Das Verheissene Land
baute sich breitbeinig vor Bran auf und musterte ihn.
Bran hob die Hand zum Gruß. »Ich bin Bran«, wiederholte er. »Der Häuptling des Felsenvolkes.«
Die Faust traf ihn wie ein Keulenschlag. Sein Kiefer fuhr zur Seite, ehe der Rest des Körpers folgte. Bran sank auf die Knie. Er spuckte Blut, hustete und versuchte, den Blick auf den Boden zu heften.
»Ich bin Karr.« Der Schwarzbärtige machte einen Schritt auf ihn zu. »Der Meisterschmied.«
Bran sah seine schwarzen Stiefel im Gras und wurde von einem unbändigen Zorn übermannt. Er kam auf die Beine. Unten im Lager riefen sie nach ihm.
Der Schwarzbärtige grinste breit, und mehrere seiner Männer lachten. »So begrüßen wir Fremde. Glaub nur nicht…«
Bran holte zu einem Schwung auf seinen Kiefer aus. Der Schwarzbärtige sah den Schlag kommen, versuchte aber nicht, ihm auszuweichen. Der Schlag traf ihn direkt unter dem Wangenknochen, aber er rührte sich kaum.
Die Krieger verstummten. Keiner lachte mehr. Bran hörte keine Stimmen mehr aus dem Lager. Die Männer richteten ihre Bögen auf ihn, und Bran verfluchte seine eigene Dummheit. Er hätte den Schlag hinnehmen und dem Volk seine Ehrerbietung zeigen sollen.
Der Schwarzbärtige rieb sich die Wange. Dann sah er seine Hand an. Schließlich ging er auf Bran zu, schlug ihm mit der Hand auf den Rücken und lachte schallend, so dass es über den ganzen Strand hallte.
»So ist es richtig!« Er führte Bran in den Kreis der Männer. »Das nenne ich Mut, Fremder! Du könntest glatt ein Nordländer sein, also wirklich.«
Bran kniff die Augen zusammen. Er war immer noch ganz benommen von dem Schlag und konnte kaum glauben, was er hörte. Aber der Schwarzbärtige hatte seinen Arm um Brans Schultern gelegt, und die Männer senkten die Bögen.
»Dein Volk kann das Feld unten am Fluss haben.« Karr ließ ihn los und betrat einen schmalen Steig, der zwischen den Grashalmen auftauchte. »Und bei meinem Bruder findest du einen ruhigen Platz für dich und deine Frau.«
Bran schaute über die Schulter. Sie standen unten zwischen den Zelten und folgten ihm mit dem Blick. Sicher fragten sie sich, wohin die Fremden mit ihm gingen. Auch er fragte sich das, aber er wusste, dass er bald eine Antwort bekommen würde. Denn nun führten die Krieger ihn auf den Höhenzug.
Dahinter lag das Dorf. Das Land bildete hier eine Bucht, und unterhalb der steil abfallenden Hügelkuppe stürzte ein Fluss schäumend ins Meer. Zur anderen Seite lief der Fluss durch ein steiniges Flussbett, das sich weiter durch die ganze Ebene schlängelte. Aber es war das Dorf, das Brans Aufmerksamkeit fesselte. Die Landschaft bildete einen gewaltigen Kessel um die vielen Häuser und Äcker. Der Höhenzug, auf dem sie standen, erstreckte sich nach Süden und schützte das kleine Tal mit seiner langen, steilen Hangseite gegen die Ostwinde von der Ebene. Im Norden war der bewaldete, herbstlich gelb verfärbte Bergrücken.
Es gab viele Blockhäuser, die aus groben Baumstämmen zusammengezimmert waren. Die lang gezogenen Dächer waren mit Moos und Gras überwuchert und die Steinschornsteine von Flechten überzogen. Bran sah Frauen in knöchellangen Kleidern und Kinder mit Umhängen, deren Füße mit Stofflappen umwickelt waren. Zwischen den Häusern, die gleichmäßig über den ganzen Platz verstreut lagen, rannten Hunde herum. Überall lagen gelbe Blätter und kündigten den Herbst und die Kälte an. Auch hier rollten die Wellen an einen Strand aus schwarzen, glatt geschliffenen Steinen. Ein paar offene Spitzbuge waren auf den Strand gezogen worden, und zwischen den Booten standen ungefähr ein Dutzend Gestelle, auf denen Trockenfisch lag. Weiter im Dorf lag Heu zum Trocknen unter schmutzigen, grauen Vordächern. Gleich unterhalb des Berghangs grasten Pferde in einer Einfriedung. Der strenge Geruch von Mist, Fisch und Rauch schlug ihm entgegen.
»Ber-Mar«, sagte Karr. »Das Dorf am schwarzen Strand.«
Einer der Krieger reichte ihm einen Schild, und Karr zog das Schwert aus der Scheide und schlug mit dem Griffstück gegen die Eisenplatte. Frauen, Männer und Alte blickten von ihren Arbeiten auf, und als sie ihn sahen, grüßte Karr sie mit offenen Händen.
»Einer unserer Jäger hat euch vor ein paar Tagen entdeckt.« Karr steckte das Schwert zurück in die Scheide. »Er ist eine ganze Nacht gelaufen, um uns zu warnen. Wir wussten nicht, was ihr im Sinn hattet, und wollten uns nicht verraten. Darum haben wir unsere Feuer gelöscht und unsere
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