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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Horizont verschwand, und reichte nach Osten über die Ebene hinter dem Grashügel. An einigen Stellen erahnte er weiße Schneeflecken.
     
    Bran blieb bis zum Anbruch der Nacht dort stehen, und erst, als die Kälte in seinen Körper kroch, wandte er sich wieder zum Lager um. Er sah Turvi zwischen den Zelten hervorhumpeln, gefolgt von Nosser und Nangor. Sie trugen Velar zwischen sich, und Bran wusste, was sie von ihm wollten.
    Er kam seiner Pflicht als Häuptling nach. Die Männer legten Velar einen Speerwurf südlich vom Lager zur Ruhe, und Bran bedeckte seinen Körper mit Steinen, wie es bei den Tirganern Brauch war. Er fühlte keine Trauer für den Toten, aber auch keinen Hass. Velar war ein Teil der Vergangenheit. Bran drehte sich zu den Bergen um. Sie waren kaum mehr als dunkle Schatten vor dem Nachthimmel, aber er spürte, dass irgendwo dort drinnen das Tal war. Die Bilder aus seinem Traum kamen zu ihm zurück, er erinnerte sich wieder an den Wald am Fuß des Gebirges, an die Schlucht zwischen den Felswänden und die Hochebene auf dem Dach des Gebirges. Die Zeit für die letzte Wanderung war gekommen.
    Bran half Turvi zurück zu seinem Zelt. Nosser blieb allein am Grab zurück. Der graubärtige Mann stand eine Weile da und wiegte den Kopf hin und her. Dann ging auch er.
     
    In dieser Nacht stand niemand Wache um das Lager, da das Felsenvolk überzeugt war, weiter entfernt von irgendwelchen Menschen zu sein, als ein Volk es jemals gewesen war. Selbst Zwei Messer und Storm schliefen tief und fest, und alles, was zu hören war, waren die Wellen, die die Schiffe umspülten. Die Möwen hockten stumm auf den schwarzen Steinen, und die Eisschollen, die mit der Strömung angetrieben wurden, schwappten ruhig auf den Wellen. Der Wind legte sich und über den Masten der Schiffe glitzerten die Sterne.
    Lillevord und Kais Sohn waren die Ersten, die am nächsten Morgen aus ihren Zelten krochen. Die Jungen hatten sich auf der langen Reise über das Meer gelangweilt, aber nun waren sie endlich wieder an Land. Sie rannten zwischen den Zelten herum, johlten und schrien und weckten das ganze Lager auf. Zerzauste Köpfe tauchten in den Zelteingängen auf, Männer husteten und drohten ihnen mit den Fäusten. Dann kamen die Frauen aus den Zelten gekrochen. Einige verschwanden hinter den Zelten, andere kletterten an Bord, um mehr Trockentang zu holen.
    Bald stiegen Rauchsäulen aus den spitzen Zelten, aus den Öffnungen drangen gedämpfte Stimmen und der warme Duft von Fischsuppe breitete sich über den Strand aus.
     
    Etwas später waren die meisten Männer auf den Beinen. Nangor stand auf Visikals Schiff und fuchtelte laut rufend mit den Armen. Die Männer trugen Decken und Felle, leere Wasserschläuche und den einen oder anderen Speer, der am Vorabend vergessen worden war, vom Schiff. Storm und Zwei Messer schleppten den Anker, der im Sandgraben gelegen hatte, nach vorn zum Bug und warfen ihn auf den Strand. Chogg, Sortsverd und Taran fierten den Querbaum, und Nangor kippte das Steuerruder hoch und band es fest, damit es nicht gegen die Steine schlug. Es war Zeit, die Schiffe für den Winter fertig zu machen.
    Bran kletterte auf sein eigenes Schiff und forderte seine Männer auf, es Nangors Mannschaft gleichzutun. Hagdar trug den Amboss, die Hämmer und alle Eisengegenstände nach oben, die er in der Schmiede im hinteren Teil des Schiffs gehabt hatte. Kaer band die Pfeilköcher von der Reling, und bald war das ganze Schiff leer geräumt. Zum Schluss grub Bran den Anker aus dem Sandgraben aus und trug ihn mit Hagdar an Deck.
    Nangor bemerkte, dass sie in ein Fahrwasser gekommen waren, in dem der Unterschied zwischen Hochwasser und Niedrigwasser gering war, und dass es wenig Sinn hatte, auf Hochwasser zu warten, um die Schiffe an Land zu holen. Also warfen die Männer Schlingen um die Bugsteven und begannen, die Schiffe an Land zu ziehen. Die Kielbalken knarrten über die Steine, und Bran sah sehr wohl, wie Nangor deswegen mit den Zähnen knirschte. Was ihn nicht wunderte, war Visikals Langschiff auf dieser Fahrt doch wie sein eigenes geworden. Und Nangor liebte sein Schiff genauso, wie Bran die Tigam liebte.
    Als die Schiffe an Land gezogen waren, begannen die Männer ihre Habseligkeiten zu den Zelten zu tragen. Bran blieb am Wasser stehen, und als die Männer fertig waren, ging er zu seinem Schiff und legte die Hand an die Bordwand. Der Rumpf war dicht mit Algen bewachsen. Bran nahm sein Messer und begann sie abzukratzen, gab es

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