, der neben der Feuerstelle lag. Er stützte ihn an dem Eisenrost ab, der um die Feuerstelle herum angelegt worden war und drehte ihn langsam herum. Er saß gerne mit Tarba, Nangor und den anderen zusammen. Das waren seine Kampfesbrüder, seine Freunde.
    Tarba sah, was er dachte, und warf einen Weinschlauch über das Feuer. Bran fing ihn auf und legte ihn sich über die Schulter. Die Männer sahen ihn an, als er trank. Der Seeräuber mit dem blonden Bart,

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