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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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In dem Steinkessel schwelte Glut und auf dem Amboss lag ein Hammer mit einem Kopf so groß wie eine geballte Faust. Der Kamin hatte zwei Öffnungen, eine zu dem Steinkessel, die andere zu einem Blasebalg, und unter der Decke hing ein Holzblock, von dem ein Seil zu dem Balg reichte, der unten von einem Stein gehalten wurde. Unter dem Dach hing außerdem ein Sack mit Kohle. Auf dem Boden standen verschiedene Steinformen für Kurzschwerter, Langschwerter, Speerspitzen, Pfeilspitzen und Axtklingen.
    Eine Tür knarrte. Als Bran sich zu der Schmalseite des Langhauses umwandte, sah er Turvi auf seine Krücken gestützt dort stehen.
    »Jetzt staunst du, Häuptling.« Der Einbeinige hob erst die eine und dann die andere Krücke über die Türschwelle, ehe er sich vorbeugte und loshumpelte. »Aber ich werde es dir erklären. Ich war heute Nacht bei Karr. Wir haben uns unterhalten. Ich habe ihm von unserer Reise erzählt. Und Karr hat mich viele Dinge gelehrt. Ich weiß jetzt, wo wir uns befinden.«
    Bran sah die Pergamente, die aus dem Wams ragten. Aus den Kohleflecken an seinen Fingern schloss Bran, dass Turvi etwas auf die Karten eingezeichnet und geschrieben hatte.
    »Wir sind einmal um die ganze Welt gesegelt, Häuptling!« Turvi zog ein Pergament heraus und rollte es auf. Bran konnte die geschwungenen Linien nicht deuten, aber Turvi konnte es. »Hier sind wir losgefahren«, sagte er und zeigte auf ein paar Zeichen am rechten Rand des Pergaments. »Wir sind hier runter auf den Blutsund zugefahren, hier vorbei…« Er fuhr weiter mit dem Finger an den unregelmäßigen Linien entlang. »Bis nach Tirga. Dann weiter nach Westen… durch den Sturmrand… und wieder nach Norden.« Er landete mit dem Finger in der oberen linken Ecke. »Bis nach Ber-Mar, dem Schwarzen Strand. Einmal um die ganze Welt sind wir gesegelt, jedenfalls die bekannte Welt. Der Fluss dort unten ist der, von dem die Krieger der Ebene erzählten, wenn sie uns in der Felsenburg besuchten. Er fließt durch die gesamte Ebene, bis zu den Heidehügeln im Norden von Krugant.«
    »Krugant?« Bran erinnerte sich, was Turvi ihm über Karains Heimatstadt erzählt hatte, die nordöstlich von der Felsenburg und vom Lanzengebirge lag. Er konnte sich keinen Ort vorstellen, der noch weiter entfernt war.
    »Krugant.« Turvi nickte. »Wenn du dem Fluss folgst, kommst du bei den Heidehügeln im Norden von Krugant heraus. Wir hätten hierher gehen können, Bran. Aber dafür hätten wir unzählige Monde gebraucht. Und Karr hat erzählt, dass es auf der Ebene viele Räuberstämme gibt.«
    Karr hob den Hammer drohend gegen den Bergkamm im Osten, und Bran verstand, was er damit sagen wollte. Die Stämme der Ebenen waren eine Geißel für alle Völker gewesen, die um das Lanzengebirge herum lebten, und auch hier schien das nicht anders zu sein.
    »Und ich habe von Ber-Mars Geschichte erfahren.« Turvi legte eine Hand auf Karrs Schulter. »Unsere Völker haben viele Gemeinsamkeiten. Auch die Bermarer wurden verfolgt. Sie kamen über die Ebene und fanden schließlich Zuflucht hier am Meer. Und hier leben sie nun schon mehr Menschenalter, als sich irgendeiner von ihnen erinnern kann.«
    »Aber wie…« Hagdar machte einen Schritt auf ihn zu, blickte zu Karr und dämpfte seine Stimme. »Wie könnt ihr als Volk überleben? Wo finden eure Männer Frauen? Wer schenkt euren Frauen Kinder?«
    Karr sperrte die Augen auf. Bran wollte Hagdar wegziehen, aber Hagdar blieb stehen. Die großen Männer maßen einander mit Blicken, aber keiner von beiden wich zurück. Karr hob den Hammer, drehte sich dann aber um und nahm ein Schwerteisen aus dem Steinkessel. Er drehte ihnen den Rücken zu und begann, darauf zu schlagen. Funken sprühten auf den Boden.
    Turvi humpelte von ihm weg und sammelte Bran, Hagdar und Dielan um sich, um ihnen die eigentümliche Geschichte der Bermarer zu erzählen: Vor unzähligen Generationen lebten sie noch in den Nördlichen Fichtenwäldern. Bran hatte schon durch die Nomaden, die manchmal in die Felsenburg kamen, von den immergrünen Wäldern gehört. Karrs Vorväter waren von Krims Kriegern Richtung Süden getrieben worden, ehe sie nach Westen ans Ende der Welt flohen. Sie entdeckten dieses Tal und ließen sich hier nieder.
    Der Einbeinige zeigte aufs Meer und zog die alte Fischhaut heraus. Der Mansarer hatte über den Wahnsinn der Mannschaft geschrieben, und nun verstand Turvi auch, was sie um den Verstand gebracht hatte. Sie waren vor dem Krieg in ihrer Heimat

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