Das Verheissene Land
der Alte mit den langen Haaren, Storm mit den leuchtend roten Frostmalen und Zwei Messer mit der Narbe, die eines seiner Augen zerstört hatte, sie sahen ihn an, treu ergeben wie immer. Und hinter ihnen im Dunkeln zeichneten sich wie Irrlichter die Gesichter der anderen ab, nach denen er sich sehnte. Dort waren die Katzenbrüder mit ihren runden Köpfen und dem verwunderten Blick und der Sänger mit der Hakennase. Und Keer beugte sich vor und spuckte ins Feuer. »Trink auf mich«, sagte er. »Mit Tarba und den anderen.« Bran ließ den Weinschlauch sinken. Er war zurück im Hügelland. Schnee bedeckte den Boden und die Bäume. Es war kalt. »Viele Male.« Er sah den verwundeten Mann an. »Wir werden viele Male auf dich trinken!« Keer hatte sein Schwert auf seine Schulter gestützt. Bran warf einen Blick auf den Hügel nördlich von ihnen und wusste, dass die Vandarer bald kommen würden. Dann wandte er Keer den Rücken zu und rannte.
»Bruder.« Dielan zupfte ihn am Arm. »Du hattest wieder diesen seltsamen Blick.«
Bran zuckte zusammen. Die Erinnerungen hatten ihn weit fortgeführt. Das taten sie oft. Turvi meinte, dass sei so, weil er die Gabe habe zu träumen.
»Denkst du wieder an den Krieg?«
Bran rieb sich den Nacken. »Nein. Ich dachte an das Schiff und daran, was wir morgen tun müssen. Der Krieg ist vorbei.«
»Das ist er.« Turvi drehte seinen Spieß um, und Bran erkannte, dass er die eine Seite hatte anbrennen lassen. »Aber die Erinnerungen werden dich immer begleiten. Sie machen dich zu dem Mann, der du bist. Und es ist gut, dass du die fremden Länder und das Meer im Westen gesehen hast, denn das wird uns helfen, wenn wir aufbrechen.«
»Wir müssen warten«, sagte Bran. »Ich will, dass wir bis nach der Geburt warten.«
Turvi biss sich auf die Oberlippe und begann an seinen Barthaaren zu kauen. Er pflegte das zu tun, wenn ihn etwas bekümmerte. »Du bist unser Häuptling«, murmelte er. »Und Tir trägt deinen Nachfolger. Aber denk daran, dass sie nicht die Einzige ist, die ein Kind erwartet. Kuenn und Nemni wohnen jetzt mit den zwei Tirganern zusammen. Sie erwarten ihre Kinder kurz nach Tir. Ich habe auch gehört, dass Vermer und Enie wieder ein Kind erwarten, und das sind sicher nicht die Einzigen. Wir hatten eine glückliche Zeit hier und unsere Frauen sind fruchtbar. Das ist gut so, aber wir können nicht warten, bis alle ihre Kinder bekommen haben.«
Bran richtete seinen Blick in die Flammen. Er wusste, dass der Einbeinige Recht hatte, doch der Gedanke, Tir auf dem Schiff gebären zu lassen, gefiel ihm nicht. Sie hatte gesagt, dass ihr die Galuenen bei der Geburt helfen würden, und er hatte sich vorgenommen, sie zu einem der Türme zu bringen, wenn es so weit war. Die Galuenen würden ihre Schmerzen lindern und sie gegen die bösen Geister beschützen, die über eine gebärende Frau kommen konnten, um ihr Leben im Tausch gegen das des Neugeborenen zu stehlen. Auf dem Schiff hätte sie keine der ihren um sich.
»Ich bin der Häuptling. Ich kann mein Volk bitten zu warten.«
Turvi strich sich mit der Hand über den Bart. »Das kannst du. Aber ein guter Häuptling hört auf sein Volk.«
»Sprecht ihr über Tir?« Tarba lehnte sich zum Feuer vor. »Sie ist eine gute Frau, Tileder. Sie hat mich einmal nach einem Schwerthieb geheilt, da war sie noch bei den Galuenen in der Lehre.« Der Alte zog sein Hemd hoch und zeigte eine handlange Narbe auf seiner Brust.
»Darauf trinken wir.« Nangor stieß mit seinem Becher gegen den von Virga. »Auf dass euer Kind ein kräftiger Sohn oder eine über alle Maßen schöne Tochter wird. Bei Manannan.«
Die Männer stießen mit ihren Bechern an und tranken lange. Sogar Turvi und Dielan nahmen einen kleinen Schluck. Danach hatte der Einbeinige anscheinend vergessen, worüber sie gesprochen hatten, denn er wandte sich Nangor zu und fragte nach Strömungen, Schären und Winden im Westen, und der Seeräuber runzelte die Stirn und begann etwas über seine vielen Jahre auf See zu murmeln.
Tarbas Gebräu rann schnell durch den Körper, und als Virga an der Kaimauer entlangschwankte, verspürte auch Bran Drang. Er ging dem Jungen nach und geleitete ihn weiter, ehe er seinen Gürtel lösen konnte. Die Tirganer erachteten es als große Schande, ihr Wasser von der Kaimauer zwischen die Rümpfe der Langschiffe abzuschlagen, und so legte Bran den Arm um die Schultern des Jungen und ging auf die Anhöhe am Westende des Hafens zu. Sie umrundeten die Tanzenden, gingen
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